Belgrade Wall

Performance – temporäre Installation
Trg Republike (Platz der Republik), Belgrad | 2009

 

Zum 20-jährigen Jubiläum des Mauerfalls in Berlin wurde Belgrad durch eine „über Nacht“ erstellte, monumentale Pappkopie des eisernen Vorhangs auf dem Platz der Republik in Belgrads geteilt. Der Grenzwall, der den nördlichen Teil der Stadt entlang der Mauerachse vom südlichen Teil isolierte, wurde von Bürgern der Stadt aus faltbaren Pappziegeln und Leim errichtet – andere Bürger beteiligten sich, indem sie die Mauer wieder abbauten, Material entwendeten oder anderweitig zu verhindern suchten. Der politischen Situation Deutschlands vor dem Mauerfall am 9.11.1989 entsprechend trennte die Stadt Belgrad das Bollwerk symbolisch in zwei Sektoren. Mit der Fertigstellung des Schutzwalls wurde die Grenze geschlossen, Grenzpolizisten sicherten die Staatsgrenze und informierten über die neue politische Situation Serbiens. Über die Stadt verteilt entstanden von Bürgern der Stadt erbaute weitere Grenzwälle, die von anderen Bürgern wieder abgebaut wurden. An der Mauer kam es zu Demonstrationen der lokalen ANTIFA-Bewegung, zu nationalistischen Versammlungen, Treffen der Kriegsveteranen und Demonstrationen für einen Wiederaufbau der DDR. In den Medien wurde ein Diskurs über weiterhin präsente „Mauern in den Köpfen“ der Bevölkerung im Schmelztiegel des Balkans angestoßen. Die Belgrader Mauer fiel in der Nacht zum 10.11.2009 angeblich durch einen Schneesturm.

Tagebuch Der Fall der Belgrader Mauer
Grenztagebuch, 158 Seiten, mit Texten von Jutta Gehrig, Dr. Dorothee Bauerle-Willert und Frank Bölter