
Bis zum Ende der Welt
Performance – Temporäre Installation
Hitzler Werft, Elbe-Lübeck-Kanal | 2007
ERSTER AKT
Hitzler Werft, Elbe-Lübeck-Kanal in Lauenburg, km 61,35 –
Große Werfthalle, im Hintergrund wird an einem 120 Meter langen Schiffskörper
aus Eisen gearbeitet. 2 Rollen Getränketütenkarton. Schlaggeräusche, es ist
unruhig und laut.
Herr Büker, Frau Rothschild, Jon Manshardt, RTL, SAT1, Werftarbeiter,
Katharina Bunzel, Hamburger Abendblatt, Landeszeitung Lüneburg, Lauenburger
Landeszeitung, Harun, Arian, Jule, Harald u. Mutter, Pavel, Ümit, Nachbar Bodo.
14. August 2007:
Ich wiederhole meine zuvor unverbindlich gestellte Anfrage beim Betriebsleiter der Hitzler Werft, Herrn Büker, nach einer Möglichkeit, ein überdimensioniertes Papierschiffchen in der großen Werfthalle zu falten. Meine Anfrage stößt auf Interesse und wird als ungewöhnliche Maßnahme im Zusammenhang mit den werftüblichen Aktivitäten begrüßt. Außerdem sei im Moment ausreichend Platz vorhanden, da wenige Kleinschiffreparaturen vorgenommen werden würden. Ich bedanke mich und versichere, den gängigen Werftbetrieb nicht zu stören. Redakteure der Lauenburger Landeszeitung, der Landeszeitung Lüneburg und des Hamburger Abendblattes erklären ihr Interesse an einer Berichterstattung über das Projekt. Der RTL informiert sich über die Möglichkeiten, das Falten des Riesenpapierschiffchens zu filmen. Frau Rothschild der RTL-Redaktion drängt, das Faltboot unmittelbar nach dem Falten zu Wassern, dann hätte RTL Interesse. Meiner Absage mit dem Hinweis auf die verabredet öffentliche Performance am Projekteröffnungstag, dem 23. Oktober wird mit der Antwort begegnet, dass RTL dann wohl nicht kommen könne.
Gegen 19.30 Uhr erhalte ich einen Anruf von Jon Manshardt aus Alt Garge. Er bietet mir an, mich mit seiner Don bis zum Ende der Welt zu ziehen. Ich lade ihn ein, an der Faltperformance teil zu nehmen, er nimmt dankend an.
15. August 2007:
Frau Rothschild von der RTL-Redaktion erklärt, sie habe sich beim Chefredakteur durchgesetzt, sie kämen doch. SAT1 erklärt sein Interesse, zum Stapellauf zu erscheinen und bittet um einen Interviewtermin am 23. Oktober unmittelbar vor dem Stapellauf. Es folgen etliche redaktionelle Anfragen die Ernsthaftigkeit des Unterfangens betreffend sowie zur Klärung technischer Unwägbarkeiten, „um die morgige Faltaktion nicht zu sehr zu stören.“ Unterdessen wird unter größten Anstrengungen die große Getränketütenkartonfläche geschweißt. Das Industriematerial erweist sich als schwer und sperrig. Mit einer Heißluftpistole lässt sich die Kunststoffoberfläche anlösen und durch Pressen mit der etwa handbreit unterliegenden Bahn verschweißen. Der Untergrund ist schmutzig und uneben. Das Material wird bereits beim Zusammenschweißen strapaziert. Die hergestellte Grundfläche hat ca. 180 m?. Einige Werftarbeiter und Angestellte erkundigen sich nach Vorhaben, Material und Größe des Faltschiffes. Meine Ausführungen werden zur Kenntnis genommen. Meiner Einladung, bei der morgigen Faltaktion mit zu helfen, wird freundlich begegnet: „Das schau‘ ich mir an!“, kommentiert Schweißer Ümit.
16. August 2007:
Morgens ruft Sozialarbeiterin Katharina Bunzel an, leider könnten nur 4 Jugendliche helfen, am Nachmittag das Riesenpapierschiff zu falten. Ich verberge meine Enttäuschung über die geringe Anzahl begeisterungsfähiger Jugendlicher in Lauenburg und ermutige Sie: „Dann falten wir das Schiff zu viert.“
Um 13 Uhr erscheinen neben Redakteuren von RTL, dem Hamburger Abendblatt, der Landeszeitung Lüneburg, der Lauenburger Landeszeitung in Begleitung der Sozialarbeiterin Katharina Bunzel, Harun, Arian und Jule. Harun glaubt, dass es besser wäre, noch eine vierte Person hinzu zu ziehen und bietet sich an, auf der Straße noch jemanden an zu sprechen. Er kommt 10 Minuten später mit dem 9-jährigen Harald und seiner Mutter in die große Werfthalle. Skipper Jon trifft ein. Alle jugendlichen Helfer werden mit einem Arbeitsanzug ausgestattet. Nach der Begrüßung aller Helfer und Medienvertreter beginnt die erste Phase des Reisekommunikationsprojekts „Bis ans Ende der Welt‘ mit der Performance, ein schwimmfähiges, reise- und schlepptaugliches Riesenpapierschiffchen zu falten.
Der Faltprozess nimmt etwa 2 Stunden in Anspruch, einige Male unterbrochen durch Interviewanfragen der Print- und Fernsehmedienvertreter. Was zehn Fingern in kleinem Format gewohnt leicht von der Hand geht, erweist sich in dieser Größe als kaum zu bewältigen. „Ganz schön anstrengend“, meint Arian nach 2 Stunden, „Und jetzt reicht’s auch!“ Werfti ‚Pavel‘ behauptet: „Am Ende der Welt, da war ich auch noch nicht“. Sein Kollege Ümit würde gern als Passagier am Stapellauf teilnehmen: „Wenn das funktioniert, mache ich damit Urlaub“
18 Uhr: Anruf von Skipper Jon: „Wir benötigen dringend noch eine Schwimmfähigkeitserklärung. Sonst kann ich eigentlich nicht fahren.“ Ich erkundige mich beim Wasser- und Schifffahrtsamt. Dort rät man mir, bei der Hitzler Werft nach jemandem zu fragen, der ein solches Papier mal eben ausstellen kann. In der Zwischenzeit haben sich die in der Werfthalle wohnenden Tauben über das neue Gefährt her gemacht. Werftleiter Herr Büker behauptet: „die zielen auf Alles, was neu in der Halle ist.“ Werftarbeiter Christof meint: „Das bringt Glück!“
16. August, 20 Uhr:
Besuch bei Jon Manshardt in Alt Garge. Bei einem Bier auf seiner Don erläutere ich ihm mein Anliegen, mit dem Riesenpapierschiffchen bis ans Ende der Welt zu gelangen. Seine Don stellt sich als prädestiniert für die geplante Reise heraus (tief liegende Schraube, die keine Welle produziert und 2 Schlafplätze an Bord). Wir verbringen einen angenehmen Abend an Bord und sind froh, ein Schiffsreise vor uns zu haben, bei der keiner so genau weiß, wo sie eigentlich hinführen soll. Ich lade Jon für den kommenden Tag ein, mich noch einmal auf der Hitzler Werft zu besuchen, um das Schiff und seine Schwimm- und Schlepptauglichkeit in Augenschein zu nehmen.
17. August:
Jon kommt in Begleitung seines Nachbarn Bodo gegen 14 Uhr zur Werft. Wir diskutieren ausgiebig über neuralgische Punkte und mögliche Schwierigkeiten beim Passieren der Schleuse bei Geesthacht. Außerdem sei ein Passieren des Hamburger Hafen nahezu aussichtslos. Ich kläre ihn über die inzwischen erteilte schifffahrtspolizeiliche Erlaubnis auf. Er zeigt sich erfreut und sieht dem Stapellauf und der anschließenden Reise mit Zuversicht entgegen. Ich erkläre meine Freude über seine Mitarbeit nicht zuletzt wegen meines Mangels an Kenntnissen über Schifffahrt, Navigation sowie Wetter- und Wasserverhältnissen der Elbe und des Meeres. Jon klärt mich in Kürze über die Strömung der Elbe im Vergleich zu anderen Großwasserstraßen auf. „Die Elbe hat etwa 2 Knoten bei diesem Wasserstand. Schwierig wird’s zum ersten Mal, wenn wir vom Elbe-Lübeck-Kanal auf die Elbe raus müssen. Da zeigt sich, was das Papierboot wirklich kann.“
Wir beschließen, im Hafengrill beim Mittagessen weiter über die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen und Reisevorbereitungen nach zu denken. Wir diskutieren über Aspekte wie Proviant, Schlafmöglichkeiten an Bord und mögliche Havarien unterwegs. Auch an Jon’s Don seien noch einige Umbaumaßnahmen notwendig, wie bspw. eine Schleppvorrichtung und eine Strickleiter für das Einsteigen ins Papierschiff bzw. Aussteigen aus dem Papierschiff. „Da ist schon noch einiges zu tun“, gibt Jon vor. Nach dem Essen gehen wir zurück zum Riesenpapierschiff, um uns den Schiffskörper noch mal unter dem Aspekt des her zu stellenden Schleppverbandes an zu schauen. „Das ist nämlich gar nicht so einfach. Man unterschätzt das. Wir haben ja immerhin zusammen über 20 m Länge: 9 m Papierschiff und 7 m Don plus Tampen (Schlepptau). Die muss man erstmal sicher bewegen auf dem Wasser! Aber ich krieg das hin, lass mich mal machen“. Ich erkläre meine Unerfahrenheit und verweise auf die Idee als Motivationsbasis für dieses vielleicht etwas „waghalsige“ Projekt. „Wenn wir hiermit fertig sind, machst Du bestimmt noch einen Binnenschifffahrtsschein, der ist auch nicht so schwer.“
Jon macht den Vorschlag, die verschiedenen über einander liegenden Tetra-Pak-Schichten miteinander zu verschweißen. Außerdem könne man die Bordwände stabilisieren, indem man Styrodur in die Bordwand einschlägt. Ich erkläre meine Skepsis und die Absicht, bis ans Ende der Welt reisen zu wollen und nicht darüber hinaus. „Aber wenn Du hier nicht gleich untergehen willst, müssen wir da etwas tun, weil die Kräfte des Wassers beim Schleppen am Bug der Bordwände ansetzen, und da hast Du keinen Widerstand.“ Ich verspreche, eine Nacht darüber zu schlafen. Am Nachmittag erkundigen sich einige Redaktionen über den weiteren Verlauf des Projektes. Unter Anderen bekunden SAT1 und RTL ihr Interesse am Stapellauf. Das Hamburger Abendblatt, der Lüneburger Anzeiger und die Lauenburger Landeszeitung fragen nach Interviewterminen für den Tag des Stapellaufs.
20. August:
Als ich gegen 9 Uhr auf der Hitzler Werft eintreffe, ist Jon Manshardt schon dort. Er behauptet seit Tagen schlecht geschlafen zu haben. „Ich habe eine Idee, wie wir die Bordwände etwas stabiler machen können. Wir benötigen PE-Schläuche. Die sind unglaublich stabil. Da können ruhig hohe Wellen kommen. Die können dem Schiff nichts anhaben.“ Meine Frage, ob das wirklich nötig sei, wird überhört. Ich entgegne, mich erst mal um ein Gutachten für das Riesenpapierschiff kümmern zu müssen. Jon Manshardt nickt zustimmend. Auf meine telefonische Nachfrage bei der Hitzler Werft nach einem potentiellen Gutachter, antwortet Herr Büker, dass eine Schwimmfähigkeitserklärung, die bürokratischen Gesichtspunkten stand hält, ca. 30.000,- € kostet und bei Herrn
Neumann von der Schiffsuntersuchungskommission SUK zu beantragen sei. „Nur damit Sie ungefähr einordnen können, was man da von Ihnen verlangt.“, so Herr Büker. Meiner anschließenden Anfrage nach einer Sonderschwimmfähigkeitser-klärung für das Papierschiff begegnet Herr Neumann mit dem Tipp, es bei einem privaten Gutachter zu versuchen: Herr Behr in Lauenburg. Herr Behr weist meine Anfrage nach einer Schwimmfähigkeitserklärung brüsk zurück und gibt zu verstehen, dass er als Folge prompt auf Regress verklagt würde, wenn er diese Erklärung erteile. „Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, dass irgendein Gutachter Ihnen ein solches Gutachten überhaupt ausstellen könnte?“ Es könne nicht Sinn und Zweck der Tätigkeit eines Gutachters sein, diese Erklärungen willfährig zu erteilen. Auf meinen Einwand, dass ohne schifffahrtliche Risikobereitschaft Amerika noch nicht entdeckt sei, antwortet Herr Behr, dass dies weder etwas mit meinem konkreten Anliegen zu tun hätte, noch mit seiner Tätigkeit. Ich erkläre meine Zweifel an dieser These und verweise auf den seefahrtlichen Ursprung des Wagemuts und der Risikobereitschaft anhand des Beispiels der royalen Unternehmungen von Christoph Columbus. Herr Behr behauptet, dass jeder sehr wohl wisse, dass die bevorstehende Fahrt nicht gut gehe. Er sei überhaupt sonst zu jedem Spaß bereit.
ZWEITER AKT
Hitzler Werft, Elbe-Lübeck-Kanal in Lauenburg, km 61,35 –
Große Werfthalle, im Hintergrund ein 120 Meter langer Metallschiffskörper.
Im Vordergrund das 9 Meter lange Riesenpapierschiffchen. Eine große
Metallplatte, Eisenketten, Kran, Stille (leise Lüftungsgeräusche)
Herr Meyer (Pok WSP), Herr Heide, Frau Durster (WSA), Herr Roßmeier (Pom
Abes, a, ade inserhas Lauenburg), NDRan, SiT, Hamburgte
Nora Sdun, Publikum
23. August, 10.18 Uhr:
Polizeioberkommissar Meyer von der Wasserschutzpolizei, WSPK 35/Lauenburg betritt die Werfthalle und inspiziert das Papierschiff. Wir sprechen über den Sachverhalt des nicht zu erwirkenden Gutachtens der Sonderstelle Schiffsuntersuchungskommission (SUK) oder eines amtlich bestellten Sachverständigen, Punkt 15 der schifffahrtspolizeilichen Erlaubnis Nr. 160/2007 aufgrund der erforderlichen Summe von 30.000,- € und der für die Erteilung notwendigen behördlichen Laufzeiten von Wochen bzw. Monaten. Ich unterrichte Ihn über das Gespräch mit dem Gutachter aus Lauenburg, Herr Behr, und dessen barscher Unwilligkeit, das Gutachten aus zu stellen. „Das kann ich mir denken, aber die Leute gehen doch mit allem Möglichen ins Wasser“. Herr Meyer wünscht gutes Gelingen für die Projekteröffnung und verabschiedet sich mit den Worten, ich solle mich an Ihn wenden, wenn irgendetwas nicht klappen sollte. „Ich weiß auch nicht, warum das Ding nicht schwimmen sollte. Ich habe keine Bedenken“. Er hinterlässt seine Visitenkarte.
Tel. 04153- 2291
Fax 04153 – 5 13 76
Polizei Hamburg
Polizei Hamburg
Wasserschutzpolizei
WSPK 35 / Lauenburg
Übereicht durctElbetraßle 2 – 21481 Lauenburg
POK HEYER
Anschließende Vorbereitungen für den abendlichen Stapellauf. Meine Anfrage beim Werftingenieur Herrn Heide, ob jemand bereit sei, am heutigen Abend den Kran zu bedienen stößt nach anfänglichem Unbehagen und monetärer Argumentation auf verhaltene Zustimmung. Schweißermeister Henni würde sich bereit erklären. „Ich muss mich um meine Küche kümmern. Sonst würde ich das machen. Aber der Henni macht das“, so Herr Heide. Einige Fernsehsender rufen im Sekretariat der Werftleitung an, die sich ihrerseits leicht missbilligend über die Anzahl der Anrufe äußert. „Ich kann die Typen nicht ab!“, so ein Werftarbeiter. „Was wollen die alle?“ Frau Lebert vom NDR ruft an und beschwert sich bitterlich über die Missachtung ihrer unzähligen Versuche, mich zu erreichen. Sie möchte unbedingt beim Stapellauf ein Kamerateam vorbei schicken und auch einen Tag bei Jon Manshardt auf der Don mitfahren. Ich erkläre mein Erstaunen über die soeben erteilte Beschwerde und entschuldige den Umstand mit der Lautstärke in der Werfthalle, erkläre mein Interesse an der Konzentration auf meine Arbeit als bildender Künstler und deute eine Projektgefährdung durch die bereits reisevorläufige, immense Medienpräsenz an. „Aber das ist doch gut für Sie!“ urteilt Frau Lebert.
14.50 Uhr: Anruf von Frau Durster vom WSA Lauenburg. Sie teilt mit, das augenscheinlich Punkt 15 der Auflagen der schifffahrtspolizeilichen Erlaubnis nicht erfüllt werden konnte und die Wasserschutzpolizei angewiesen wurde, den Stapellauf unmittelbar zu unterbinden, sobald das Papierschiff zu Wasser gelassen werden würde. Meiner Frage, woher sie das denn wisse, wird mit: sie wisse das!, begegnet. Auf meinen Hinweis, dass man mir von Seiten des Wasser- und Schifffahrtsamtes durch die späte Erteilung der schifffahrtspolizeilichen Erlaubnis keinen Handlungsspielraum zugestanden habe, die zudem nach der Einschätzung von Herrn Büker 30.000,- Euro kostet, verweist Frau Durster auf ihre Anweisungen, ihre ledigliche Übermittlerfunktion und ihre Nichtverantwortlichkeit. Auf meine Frage nach einem Gespräch mit der Amtsleiterin Frau Kalytta heißt es, diese sei schon außer Haus. Ich solle versuchen, ganz schnell einen vorläufigen Schwimmfähigkeits/Schleppfähig-keitsnachweis bei Herrn Neumann von der SUK Hamburg oder Frau Mangold von der zentralen Schiffsuntersuchungskommission in Mainz zu erwirken. Anschließend soll Polizeiobermeister D. Roßmeier der Wasserschutzpolizei Lauenburg umgehend von dem Unterfangen, den Nachweis doch noch zu bekommen unterrichtet werden. Herr Neumann hatte sich bereits vor einigen Tagen telefonisch für ’nicht zuständig‘ erklärt, ist jetzt nicht erreichbar. Bei der zentralen SUK in Mainz (Herr Dühn) räumt man mir wegen des sehr kleinen Zeitfensters nur geringe Chancen ein, die Erlaubnisauflagen doch noch zu erfüllen. In Mainz sei man ausschließlich zuständig für größere Schiffe mit einer Länge von über 12 Metern. Man versorgt mich allerdings mit Telefonnummern weiterer amtlicher Gutachter, die ebenfalls keinen Erfolg bringen.
16.05 Uhr: Telefonat mit Polizeiobermeister D. Roßmeier von der Wasserschutzpolizei Lauenburg. Herr Roßmeier erklärt, dass er Anweisungen des Wasser- und Schifffahrtsamtes befolgen müsse. Er persönlich habe vollstes Verständnis für die Aktion, ihm seien jedoch die Hände gebunden.
16.10 Uhr: Der Leiter des Künstlerhauses Lauenburg, Herr Sdun besucht die Wasserschutzpolizei Lauenburg. Herr Roßmeier habe erklärt, dass doch mit dem Papierschiff gefahren werden könne, allerdings nur auf dem Elbe-Lübeck-Kanal, nicht auf die Elbe hinaus, nur von km 61,45 (Hitzler Werft) bis 61,55 (Einmündung in die Elbe). Außerdem dürfe ausschließlich der Künstler ins Papierschiff. Ziehen dürfe ausschließlich ein DLRG-Boot, so Herr Sdun. „Wenn es sich dabei um eine Aktion eines bedeutenden Künstlers wie z. B. Joseph Beuys handeln würde, wäre die Sachlage eine Andere. Aber unter diesen Umständen!“, gibt Herr Sdun die Aussage von Polizeiobermeister Roßmeier wieder.
16.30 Uhr: Interviews mit den Fernsehteams des NDR, von SAT1, RTL und diverser Pressevertreter. Es herrschen Unstimmigkeiten bzgl. der Reihenfolge der Interviews. Der NDR fragt nach einer Reportage an Bord am morgigen Vormittag. RTL schließt sich an. Das Hamburger Abendblatt auch.
18.35 Uhr: K. Meins von der DLRG teilt mit, dass die Wasserschutzpolizei ihm soeben verboten habe, dass Papierschiff zu ziehen. „Wenn ich auch nur den Tampen (Schiffstau) in die Hand nehme, schreiten die ein. Ich kann nichts machen.“ Carolin George vom Hamburger Abendblatt fragt, ob man sich nicht ein wenig beeilen könne, eigentlich wäre jetzt schon Redaktionsschluss.
18.45 Uhr: Treffen mit der Wasserschutzpolizei. Man weist mich auf den Rechtsverstoß hin, falls das Schiff zu Wasser gelassen werden würde. Über ein Wassern im Becken der Werfthalle ohne Besatzung werde man jedoch hinweg sehen. Sämtliche Gewässer in der Umgebung seien Hoheitsgebiet der Behörden, dementsprechend würde man sich verhalten. Auf meine Frage, ob eine Geldstrafe höher ausfallen würde als die Kosten für einen behördlichen Schwimmfähigkeits-/
Schlepptauglichkeitsnachweis in Höhe von 30.000,- € gibt es keine klare Antwort. Polizeiobermeister D. Roßmeier erklärt das Gespräch für beendet, die Hand am Halfter.
19.10 Uhr: Stapellauf, Einführung Nora Sdun
19.50 Uhr: Die Wasserschutzpolizei stellt sich in den Weg und scheint wie angekündigt eine Ausfahrt auf die Elbe verhindern zu wollen. Wir können nicht vorbei. Beidrehen des Schleppverbandes Ruderboot-Riesenpapierschiffchen. Das Boot der Wasserschutzpolizei versperrt den Weg. Herr Sdun wendet und zieht das Papierschiff wieder Richtung Werft. Abbruch der Aktion.
20.10 Uhr: Anlanden am Pier der Hitzler Werft.
Nachfrage nach Gründen für das Einschreiten der Wasserschutzpolizei und der Beendigung der Aktion. Begründung von der Wasserschutzpolizei: „Wenn wir das durchgehen lassen, haben wir morgen 20 Leute in einem Riesenpapierschiff auf der Elbe.“ Meine Anfrage, ob sie sich dazu öffentlich äußern würden, wird abgelehnt.
Ich erkläre laut rufend: „Lauenburg ist das Ende der Welt.“, im Publikum am Ufer herrscht Unruhe.
Skipper Jon Manshardt: „So ein Mist. Die ganze Planung umsonst!“