Frank-Bölter-Park

Temporäre Installation
Vorgebirgspark, Köln | 2010

 

Eine offiziöse Verlautbarung zur überraschenden Umbenennung des Vorgebirgsparks könnte etwa folgenden Wortlaut haben: „In der langen Geschichte der Namensgebung von öffentlichen Parkanlagen und Plätzen wird hier und heute erstmalig zu Ehren eines noch lebenden Künstlers eine Grünanlage eingeweiht. Das bislang wegen ihrer Lage Vorgebirgspark genannte Areal wird fortan den Namen Frank-Bölter-Park tragen. Üblicherweise verdienen herausragende Persönlichkeiten durch ihr außerordentliches Wirken während ihrer gesamten Lebens- und Schaffenszeit eine derartige Würdigung als Zeichen der öffentlichen Anerkennung. Folglich wird ihnen diese Ehre jedoch erst nach ihrem Ableben zu Teil. Für den Künstler Frank Bölter wird nun erstmals eine Ausnahme gemacht. Sie ist begründet durch die intensive Wirkung seiner vielfaltigen öffentlichen Aktionen und Auftritte und durch seine große, aus diesem kompromisslosen und mutigen Schaffen erwachsende Reputation, die ihn in der schwierigen Phase der Namensfindung zum einzig möglichen Kandidaten hat werden lassen. Er hat mit seinen eindrucksvollen und viel beachteten Aktionen im öffentlichen Raum immer wieder für Aufsehen gesorgt, aufgerüttelt. Erinnert sei nur an seine waghalsige Bootsfahrt über 600 Seemeilen in einem Papierschiff kreuz und quer durch Europa …“ Ein entsprechendes Straßenschild Frank-Bölter-Park ist bereits aufgestellt. Zudem wird ein allerdings noch nicht ganz vollendetes Denkmal für den Künstler die Umbenennung der Grünanlage auf den noch ungewohnten Namen Frank-Bölter-Park nachhaltig im öffentlichen Bewusstsein verankern. Vorerst steht nur ein erstaunlich konventioneller Sockel umgeben von ebenso konventionellem Blumenschmuck im Zentrum des als Einganszone des Parks dienenden Baumhofs.

Noch fehlt die eigentliche Skulptur, eine den Künstler darstellende Büste etwa, ein auf der Sockeloberseite sichtbares Gewinde weist auf das noch ausstehende, dort zu fixierende repräsentative Stück hin, macht die eigentümliche Leere dieses Postaments zu einer Leer- und Baustelle des Ruhmes. Naturgemäß unvollständig bleiben muss in dieser besonderen Würdigungssituation auch die auf das Wesentliche reduzierte Beschriftung des Sockels, lapidar lautet sie: „Frank Bölter / 1969 – „. Irritierend ist diese Lücke, das dereinst nachzutragende aber schon mitgedachte Sterbejahr fungiert als ein memento mori. Brüchig wird die Seriosität aller dieser Würdezeichen durch ihre Machart. Nicht allein die völlige Banalität der gewählten Formen, auch die Ausführung – das Heimwerkerhafte und Rohe des Sockels – lassen das ganze Ensemble der Parkneubenennungszutaten zweifelhaft erscheinen, sie untergraben den behaupteten Ehrerweis des frisch aufgestellten Schildes Frank-Bölter-Park, der durch den nachlässig gebauten Denkmalsuntersatz eben nicht beglaubigt wird. Der Künstler Frank Bölter gestaltet mit traditionellen Dignitätsmustern die anmaßenden Behauptung Frank-Bölter-Park als Imitation grundlosen Ruhmes, macht den ehemaligen Vorgebirgspark zum Schauplatz vermeintlicher Eintagsberühmtheit, wie sie massenmedial fortwährend produziert wird. Grotesk erscheint die eitle Selbstüberschätzung, lächerlich (oder auch tragisch) die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Getarnt als leichtfertig erscheinende Inszenierung eingebildeter Größe handelt Frank Bölters Frank-Bölter-Park vom schwierigen Status, der unsicheren Wertschätzung des Künstlers, den Kriterien für (kulturelles) Erinnern und Vergessen, dem tiefen Bedürfnis nach Berühmtheit, den Formen ihrer Konstruktion.

Text: Jens Peter Koerver

 

Blume Werden!

Performance – Temporäre Installation
Kunsthalle Göppingen | 2024
Straßentheater ZigZag, Lausanne, Schweiz | 2019
Figura: Theater Festival Baden, Schweiz | 2018
Internationales figuren.theater.festival Erlangen | 2017

 

Bis zum Ende der Welt

Performance – Temporäre Installation
Hitzler Werft, Elbe-Lübeck-Kanal | 2007

 

ERSTER AKT

Hitzler Werft, Elbe-Lübeck-Kanal in Lauenburg, km 61,35 –
Große Werfthalle, im Hintergrund wird an einem 120 Meter langen Schiffskörper
aus Eisen gearbeitet. 2 Rollen Getränketütenkarton. Schlaggeräusche, es ist
unruhig und laut.

Herr Büker, Frau Rothschild, Jon Manshardt, RTL, SAT1, Werftarbeiter,
Katharina Bunzel, Hamburger Abendblatt, Landeszeitung Lüneburg, Lauenburger
Landeszeitung, Harun, Arian, Jule, Harald u. Mutter, Pavel, Ümit, Nachbar Bodo.

14. August 2007:
Ich wiederhole meine zuvor unverbindlich gestellte Anfrage beim Betriebsleiter der Hitzler Werft, Herrn Büker, nach einer Möglichkeit, ein überdimensioniertes Papierschiffchen in der großen Werfthalle zu falten. Meine Anfrage stößt auf Interesse und wird als ungewöhnliche Maßnahme im Zusammenhang mit den werftüblichen Aktivitäten begrüßt. Außerdem sei im Moment ausreichend Platz vorhanden, da wenige Kleinschiffreparaturen vorgenommen werden würden. Ich bedanke mich und versichere, den gängigen Werftbetrieb nicht zu stören. Redakteure der Lauenburger Landeszeitung, der Landeszeitung Lüneburg und des Hamburger Abendblattes erklären ihr Interesse an einer Berichterstattung über das Projekt. Der RTL informiert sich über die Möglichkeiten, das Falten des Riesenpapierschiffchens zu filmen. Frau Rothschild der RTL-Redaktion drängt, das Faltboot unmittelbar nach dem Falten zu Wassern, dann hätte RTL Interesse. Meiner Absage mit dem Hinweis auf die verabredet öffentliche Performance am Projekteröffnungstag, dem 23. Oktober wird mit der Antwort begegnet, dass RTL dann wohl nicht kommen könne.
Gegen 19.30 Uhr erhalte ich einen Anruf von Jon Manshardt aus Alt Garge. Er bietet mir an, mich mit seiner Don bis zum Ende der Welt zu ziehen. Ich lade ihn ein, an der Faltperformance teil zu nehmen, er nimmt dankend an.

15. August 2007:
Frau Rothschild von der RTL-Redaktion erklärt, sie habe sich beim Chefredakteur durchgesetzt, sie kämen doch. SAT1 erklärt sein Interesse, zum Stapellauf zu erscheinen und bittet um einen Interviewtermin am 23. Oktober unmittelbar vor dem Stapellauf. Es folgen etliche redaktionelle Anfragen die Ernsthaftigkeit des Unterfangens betreffend sowie zur Klärung technischer Unwägbarkeiten, „um die morgige Faltaktion nicht zu sehr zu stören.“ Unterdessen wird unter größten Anstrengungen die große Getränketütenkartonfläche geschweißt. Das Industriematerial erweist sich als schwer und sperrig. Mit einer Heißluftpistole lässt sich die Kunststoffoberfläche anlösen und durch Pressen mit der etwa handbreit unterliegenden Bahn verschweißen. Der Untergrund ist schmutzig und uneben. Das Material wird bereits beim Zusammenschweißen strapaziert. Die hergestellte Grundfläche hat ca. 180 m?. Einige Werftarbeiter und Angestellte erkundigen sich nach Vorhaben, Material und Größe des Faltschiffes. Meine Ausführungen werden zur Kenntnis genommen. Meiner Einladung, bei der morgigen Faltaktion mit zu helfen, wird freundlich begegnet: „Das schau‘ ich mir an!“, kommentiert Schweißer Ümit.

16. August 2007:
Morgens ruft Sozialarbeiterin Katharina Bunzel an, leider könnten nur 4 Jugendliche helfen, am Nachmittag das Riesenpapierschiff zu falten. Ich verberge meine Enttäuschung über die geringe Anzahl begeisterungsfähiger Jugendlicher in Lauenburg und ermutige Sie: „Dann falten wir das Schiff zu viert.“
Um 13 Uhr erscheinen neben Redakteuren von RTL, dem Hamburger Abendblatt, der Landeszeitung Lüneburg, der Lauenburger Landeszeitung in Begleitung der Sozialarbeiterin Katharina Bunzel, Harun, Arian und Jule. Harun glaubt, dass es besser wäre, noch eine vierte Person hinzu zu ziehen und bietet sich an, auf der Straße noch jemanden an zu sprechen. Er kommt 10 Minuten später mit dem 9-jährigen Harald und seiner Mutter in die große Werfthalle. Skipper Jon trifft ein. Alle jugendlichen Helfer werden mit einem Arbeitsanzug ausgestattet. Nach der Begrüßung aller Helfer und Medienvertreter beginnt die erste Phase des Reisekommunikationsprojekts „Bis ans Ende der Welt‘ mit der Performance, ein schwimmfähiges, reise- und schlepptaugliches Riesenpapierschiffchen zu falten.
Der Faltprozess nimmt etwa 2 Stunden in Anspruch, einige Male unterbrochen durch Interviewanfragen der Print- und Fernsehmedienvertreter. Was zehn Fingern in kleinem Format gewohnt leicht von der Hand geht, erweist sich in dieser Größe als kaum zu bewältigen. „Ganz schön anstrengend“, meint Arian nach 2 Stunden, „Und jetzt reicht’s auch!“ Werfti ‚Pavel‘ behauptet: „Am Ende der Welt, da war ich auch noch nicht“. Sein Kollege Ümit würde gern als Passagier am Stapellauf teilnehmen: „Wenn das funktioniert, mache ich damit Urlaub“
18 Uhr: Anruf von Skipper Jon: „Wir benötigen dringend noch eine Schwimmfähigkeitserklärung. Sonst kann ich eigentlich nicht fahren.“ Ich erkundige mich beim Wasser- und Schifffahrtsamt. Dort rät man mir, bei der Hitzler Werft nach jemandem zu fragen, der ein solches Papier mal eben ausstellen kann. In der Zwischenzeit haben sich die in der Werfthalle wohnenden Tauben über das neue Gefährt her gemacht. Werftleiter Herr Büker behauptet: „die zielen auf Alles, was neu in der Halle ist.“ Werftarbeiter Christof meint: „Das bringt Glück!“

16. August, 20 Uhr:
Besuch bei Jon Manshardt in Alt Garge. Bei einem Bier auf seiner Don erläutere ich ihm mein Anliegen, mit dem Riesenpapierschiffchen bis ans Ende der Welt zu gelangen. Seine Don stellt sich als prädestiniert für die geplante Reise heraus (tief liegende Schraube, die keine Welle produziert und 2 Schlafplätze an Bord). Wir verbringen einen angenehmen Abend an Bord und sind froh, ein Schiffsreise vor uns zu haben, bei der keiner so genau weiß, wo sie eigentlich hinführen soll. Ich lade Jon für den kommenden Tag ein, mich noch einmal auf der Hitzler Werft zu besuchen, um das Schiff und seine Schwimm- und Schlepptauglichkeit in Augenschein zu nehmen.

17. August:
Jon kommt in Begleitung seines Nachbarn Bodo gegen 14 Uhr zur Werft. Wir diskutieren ausgiebig über neuralgische Punkte und mögliche Schwierigkeiten beim Passieren der Schleuse bei Geesthacht. Außerdem sei ein Passieren des Hamburger Hafen nahezu aussichtslos. Ich kläre ihn über die inzwischen erteilte schifffahrtspolizeiliche Erlaubnis auf. Er zeigt sich erfreut und sieht dem Stapellauf und der anschließenden Reise mit Zuversicht entgegen. Ich erkläre meine Freude über seine Mitarbeit nicht zuletzt wegen meines Mangels an Kenntnissen über Schifffahrt, Navigation sowie Wetter- und Wasserverhältnissen der Elbe und des Meeres. Jon klärt mich in Kürze über die Strömung der Elbe im Vergleich zu anderen Großwasserstraßen auf. „Die Elbe hat etwa 2 Knoten bei diesem Wasserstand. Schwierig wird’s zum ersten Mal, wenn wir vom Elbe-Lübeck-Kanal auf die Elbe raus müssen. Da zeigt sich, was das Papierboot wirklich kann.“
Wir beschließen, im Hafengrill beim Mittagessen weiter über die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen und Reisevorbereitungen nach zu denken. Wir diskutieren über Aspekte wie Proviant, Schlafmöglichkeiten an Bord und mögliche Havarien unterwegs. Auch an Jon’s Don seien noch einige Umbaumaßnahmen notwendig, wie bspw. eine Schleppvorrichtung und eine Strickleiter für das Einsteigen ins Papierschiff bzw. Aussteigen aus dem Papierschiff. „Da ist schon noch einiges zu tun“, gibt Jon vor. Nach dem Essen gehen wir zurück zum Riesenpapierschiff, um uns den Schiffskörper noch mal unter dem Aspekt des her zu stellenden Schleppverbandes an zu schauen. „Das ist nämlich gar nicht so einfach. Man unterschätzt das. Wir haben ja immerhin zusammen über 20 m Länge: 9 m Papierschiff und 7 m Don plus Tampen (Schlepptau). Die muss man erstmal sicher bewegen auf dem Wasser! Aber ich krieg das hin, lass mich mal machen“. Ich erkläre meine Unerfahrenheit und verweise auf die Idee als Motivationsbasis für dieses vielleicht etwas „waghalsige“ Projekt. „Wenn wir hiermit fertig sind, machst Du bestimmt noch einen Binnenschifffahrtsschein, der ist auch nicht so schwer.“
Jon macht den Vorschlag, die verschiedenen über einander liegenden Tetra-Pak-Schichten miteinander zu verschweißen. Außerdem könne man die Bordwände stabilisieren, indem man Styrodur in die Bordwand einschlägt. Ich erkläre meine Skepsis und die Absicht, bis ans Ende der Welt reisen zu wollen und nicht darüber hinaus. „Aber wenn Du hier nicht gleich untergehen willst, müssen wir da etwas tun, weil die Kräfte des Wassers beim Schleppen am Bug der Bordwände ansetzen, und da hast Du keinen Widerstand.“ Ich verspreche, eine Nacht darüber zu schlafen. Am Nachmittag erkundigen sich einige Redaktionen über den weiteren Verlauf des Projektes. Unter Anderen bekunden SAT1 und RTL ihr Interesse am Stapellauf. Das Hamburger Abendblatt, der Lüneburger Anzeiger und die Lauenburger Landeszeitung fragen nach Interviewterminen für den Tag des Stapellaufs.

20. August:
Als ich gegen 9 Uhr auf der Hitzler Werft eintreffe, ist Jon Manshardt schon dort. Er behauptet seit Tagen schlecht geschlafen zu haben. „Ich habe eine Idee, wie wir die Bordwände etwas stabiler machen können. Wir benötigen PE-Schläuche. Die sind unglaublich stabil. Da können ruhig hohe Wellen kommen. Die können dem Schiff nichts anhaben.“ Meine Frage, ob das wirklich nötig sei, wird überhört. Ich entgegne, mich erst mal um ein Gutachten für das Riesenpapierschiff kümmern zu müssen. Jon Manshardt nickt zustimmend. Auf meine telefonische Nachfrage bei der Hitzler Werft nach einem potentiellen Gutachter, antwortet Herr Büker, dass eine Schwimmfähigkeitserklärung, die bürokratischen Gesichtspunkten stand hält, ca. 30.000,- € kostet und bei Herrn
Neumann von der Schiffsuntersuchungskommission SUK zu beantragen sei. „Nur damit Sie ungefähr einordnen können, was man da von Ihnen verlangt.“, so Herr Büker. Meiner anschließenden Anfrage nach einer Sonderschwimmfähigkeitser-klärung für das Papierschiff begegnet Herr Neumann mit dem Tipp, es bei einem privaten Gutachter zu versuchen: Herr Behr in Lauenburg. Herr Behr weist meine Anfrage nach einer Schwimmfähigkeitserklärung brüsk zurück und gibt zu verstehen, dass er als Folge prompt auf Regress verklagt würde, wenn er diese Erklärung erteile. „Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, dass irgendein Gutachter Ihnen ein solches Gutachten überhaupt ausstellen könnte?“ Es könne nicht Sinn und Zweck der Tätigkeit eines Gutachters sein, diese Erklärungen willfährig zu erteilen. Auf meinen Einwand, dass ohne schifffahrtliche Risikobereitschaft Amerika noch nicht entdeckt sei, antwortet Herr Behr, dass dies weder etwas mit meinem konkreten Anliegen zu tun hätte, noch mit seiner Tätigkeit. Ich erkläre meine Zweifel an dieser These und verweise auf den seefahrtlichen Ursprung des Wagemuts und der Risikobereitschaft anhand des Beispiels der royalen Unternehmungen von Christoph Columbus. Herr Behr behauptet, dass jeder sehr wohl wisse, dass die bevorstehende Fahrt nicht gut gehe. Er sei überhaupt sonst zu jedem Spaß bereit.

ZWEITER AKT

Hitzler Werft, Elbe-Lübeck-Kanal in Lauenburg, km 61,35 –
Große Werfthalle, im Hintergrund ein 120 Meter langer Metallschiffskörper.
Im Vordergrund das 9 Meter lange Riesenpapierschiffchen. Eine große
Metallplatte, Eisenketten, Kran, Stille (leise Lüftungsgeräusche)
Herr Meyer (Pok WSP), Herr Heide, Frau Durster (WSA), Herr Roßmeier (Pom
Abes, a, ade inserhas Lauenburg), NDRan, SiT, Hamburgte
Nora Sdun, Publikum

23. August, 10.18 Uhr:
Polizeioberkommissar Meyer von der Wasserschutzpolizei, WSPK 35/Lauenburg betritt die Werfthalle und inspiziert das Papierschiff. Wir sprechen über den Sachverhalt des nicht zu erwirkenden Gutachtens der Sonderstelle Schiffsuntersuchungskommission (SUK) oder eines amtlich bestellten Sachverständigen, Punkt 15 der schifffahrtspolizeilichen Erlaubnis Nr. 160/2007 aufgrund der erforderlichen Summe von 30.000,- € und der für die Erteilung notwendigen behördlichen Laufzeiten von Wochen bzw. Monaten. Ich unterrichte Ihn über das Gespräch mit dem Gutachter aus Lauenburg, Herr Behr, und dessen barscher Unwilligkeit, das Gutachten aus zu stellen. „Das kann ich mir denken, aber die Leute gehen doch mit allem Möglichen ins Wasser“. Herr Meyer wünscht gutes Gelingen für die Projekteröffnung und verabschiedet sich mit den Worten, ich solle mich an Ihn wenden, wenn irgendetwas nicht klappen sollte. „Ich weiß auch nicht, warum das Ding nicht schwimmen sollte. Ich habe keine Bedenken“. Er hinterlässt seine Visitenkarte.

Tel. 04153- 2291
Fax 04153 – 5 13 76
Polizei Hamburg
Polizei Hamburg
Wasserschutzpolizei
WSPK 35 / Lauenburg
Übereicht durctElbetraßle 2 – 21481 Lauenburg
POK HEYER

Anschließende Vorbereitungen für den abendlichen Stapellauf. Meine Anfrage beim Werftingenieur Herrn Heide, ob jemand bereit sei, am heutigen Abend den Kran zu bedienen stößt nach anfänglichem Unbehagen und monetärer Argumentation auf verhaltene Zustimmung. Schweißermeister Henni würde sich bereit erklären. „Ich muss mich um meine Küche kümmern. Sonst würde ich das machen. Aber der Henni macht das“, so Herr Heide. Einige Fernsehsender rufen im Sekretariat der Werftleitung an, die sich ihrerseits leicht missbilligend über die Anzahl der Anrufe äußert. „Ich kann die Typen nicht ab!“, so ein Werftarbeiter. „Was wollen die alle?“ Frau Lebert vom NDR ruft an und beschwert sich bitterlich über die Missachtung ihrer unzähligen Versuche, mich zu erreichen. Sie möchte unbedingt beim Stapellauf ein Kamerateam vorbei schicken und auch einen Tag bei Jon Manshardt auf der Don mitfahren. Ich erkläre mein Erstaunen über die soeben erteilte Beschwerde und entschuldige den Umstand mit der Lautstärke in der Werfthalle, erkläre mein Interesse an der Konzentration auf meine Arbeit als bildender Künstler und deute eine Projektgefährdung durch die bereits reisevorläufige, immense Medienpräsenz an. „Aber das ist doch gut für Sie!“ urteilt Frau Lebert.
14.50 Uhr: Anruf von Frau Durster vom WSA Lauenburg. Sie teilt mit, das augenscheinlich Punkt 15 der Auflagen der schifffahrtspolizeilichen Erlaubnis nicht erfüllt werden konnte und die Wasserschutzpolizei angewiesen wurde, den Stapellauf unmittelbar zu unterbinden, sobald das Papierschiff zu Wasser gelassen werden würde. Meiner Frage, woher sie das denn wisse, wird mit: sie wisse das!, begegnet. Auf meinen Hinweis, dass man mir von Seiten des Wasser- und Schifffahrtsamtes durch die späte Erteilung der schifffahrtspolizeilichen Erlaubnis keinen Handlungsspielraum zugestanden habe, die zudem nach der Einschätzung von Herrn Büker 30.000,- Euro kostet, verweist Frau Durster auf ihre Anweisungen, ihre ledigliche Übermittlerfunktion und ihre Nichtverantwortlichkeit. Auf meine Frage nach einem Gespräch mit der Amtsleiterin Frau Kalytta heißt es, diese sei schon außer Haus. Ich solle versuchen, ganz schnell einen vorläufigen Schwimmfähigkeits/Schleppfähig-keitsnachweis bei Herrn Neumann von der SUK Hamburg oder Frau Mangold von der zentralen Schiffsuntersuchungskommission in Mainz zu erwirken. Anschließend soll Polizeiobermeister D. Roßmeier der Wasserschutzpolizei Lauenburg umgehend von dem Unterfangen, den Nachweis doch noch zu bekommen unterrichtet werden. Herr Neumann hatte sich bereits vor einigen Tagen telefonisch für ’nicht zuständig‘ erklärt, ist jetzt nicht erreichbar. Bei der zentralen SUK in Mainz (Herr Dühn) räumt man mir wegen des sehr kleinen Zeitfensters nur geringe Chancen ein, die Erlaubnisauflagen doch noch zu erfüllen. In Mainz sei man ausschließlich zuständig für größere Schiffe mit einer Länge von über 12 Metern. Man versorgt mich allerdings mit Telefonnummern weiterer amtlicher Gutachter, die ebenfalls keinen Erfolg bringen.
16.05 Uhr: Telefonat mit Polizeiobermeister D. Roßmeier von der Wasserschutzpolizei Lauenburg. Herr Roßmeier erklärt, dass er Anweisungen des Wasser- und Schifffahrtsamtes befolgen müsse. Er persönlich habe vollstes Verständnis für die Aktion, ihm seien jedoch die Hände gebunden.
16.10 Uhr: Der Leiter des Künstlerhauses Lauenburg, Herr Sdun besucht die Wasserschutzpolizei Lauenburg. Herr Roßmeier habe erklärt, dass doch mit dem Papierschiff gefahren werden könne, allerdings nur auf dem Elbe-Lübeck-Kanal, nicht auf die Elbe hinaus, nur von km 61,45 (Hitzler Werft) bis 61,55 (Einmündung in die Elbe). Außerdem dürfe ausschließlich der Künstler ins Papierschiff. Ziehen dürfe ausschließlich ein DLRG-Boot, so Herr Sdun. „Wenn es sich dabei um eine Aktion eines bedeutenden Künstlers wie z. B. Joseph Beuys handeln würde, wäre die Sachlage eine Andere. Aber unter diesen Umständen!“, gibt Herr Sdun die Aussage von Polizeiobermeister Roßmeier wieder.
16.30 Uhr: Interviews mit den Fernsehteams des NDR, von SAT1, RTL und diverser Pressevertreter. Es herrschen Unstimmigkeiten bzgl. der Reihenfolge der Interviews. Der NDR fragt nach einer Reportage an Bord am morgigen Vormittag. RTL schließt sich an. Das Hamburger Abendblatt auch.
18.35 Uhr: K. Meins von der DLRG teilt mit, dass die Wasserschutzpolizei ihm soeben verboten habe, dass Papierschiff zu ziehen. „Wenn ich auch nur den Tampen (Schiffstau) in die Hand nehme, schreiten die ein. Ich kann nichts machen.“ Carolin George vom Hamburger Abendblatt fragt, ob man sich nicht ein wenig beeilen könne, eigentlich wäre jetzt schon Redaktionsschluss.
18.45 Uhr: Treffen mit der Wasserschutzpolizei. Man weist mich auf den Rechtsverstoß hin, falls das Schiff zu Wasser gelassen werden würde. Über ein Wassern im Becken der Werfthalle ohne Besatzung werde man jedoch hinweg sehen. Sämtliche Gewässer in der Umgebung seien Hoheitsgebiet der Behörden, dementsprechend würde man sich verhalten. Auf meine Frage, ob eine Geldstrafe höher ausfallen würde als die Kosten für einen behördlichen Schwimmfähigkeits-/
Schlepptauglichkeitsnachweis in Höhe von 30.000,- € gibt es keine klare Antwort. Polizeiobermeister D. Roßmeier erklärt das Gespräch für beendet, die Hand am Halfter.
19.10 Uhr: Stapellauf, Einführung Nora Sdun
19.50 Uhr: Die Wasserschutzpolizei stellt sich in den Weg und scheint wie angekündigt eine Ausfahrt auf die Elbe verhindern zu wollen. Wir können nicht vorbei. Beidrehen des Schleppverbandes Ruderboot-Riesenpapierschiffchen. Das Boot der Wasserschutzpolizei versperrt den Weg. Herr Sdun wendet und zieht das Papierschiff wieder Richtung Werft. Abbruch der Aktion.
20.10 Uhr: Anlanden am Pier der Hitzler Werft.
Nachfrage nach Gründen für das Einschreiten der Wasserschutzpolizei und der Beendigung der Aktion. Begründung von der Wasserschutzpolizei: „Wenn wir das durchgehen lassen, haben wir morgen 20 Leute in einem Riesenpapierschiff auf der Elbe.“ Meine Anfrage, ob sie sich dazu öffentlich äußern würden, wird abgelehnt.
Ich erkläre laut rufend: „Lauenburg ist das Ende der Welt.“, im Publikum am Ufer herrscht Unruhe.
Skipper Jon Manshardt: „So ein Mist. Die ganze Planung umsonst!“

Signing Academy/Academic Square

Temporäre Installation – dauerhafte Installation
Ausstellungsraum I, Kunstakademie Münster | 2004
Signing Academy | temporäre Installation | Gravur im Estrich | 01. November – 27. Dezember 2004
Academic Square | dauerhafte Installation – Kunst am Bau | ab 27. Dezember 2004

 

›Signing Academy/Academic Square‹ konkretisiert die Arbeitssituation der Studenten an der ‚neuen’ Kunstakademie Münster anhand eines installativen Eingriffs in den Neubau und gilt als monumentalarchitekturkritische Geste über den Präzidenzfall hinaus. Der Neubau der Kunstakademie Münster wurde mit dem Ziel ausgerufen, eine auf die zeitgemäß hohen Ansprüche der Kunststudenten zugeschnittene Ausbildungsstätte zu schaffen. Nach der Fertigstellung im Jahre 2000 intendierten der Verwaltungsapparat und die bürokratischen Ordnungskräfte ein Klima der Gebäudekonservierung, das zu Blockaden beim kunststudentischen Arbeiten und Forschen und zu Problemen bei der erforderlichen Inbesitzname des Instituts durch die Zielgruppe „Kunststudenten“ führte. Maßgebliche Beschneidungen der Studenten und ihrer Möglichkeiten durch eine Überpräsenz zeitgenössischer Architektur und daraus resultierender hausordentlicher Verhaltensregeln und Verbote erschwerten den Studenten einen Zugang zu adäquaten Handlungsfreiräumen im europaweit einzigen extra für Kunststudenten konzipierten Bauwerk. Der § 2 Abs. 1 Nr. 4 UrhG, der die Werke von Architekten als Werke der Baukunst schützt, steht der freien, kunstakademischen Nutzbarkeit des Gebäudes gegenüber. So durften sich beispielsweise Dozenten und Studenten der Faches Malerei über ein äußerst auffälliges, grobmaschiges Fugenmuster des Mauerwerks in allen Klassenräumen wundern, was eine sensible Präsentation im kleinen Format mindestens erschwert. Für Hängungen durften keine Nägel benutzt werden, stattdessen wurden Galerieschienensysteme installiert. Speziell die für Examenspräsentationen konzipierten Ausstellungsräume A1 und A2 sind durch die Ausstattungselemente der Lichtanlage, sichtbarer Stromleitungen und gebäudestrukturbedingtem Lärm umfassend gestört. Eine bis zur Präsentation von ›Signing Academy‹ hinter vorgehaltener Hand geführte Diskussion unter Studenten und Professoren wurde durch die handschriftliche „Signatur der Kunstakademie“ und Gravur im Estrich bei gleichzeitigem Geständnis öffentlich. Vor dem Hintergrund des Studiums der ‚Unfreien Kunst’ entstand die exemplarische Arbeit ›Signing Academy‹, die als kunstkommunikatives und architekturkritisches Statement zu ›Academic Square‹ führte.

 

Protokoll:
Montag, 01. November 2004 (Allerheiligen):
Hängung der Malereien im Ausstellungsraum A1, dem Präsentationsraum für Examen der Kunstakademie Münster. Über Nacht: heimliche Gravur in den Estrich des Ausstellungsraumes.

Dienstag, 02. November 2004, 12:00 Uhr:
Examensprüfung der Arbeit ›En passant‹. Prüfer sind Prof. Gunther Keusen, Prof. Michael van Ofen, Prof. Dr. Raimund Stecker. Ergebnis: erfolgreich bestanden.
19:30 Uhr: Eröffnung der Examensausstellung ›En passant‹ von Frank Bölter im Ausstellungsraum 1 der Kunstakademie Münster, Leonardo-Campus 2, 48148 Münster

Mittwoch, 03. November 2004, 14:35 Uhr:
D. Burgholz (Leiter des Ausstellungsbüros der Kunstakademie) ruft an. Er sei soeben im Ausstellungsraum gewesen, ich solle mich umgehend beim Kanzler der Akademie, Herrn Frank Bartsch, melden, damit dieser „nichts macht“, denn der sei stinksauer. Herr Burgholz bemerkt des Weiteren, dass er zu dieser Sache nichts sagen müsse.
14:38 Uhr: telefonische Anmeldung bei Herrn Bartsch, Verabredung für 15:30 Uhr.
15:45 Uhr: Herr Bartsch eröffnet das Gespräch mit der Frage: „Was haben Sie sich dabei gedacht?“ Ich verweise auf den Anspruch des Künstlers, Kunst zu schaffen. Der Frage, inwiefern diese Aktion etwas mit dem Haus zu tun habe, begegne ich mit der Absicht einer künstlerischen „Erfrischung der Akademie“. Herr Bartsch fragt, warum ich vorher keine Erlaubnis eingeholt hätte, es gebe doch schließlich andere Möglichkeiten und gibt zu Bedenken, dass mit dieser „Erfrischung“ eine Sachbeschädigung einhergehe, auf die eine Freiheitsstrafe von bis zu 3 Jahren steht, abgesehen von den Reparaturkosten, die sich auf eine Summe zwischen 6.000 und 8.000,- Euro, vielleicht auch 11.000,- Euro belaufen dürfte, da im vorliegenden Falle eher der gesamte Estrich der Akademie neu ausgegossen werden müsse. Auf meinen Einwand, dass es sich bei diesem Eingriff um Kunst handele und wir uns in der Kunsta- kademie befänden, entgegnet Herr Bartsch, dass Kunst bei Sachbeschädigung aufhöre und ich doch auch einmal an meine Karriere denken müsse. Ich betone, selbstverständlich ständig an meine Karriere zu denken, mir allerdings bei der Frage, ob Sachbeschädigung Kunst ausschließe, nicht so sicher sei wie er. Meinem Vorschlag, den Schaden selbst zu beheben, um eine möglichst rasche Beseitigung „der Störung“ zu ermöglichen und die Materialkosten für diese Arbeit so gering wie möglich zu halten, erwidert Herr Bartsch, dass bei einem solchen Schaden der Eigentümer des Gebäudes, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), über das weitere Verfahren zu entscheiden habe. Er beendet das Gespräch mit dem Hinweis, ich solle mir schon einmal einen guten Anwalt suchen.

Donnerstag, 04. November 2004, 11:45 Uhr, Rektorat:
Rektor Prof. Scheel fragt, was ich mir bei dieser Sache gedacht habe. Ich argumentiere mit „Infragestellung“ des kunstbetrieblichen Einerleis und „Pointierung“ von Kunstakademie als Brut- und Produktionsstätte von „ Namenskunst“. Herr Scheel stellt fest, dass das Signieren der Kunstakademie eine Aktion mit leicht destruktivem Charakter sei. Dies stelle insofern ein Problem dar, da der Architekt des Gebäudes ein Recht darauf habe, das sein Gebäude unverändert bleiben müsse. „Als Leiter dieser Akademie darf ich über diese Aktion nicht schmunzeln“ (schmunzelt leicht).
14:45 Uhr: Gespräch mit Herrn Sandmann (Leiter der Metallwerkstatt) und Herrn Waltermann (Haustechnik).
Herr Waltermann erklärt, es sei noch eine Dose Restestrich auf Lager und Herr Sandmann ergänzt, man könne vorläufig farbige Gipsmasse in die entstandenen Fugen schmieren, um den Schaden so unauffällig wie möglich zu machen. So könnten die nachfolgenden Kommilitonen ihre Examensausstellung halten. Allerdings habe Herr Waltermann noch keine Anweisung von oben erhalten. Die sei notwendig, bevor irgendetwas geschehen kann.

Freitag, 05. November 2004, 11:10 Uhr:
Anruf bei Herrn Bartsch. Er rät mir „dringend“ davon ab, den verursachten Schaden selbst zu beheben. Das sei Sache einer Fachfirma. Er habe in Kürze einen Termin mit dem BLB, da würde über das weitere Prozedere entschieden. Er würde mich darüber informieren.
15:35 Uhr: Anruf von Marcel Langenohl. Er käme gerade zurück vom Besuch der Ausstellung in der Kunstakademie. Es würde ein Bild fehlen.

Mittwoch, 10. November 2004, 13:10 Uhr, Foyer der Kunstakademie:
Begegnung mit Herrn Bartsch. Er erklärt, dass noch heute jemand vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW erscheint, um sich den Schaden anzusehen. Eine Fachfirma würde dann den Schaden beheben. Er würde versuchen, die Kosten so gering, wie möglich zu halten. Ich bedanke mich für die Rücksichtname.

Dienstag, 16. November 2004, 14:00 Uhr:
Kolloquium in der Klasse Prof. D. Buetti. Herr Buetti verkündet, dass in der Senatssitzung der Kunstakademie der Beschluss gefasst wurde, von einer strafrechtlichen Verfolgung abzusehen, allerdings müsse Schadenersatz geleistet werden.

Mittwoch, 17. November 2004, 11:10 Uhr:
Anruf bei Herrn Bartsch. Ich erkundige mich, wann mit der Reparatur zu rechnen sei, damit nicht noch weitere Kommilitonen durch die Signatur in Mitleidenschaft gezogen werden. Herr Bartsch erklärt, dass die Reparatur sehr schnell, innerhalb der nächsten 2-3 Tage geschehen solle.

Samstag, 20. November 2004:
Zustellung des Schreibens der Kunstakademie.

Donnerstag, 02. Dezember 2004, 15:40 Uhr:
Telefonat mit Frau Nicola Dicke, der nächsten Ausstellungskandidatin im Ausstellungsraum A1. Sie berichtet, im Telefonat mit Herrn Bartsch habe dieser bei der Beschwerde auf das Nichtbeheben des Schadens von Ihrer Seite auf mich als Verantwortlichen verwiesen. Er habe nach wiederholter Anfrage von Frau Dicke, die Installation einer lackierten Metallplatte vorgeschlagen. Diese soll bis zur vollständigen Reparatur des Estrichs den Schaden verdecken. Frau Dicke leitet den Auftrag an mich weiter, Herrn
Sandmann über das Vorgehen zu informieren.
15:45 Uhr: Anruf bei Herrn Sandmann. Ich gebe den Auftrag von Herrn Bartsch weiter. Dieser erwidert, dass es doch viel unproblematischer sei, mit Gips oder Estrichmasse die Signatur bis zur Reparatur zu behandeln. Er will sich seinerseits mit Herrn Bartsch in Verbindung setzen.

Montag, 6. Dezember 2004, 12:46 Uhr:
Da Herr Bartsch nach Auskunft von Herrn Sandmann bis Freitag, den 3. Dezember nicht zu erreichen war, erkundige ich mich bei Frau Widey (Sekretariat des Kanzlers). Herr Bartsch sei erst am kommenden Donnerstag wieder im Haus.

Donnerstag, 9. Dezember 2004, 10:42 Uhr:
Telefonat mit Herrn Bartsch. Herr Bartsch erklärt, dass eine Lösung mit einer Metallplatte wegen Verletzungsgefahr auszuschließen ist. Lediglich eine Verkleidung mit Papier, Pappe oder Folie sei angemessen. Eine endgültige Schadensbehebung könne erst zwischen Weihnachten und Neujahr erfolgen, da die Reparatur durch Trocknungszeiten verzögert werde und sich daher über mehrere Tage hinziehe.
16:45 Uhr: Anruf bei Frau Dicke. Ich erkläre, die notwendigen Pappen zu besorgen, damit Sie zu Ihrer Examensausstellung im Examensraum installiert werden können.

Freitag, 10. Dezember 2004, 16:25 Uhr:
Einkauf von 4 Graupappen, 108 x 150 cm.

Sonntag, 12. Dezember 2004:
Aufbau der Examensausstellung von Nicola Dicke und Auslegen der Graupappen auf dem Fußboden über der Signatur. Die Graupappen heben sich jedoch zu sehr vom Estrichgrau des Bodens ab. Nicola Dicke beschließt die Gravur besser mit Grafit abzudunkeln, damit sich die Schrift noch weniger von der Estrichfarbe abhebt.

Dienstag, 14. Dezember 2004, 12:00 Uhr:
Examensprüfung Nicola Dicke.
19:30 Uhr: Ausstellungseröffnung

27.–29. Dezember 2004:
Reparaturarbeiten. Aufstemmen eines rechteckigen Teils des Estrichbodens, Ausgießen in mehreren Stufen und Trocknung der neuen Estrichmasse (s. Abb.).
Zwischen dem 9. November und dem 14. Dezember haben sechs Kommilitonen im Ausstellungsraum ihre Examensprüfungen abgelegt.

12. Januar 2005:
Postzustellung der Rechnung der Reparaturkosten der Firma Wiegrink Fußbodenbau GmbH über 1.081,70 € von der Kunstakademie Münster (Herr Schweigmann).

18. Januar 2005, 16:00 Uhr, Kolloquium der Klasse D. Buetti:
Auf meinen Bericht über den Erhalt der Rechnung und den Hinweis, das notwendige Geld nicht zu besitzen, macht Studentin Barbara Schmidt den Vorschlag, die Rechnungssumme vorerst vom Klassenetat der Klasse Buetti zu begleichen. Bei einer Enthaltung wird der Vorschlag von B. Schmidt angenommen. Ich habe ferner die Rückzahlung meiner daraus resultierenden Schulden gegenüber der Klasse Buetti per Monatsraten in Höhe von 10 x 108,77 € zu begleichen.

19. Januar 2005, 11:20 Uhr:
Ich übergebe die Rechnung an Herrn Prof. D. Buetti, der Sie am Nachmittag Herrn Schweigmann (Rechnungsstelle der Kunstakademie) zurückgibt.

23. Februar 2005, Förderpreisausstellung der Kunstakademie Münster, 19:45 Uhr:
Timm Ulrichs läßt sich von einem seiner Studenten anzeigen, wer die Akademie signiert hat. Leicht zögerlich nähert sich Prof. Ulrichs mit den Worten: „Sie sind das also!“ Auf meine Frage, wer ich sei, erwidert Ulrichs: „Der, der den Akademieboden zerstört hat.“ Ulrichs weiter: „Sie leiden doch an maßloser Selbstüberschätzung. Sie, sie …“. Auf meine Bemerkung, dass es sich bei dieser Arbeit in erster Linie um Selbstironie handelte, antwortet Prof. Ulrichs laut: „Ach, Selbstironie, hören Sie doch auf. Es ist gut, dass Sie soviel Geld dafür bezahlen müssen. Hätte ich das zu entscheiden gehabt, hätten wir Sie auch verklagt!“. Schimpfend und wild gestikulierend gesellen sich einige Studenten der Klasse von Prof. Ulrichs zu ihm. Der wendet sich mit abfälligen Äußerungen ab, seine Studenten folgen ihm, weitere beunruhigende Bemerkungen und Anschuldigungen vorbringend.

23. April 2005, 14:20 Uhr:
Ich schreibe eine Mail an Herrn Schweigmann mit der Absichtserklärung die Rechnungssumme nun zu begleichen, das notwendige Geld sei nun vorhanden.
15:50 Uhr: Überweisung der Rechungssumme von 1.087,70 auf das Konto-Nr. 60027 der Universitätskasse Münster bei der
WestLB Münster, Kennzeichen m/Bölter

24. April 2005, 11:30 Uhr:
Erhalt einer Antwortmail. Herr Schweigmann ist erfreut über die so baldige Erledigung dieser Sache. Eine soeben vorgenommene Klassenetatkürzung verspricht er zurück zu nehmen, sobald das Geld eingegangen sei.

02. Mai 2005, 13:30 Uhr:
Tutor Clemens Goldbach erklärt, in der Senatssitzung sei positiv über das solidarische Vorgehen der Klasse Buetti geurteilt worden. Prof. D. Buetti seinerseits begrüßt das schnelle Begleichen der Rechnung.

Haus des Friedens

Performance – Temporäre Installation
Rathausplatz, Augsburg | 2025

 

Das „Haus des Friedens“ ist der Bau eines alle Bereiche der Augsburger Gesellschaft integrierenden und sämtliche Öffentlichkeiten befruchtenden wie bereichernden monumentalen Friedensgebäudes für alle in Augsburg ansässigen Menschen aus faltbaren und temporär haltbaren „Pappsteinen“ auf dem Augsburger Rathausplatz. Im vorbildlichen Miteinander wird ein den weltweit notwendigen Friedensdialog abbildendes Denkmal gebaut, das als temporäres Dach der eigenen Friedensbemühungen alle gesellschaftlichen Sparten, separierte Blasen und Parallelgesellschaften zusammenführend skulptural beheimatet. Falte, gestalte und Baue mit!

Ab dem 15. März könnt Ihr die kinderleicht faltbaren und zu bemalenden vorgestanzten Pappelemente im Friedensbüro der Stadt, Bahnhofstr. 18 1/3a (Hinterhof) in 86150 Augsburg abholen, um sie mit einem persönlichen Friedensbericht oder einer gemalten oder gezeichneten Friedensaktion zurückzubringen oder die „Steine“ ab dem 01. Mai 2025 auf dem Rathausplatz mit zu vermauern. Stein um Stein wird „das Haus des Friedens“ von Euch gebaut, Bild für Bild werden Eure Friedensbemühungen im Innern des Hauses ausgestellt, Schritt für Schritt gehen wir gemeinsam in den Frieden.

Am Ende der Bauphase wird mit dem letzten Stein das ephemere Denkmal des Friedens am 8. Mai 2025, 80 Jahre nach der Beendigung des 2. Weltkrieges, verschlossen, versiegelt und die Ausstellung der gemeinschaftlich geschaffenen Bauskulptur mit seinem verbarrikadiertem Inhalt „eröffnet“ und der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die im Inneren an den Wänden des Gebäudes in der Bauphase zuvor ausgestellten „Schätze der privaten Augsburger Friedensbemühungen“ ist nur in der Bauphase der Öffentlichkeit zugänglich und verbleibt nach Fertigstellung und Eröffnung hinter dem Bollwerk verborgen: Das Ideal des Friedens scheint demnach ein unbetretbarer Ort zu sein, der nur auf Kosten von Zerstörung des höchst fragilen Gebäudes zu betreten ist? Wer wissen will, wie die Ausstellung im Inneren aussieht, muss sich mit Gewalt Zutritt verschaffen. Wer wagt den ersten Schritt, um zu sehen, was sich im Innern befindet? …

 

B A U T A G E B L O G G – 1. Akt Vorbereitung „Haus des Friedens“

19.03.2025
Pressekonferenz um 11 Uhr im Augustanasaal. Vorstellung des Programmhefts „FRIEDEN RISKIEREN“.

08.04.2025
Ab heute können die „Pappsteine“ in der Bürgerinfo der Stadt Augsburg am Rathausplatz abgeholt werden. Hier findest Du eine Anleitung zur Faltung der „Pappsteine“. anleitung-haus-des-friedens. Viel Freude beim Falten und Gestalten:)

12.04.2025
Der Bau am „Haus des Friedens“ startet!

Sie sind Lehrkraft und planen mit ihrer Klasse am Bauprojekt teilhaben? Ihr wollt mit euren Kolleginnen und Kollegen zum gemeinsamen Teambuilding vorbeikommen? Als ehrenamtlich Engagierte möchtet ihr mit eurem Verein oder Zusammenschluss aktiv am Projekt mitwirken? Dann meldet euch gerne über dieses Formular an und sichert euch einen Zeitslot*, um gemeinsam am Frieden zu „bauen“.

Zum Ablauf: Die Bauphase ist vom 8. bis 18. Mai. Der Künstler Frank Bölter wird in dieser Zeit täglich von 10 bis 17 Uhr auf dem Rathausplatz in Augsburg sein und euch entsprechend einweisen. Ihr könnt euch jeweils für einen oder mehrere Termine à 45 Minuten anmelden.

Stein um Stein wird das Haus aufgebaut, Bild für Bild werden die Pappsteine gestaltet, Schritt für Schritt entstehen Austausch, Dialog und Zusammenhalt.

Wir freuen uns auf euch!

*Die Einteilung in Slots dient dabei der besseren Koordination größerer Gruppen. Wenn ihr alleine oder in Kleingruppen auf dem Rathausplatz vorbeischauen und Hand anlegen möchtet, braucht es keine Terminbuchung. Kommt einfach vorbei!
https://doodle.com/sign-up-sheet/participate/1af6adbb-5dd4-490b-90eb-bc8c66625b25/select

 

TAG 1: 12 60

09.30 Uhr Ich setze einen Erdanker in die Mitte des Ying-Yang Zeichens im Zentrum des Rathausplatzes, messe die notwendigen 12 Meter 50 mit dem Maßband aus, um dann mit einem Seil, an dessen Ende ein Straßenkreidestift befestigt ist, einen Kreis im Durchmesser von 12 Metern 50 auf den Platz zu zeichnen. Als ich gerade anfange, fällt Theresa Werner auf, das die Bestuhlung der Cafés und Restaurants auf dem Rathausplatz in das Pappgebäude hineinragen werde. Ich schlage vor, die in das „Haus des Friedens“ hineinreichenden Tische und Stühle als willkommene Sitzgelegenheit einfach die Gastronomie integrierend mit einzubauen. Theresa Werner meint: „So kann das Haus des Friedens allerdings nicht richtig rund werden und beschneidet außerdem die lokale Gastronomie, der Künstler sagt: „So geht das nicht!“, meint aber, man müsse sich schon entscheiden, ob man sich die kosmischen Kräfte des Zufalls zu nutze macht oder diese ignoriert. Ersteres wäre klug, letzteres zumeist eine vertane Chance, die höheren Mächte mit einzubeziehen. Kurator Eric Nikodym findet: „Mir doch egal“. Als ich von einem bärtigen Herrn mit selbstbestricktem und selbstbeklebtem Mottopullover gefragt werde, was ich „do mach“, erkläre ich kurz die Absicht, ein „Haus des Friedens“ zu bauen. Wir sprechen lang über sein zur Schau getragenes Motto „Million, Ernährung, Milliarde, Baustelle“, das sich mir bis jetzt nicht erschließt. Aber vielleicht kann der Leser dieses Baustellenblogs mir ja auf die Sprünge helfen… Darüberhinaus behauptet der freundliche bärtige Herr, der König von Augsburg zu sein.
Als ich wieder ansetze, den Kreis zu ziehen, legen Aric und Bernd bereits die OSB-Platten aus und verschrauben diese mit Metrallbändern. Kurator Eric Nikodym nimmt nochmal Maß, und stellt fest, das der Radius des Kreises 12 Meter 60 anstatt der beim Ordnungsamt beantragten 12 Metern 50 beträgt und meint, das etwas zu laut allen die Szene beobachtenden Menschen mit den Worten: „12 60“ mitteilen zu müssen. Das sollte sich im Folgenden ein paar Mal wiederholen. Inzwischen rufen schon die die Szene immer noch beobachtenden Leute beim weiteren Ausmessen jedesmal: „12 60“. Theresa Werner meint jeweils: „So kann das Haus des Friedens allerdings noch weniger rund werden und beschneidet außerdem die freie Sicht zwischen Brunnen und Weltkulturerbeinstitution, der Künstler sagt: „So geht das nicht!“, meint aber, man müsse sich schon entscheiden, ob man sich die kosmischen Kräfte des Zufalls zu nutze macht oder diese ignoriert. Ersteres wäre klug, letzteres zumeist eine vertane Chance, die höheren Mächte mit einzubeziehen. Kurator Eric Nikodym findet: „Mir doch egal“. Als ich von einem bärtigen Herrn mit selbstbestricktem und selbst…
Im Laufe des Vormittags fällt auf, dass sich das Ying-Yang nicht mehr in Zentrum des „Haus des Friedens“-Gebäudes befindet und damit die Bestuhlung nicht, wie vom Künstler geplant, in das Haus des Friedens integriert wird. Theresa Werner meint: „So kann das Haus des Friedens vielleicht doch noch rund werden, beschneidet aber diese komischen Gesetze, der Künstler sagt: „So geht das nicht!“, meint aber, müsse sich schon entscheiden, ob man sich die kosmischen Kräfte des Zufalls zu nutze macht oder diese ignoriert. Ersteres wäre klug, letzteres zumeist eine vertane Chance. Kurator Eric Nikodym findet: „Mir doch egal“. Als wir am Ende des Tages das Fundament nochmals ausmessen, landen wir bei einem Durchmesser von 25,6 Metern. „25 60“ skandieren daraufhin die die Szene noch immer beobachtenden Leute. „So geht das nicht!“, meint der Künstler, Theresa Werner meint, man müsse sich die kosmischen Kräfte des Zufalls schon zu nutze machen. Ersteres wäre klug, letzteres zumeist eine vertane Chance, die höheren Mächte mit einzubeziehen. Sie sagt dann aber: „So geht das nicht!“. Kurator Eric Nikodym meint: „Mir doch egal!“ Als ich von einem bärtigen Herrn mit selbstbestricktem und selbst…

 

TAG 2: „Frieden kann man nicht konsumieren“

08.30 Uhr Ich bin viel zu früh auf der Baustelle. Angeblich hätten wir heute viel zu tun, so die gestrige Ansage. Noch angeblicher habe sich lokale wie überregionale Polit- und sonstige Prominenz angemeldet. Am Angeblichsten hätten wir uns gestern auf 9 Uhr 30 statt auf 8 Uhr 30 geeinigt. Wie auch immer, der König von Augsburg ist, wie immer, der erste auf der Baustelle. Also wird mit seiner Erlaubnis schnell das Fundament auf dem bedeutendsten Platz der Augsburger Innenstadt repariert und das Baustellenequipment eingerichtet, als Arik, Bernd und Theresa kommen.
11 Uhr Anne Garthe kommt mit Ihrem Team zur Baustelle. Ohne die Schule in der Werkstatt im Kinderzentrum Oberhausen hätte das Projekt in der Vorbereitung kaum ein solche Verbreitung finden können. Ich freue mich entsprechend, sie zu sehen und lade die Truppe ein, doch bitte an meiner statt den Segensspruch bei der heutigen Grundsteinlegung zu sprechen, was sie dankend ablehnen. Olga bringt sogar Ihre Schülerin Celina mit, die bringt sogar ihren Hund mit, der hat sogar einen Stein bemalt und mitgebracht. Vielleicht war es auch ganz anders, aber im Strudel der heutigen Ereignisse gerät so manches durcheinander. Jedenfalls unterbricht mich Ruth, als die vielen Worte meiner Ausführungen die Umstände dieses Projekts entsprechend ins Uferlose abdriften und ins viel zu Ausführliche abgleiten, mit dem Satz, der mich noch den gesamten Tag begleiten sollte: „Frieden kann man nicht konsumieren!“ Wie ein Donnerschlag schallen ihre machtvollen Worte von der Rathaus- auf die gegenüber liegende Gastronomieseite, um als Echo wieder zur Rathausseite zurück zu prallen, bevor sie erneut zur Gastroseite zurück echoen, damit alle Passanten von diesen ungerührt einen Moment lang inne halten, zu Ruth hinüber sehen, wie um zu schauen, wer um alles in der Welt zu solchen Worten in der Lage ist, um sich nach dieser kurzer Starre doch wieder in Bewegung zu setzen. Dennoch bewegen sich plötzlich alle auf dem Platz versammelten Menschen behutsamer und bewußter, als hätten Ruths Worte etwas in Ihnen etwas ausgelöst, das die Welt nachhaltig verändern sollte. Zum Glück hatten wir das Mikro noch nicht angeschaltet, bevor die gesamte Stadt noch einen Bewusstseinsprung macht. Nur wohin…? Wer weiß, wozu diese Frau noch alles fähig wäre, wenn diese 5 Worte schon eine solche Wirkung erzeugen. Zum Glück hat sie nicht noch mehr gesagt. Ich verspreche, sie bei der nächsten Gelegenheit zu zitieren. Die kommt bald, sehr bald, zu bald, quasi umgehend, als nach den freundlichen Begrüßungsworten von der Oberbürgermeisterin Augsburgs, Eva Weber, der künstlerische Leiter des Friedensfestes, Eric Nikodym, nach ebenso freundlichen Einführungsworten in das partizipative Projekt das Mikrofon an den leicht überfordert wirkenden Künstler weiterreicht, der immer noch damit beschäftigt ist, die vernommenen Worte von Ruth zu verdauen und dabei versucht, noch ebensoere freundliche Worte über Sinn und Unsinn dieses Projektes zu finden. Mit dem Zitieren von Ruths Worten gelingt das dann doch ganz passabel, nur das diese machtlosen Worte weder wie ein Donnerschlag von der Rathaus- auf die gegenüber liegende Gastronomieseite schallen, um als Echo wieder zur Rathausseite zurück zu prallen, bevor sie erneut zur Gastroseite zurück echoen, damit alle Passanten von diesen ungerührt einen Moment lang inne halten, zu mir sehen, wie um zu schauen, wer um nichts in der Welt zu solchen Worten in der Lage ist, um sich nach dieser kurzer Starre doch wieder in Bewegung zu setzen. Noch bewegt sich plötzlich irgendjemand der auf dem Platz versammelten Menschen behutsamer und bewußter, als hätten meine Worte etwas in Ihnen etwas ausgelöst, das die Welt nachhaltig verändern sollte. Zum Glück fällt gerade das Mikro aus, bevor die gesamte Stadt doch keinen Bewusstseinsprung macht. Wohin auch…?
So die ersten nachhaltigen Eindrücke des am heutigen Abend völlig übermüdeten Autors dieses Bautagebuchs nach einem langen Tag voller brisanter Gespräche über die Situation in Stadt, Land und Gesellschaft, die bei anderer Gelegenheit wieder gegeben werden müssen. Ich muss ins Bett, den Rest des Tages müssen die Fotos erzählen. Achja, eine Sache noch, am Nachmittag entsteht etwas überraschend unter dem Pavillon in arbeitsamer Stille im dynamischen Silentium innerhalb einer Gruppe Jungs in einem Alter, in dem einen ganz andere Dinge beschäftigen, als Pappkartons zu falten und mit Botschaften zu versehen, eine Atmosphäre der ernsthaften und tiefen Beschäftigung mit persönlichen Friedensbotschaften, dem Frieden im Allgemeinen und der eigenen Position dazu, die viele des Teams verwundernd tief beeindrucken. Immer noch in sich versunken übergeben Sie ihre Faltsteine an die Gruppe, die ihre Steine vermauern soll. Vielleicht unterschätzen wir einfach viele Jugendliche bzgl. ihres Tiefgangs, ihrer Empfindsamkeit und ihrer Fähigkeit zur Hingabe, wenn wir ihnen endlich Aufmerksamkeit schenken und nur eine Stimme geben…

 

TAG 3: Warummädchen oder wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Pappstein

9 Uhr Wir eröffnen die Baustelle um 9 Uhr, als schon die ersten Schüler warten, um ihre Steine abzugeben. Sie lassen sich aber zu einem kleinen Stadtbummel vorab überreden, um danach ihre mitgebrachten, gefalteten und gestalteten Steine unter Anleitung selbst zu verbauen. Anschließend darf ich, wie jeden Morgen, den König von Augsburg, Gerhard Hermanutz, begrüßen – heute betritt er die Bühne, die die Welt des Friedens bedeutet, mit vergleichsweise recht dezenten Insignien seinen Status betreffend, die Baustelle. Ich frage seine Durchlaucht nach seinem werten Befinden: „Wie geht’s heut?“
KA (König von Augsburg): „Gut!“
FB (Frank Bölter): „Was macht das Volk?“
KA: „Naja, es dümpelt“.
FB: „Es dümpelt?“
KA: „Freilich“
FB: „Sind’s nicht zufrieden mit Ihrem Volk?“
KA: „Dochdoch, es entwickelt sich schon in die richtige Richtung. Aber es dauert.“
FB: „Eher nach Westen oder eher nach Osten?“
KA: „Weder noch, eher in die Akzeptanz seines wahren Herrschers?“
FB: „Der da wäre?“
KA: I!
FB: „Ach so. Und ich dachte schon, Sie denken da an den brandneuen Papst!“
KA: „Na, das ändert nix.“
FB: „Was würden Sie ändern, wenn Sie endlich an der Macht wären?“
KA: „I würd mehr Pappsteinprojekte machen lassen.“
FB: „Bitte entschuldigen Sie, Majestät. Das würde ich an Ihrer Stelle nicht machen, ich weiss aus allererster Hand, es ist zu anstrengend.“
KA: „Trotzdem. Das sieht, dass die Leute miteinander ins Gespräch kommen aus diesem Anlass. Es wird ja über vieles geredet hier beim Pappsteinefalten.“
FB: „zum Beispiel?“
KA: „Wer ist verantwortlich für die gesellschaftspolitische Krise?“
FB: „Sie vermutlich!“
KA: „Auch. Denn wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Pappstein!“

10.27 Uhr An der Mauer wird hitzig über politische Systeme und Auswirkungen auf Lebensgefühl und -qualität diskutiert. Wir sprechen über innere Widersprüche der bekannten Gesellschaftsmodelle und finden weder den Ausgang aus ihnen, noch aus diesem Gespräch. Immerhin scheint die allgemeine Unzufriedenheit inzwischen so groß, dass langsam etwas passieren müsse, finden die männlichen und entsprechen willensstarken Diskutanten doch noch einen Konsens.Ich schlage vor, diesen Konsens zu begießen, leider sind Flüssigkeiten an der Pappmauer verboten, behauptet die 7-jährige Eileen, die offenbar der erwachsenen Diskussion verfolgt zu haben scheint.
11.38 Uhr Ich werde plötzlich von hinten mit der Frage überfallen: „Von welcher Partei sans denn?“.
Ich entgegne, dass es sich hier um ein über- wie unterparteiliches Projekt handeln würde, wo von unten nach oben im praktischen Dialog über den Frieden in vereinter Absicht vieler Menschen über den Frieden nachgesponnen wird. Manche berichten von eigenen Friedensabsichten, überwiegend sind politische Parolen und Allgemeinplätze ins Bild gebracht. Aber hier und da wird Feinsinnigeres ins Bild oder ins Wort gesetzt. Nach einer Gedankepause, das Gehörte verarbeitend, lässt der Herr mittleren Alters nicht locker; „Aber Sie müssen doch von einem bestimmten Lager beauftragt worden sein“, mutmasst der sich immer noch hinter mir befindliche Mann, der mir stoisch beim Pappsteinmauern zuschaut. „Ich würde das Selbstbeauftragte Handeln dem Fremdbeauftragten vorziehen“, gebe ich zu verstehen, als der Mann abermals eine Gedankenpause verstreichend ansetzt: „Aber wer bezahlt Sie denn für dieses Projekt?“ „Das Friedensbüro hier in Augsburg“, gebe ich zurück. „Und wer bezahlt das Friedensbüro?“ will der unnachgiebige und wissbegierige Mann endlich wissen. „Die Stadt Augsburg“, antworte ich jetzt zu ihm gewandt. „Aha!“, entfährt es dem Herrn plötzlich als wäre er endlich der Wahrheit hinter dem vordergründigen Erscheinungsbild auf der Spur. „Allerdings hat man mich bis jetzt noch nicht bezahlt!“, fällt mir abschließend ein und auf. „Also ist es auch nur ein Scheindemokratisches Projekt, da wir in einer Scheindemokratie leben und das Projekt würde von einer scheindemokratischen Institution finanziert. Sie sind also ein Scheindemokrat, mehr nicht!“ So hätte ich mich noch gar nicht betrachtet, gebe ich zu Verstehen. Ich werde heute mal etwas genauer in den Spiegel schauen. „Spieglein Spiegeln an der Wand, wer ist der Scheindemokratischste im Ganzen Land?“, versucht der Mann plötzlich einen Witz. Etwas irritiert erfreue ich mich über dessen Leichtigkeit, mit der er diesen ernsthaften Diskurs aufzulösen gewillt scheint. Schmunzelnd und dankbar für die Denkanstässe verabschieden wir uns auf ein weiteres Treffen am Haus des Friedens, dass nun langsam aber stetig wächst.

12.03 Uhr Die Gruppe 11-Klässler verabschiedet sich, nachdem sie ihre Steine vermauert haben. Als ich mich für ihren Beitrag bei Ihnen bedanke fragt Marscha: „Warum machen Sie das eigentlich?“ Um Zeit für eine Antwort zu gewinnen, versuche ich eine Gegenfrage: „Was ist die wichtigste Frage auf der Welt?“ „Wie geht’s?“ fällt Abdul ein. „Genau“, beglückwünsche ich ihn: „Und die zweitwichtigste lautet ‚warum?‘ Ich beglückwünsche Marscha zu Ihrer Neugierde, um noch mehr Zeit zu gewinnen, nachdem der erste Versuch fehlschlug. Irgendwann fällt mir etwas zwischen basisdemokratischem Aktivismus, alles Selbermachen auch Politik, die großen Probleme auf der Welt liessen sich nur in Gemeinschaft lösen und vor der eignen Haustür kehren, ein. „Wohnen Sie hier in Augsburg?“ will daraufhin Abdul wissen. „Warum?“ fragt Marscha an Abdul gewandt erneut. „Na, weil er vor der eigenen Haustür kehren will“, gibt Abdul zurück. Ich gebe zu verstehen, das ich zwar nicht in Augsburg wohnen würde, meine Haustür in der Nähe von Köln sei, ich könne da derzeit allerdings nicht kehren, weil ich hier so viele Fragen zu beantworten hätte. „Warum bauen Sie dann das Haus des Friedens hier?“, stellt Marscha die nächste Warumfrage. Weil man hier offensichtlich bereit sei, ein „Haus des Friedens“ zu bauen. „Bauen Sie doch einfach eine Haustür ein, dann können Sie auch hier kehren“, behauptet Abdul amüsiert. Selbstverständlich kommt von Marscha die zweitwichtigste Frage der Welt: „Warum?“…

 

TAG 4: „Der Friedensprozess ist außer Kontrolle“

Am Ende des Tages und unserer Kräfte sitzt das ganze Team vollkommen erschöpft, überanstrengt und -wältigt von der großen Resonanz und Beteiligung am Bau des Hauses noch zusammen. Der eine findet keine Worte, die andere hatte keine Gelegenheit für Sonnencreme, die Dritte braucht sofort nen Aperolspritz. Annika hatte ihren Freund Stefan angerufen, er müsse sofort helfen, sonst gerate der Friedensprozess ins Stocken, Danielas Freund musste ebenfalls aushelfen usw.
Am, auf, unter und neben den Tischen sitzen, liegen, hocken, knien Menschen aus dem fernen und nahen Osten, zwischen Australien, Andalusien, Afghanistan, Amerika und sogar Augsburg, um ihre Botschaften auf die Steine und an die Wand zu bringen. Im anderen Teil des Gebäudes falten selbsternannte Faltteams einen Stein nach dem anderen, die von anderen zum „auswärtigem Zelt“ zur Gestaltung eskortiert, dann zum Mauerwerk weitergereicht und dort verbaut werden. Die Leute helfen und unterstützen sich inzwischen gegenseitig beim Falten, Bemalen und Bemauern das Haus des Friedens. Wir müssen hier und da eingreifen, wenn Kinder auf Leitern rumturnen, während sich die Eltern sich gerade versöhnen und Erwachsene mal die Stabilität des Mauerwerks überprüfen, indem sie sich gar übergewichtig an die Wand lehnen. Heute gibt’s (nur) eine Zitatensammlung und einige „Gesprächsfetzen“ aus Gründen von Reizüberflutung und Unsortiertheit in Kopf und Herz:

„Ich hatte mir Frieden irgendwie kleiner vorgestellt.“

„Was macht Ihr denn, wenn’s regnet?“ – „Dann wird’s vermutlich nass.“
– „Ach so!“

„Wenn jetzt ein Papppanzer um die Ecke kommt, was passiert dann?“

„Die meisten Friedensbotschaften sind ja ein bisschen aus der Hüfte geschossen.“

„Kann ich den einen Stein aus der Wand da drüben wieder rausschneiden. der ist so schön, den will ich mit nach Hause nehmen.“

„Wo hast Du denn meinen Stein hingemauert, den ich Dir heute früh gegeben habe? – „Wie sah der denn aus?“ – „Der hatte so ein Friedenssymbol.“ – „Ach der war das.“

„Das Frieden so schnell geht.“

„Gestern war vom Frieden noch nichts zu sehen!“

„Wer bezahlt den Scheiß?“

„Ich hätte nicht gedacht, das sich so viele Menschen beteiligen.“

„Der Friedensprozess ist außer Kontrolle. Wir müssen sofort die Blauhelme rufen.“

„Ich habe einen Stein nach Israel und einen nach Gaza geschickt. Ich hoffe, das beide mit einer Friedensbotschaft zurückkommen. Die kommen dann nebeneinander in das Haus.“

„Jetzt weiß ich endlich, warum es Kriege gibt. So einen Friedensprozess kannst Du nicht mehr steuern!“

 

TAG 5: „Reden ist Silber, Mauern ist Gold“

Eine Dame, die mir gleich bekannt vor kommt, nähert sich mit der Bemerkung: „Sagen Sie, das ist ja Wahnsinn, wie groß das geworden ist und was hier los ist. Ich war am Donnerstag bei der Grundsteinlegung und wollte heute nochmal schauen, ob sich was verändert hat. Aber das ist ja Wahnsinn, in welcher Atmosphäre des Miteinanders hier gefaltet, gemalt und gemauert wird.“ – „Danke“, bedanke ich mich etwas verlegen, weil mir keine anderen Worte einfallen. „Sagen Sie, würden Sie ganz kurz, ich weiß, Sie haben alle Hände voll zu tun mit all diesen Leuten hier – aber ich sehe, wie groß das Bedürfnis zu sein scheint, sich am „Haus des Friedens“ zu beteiligen – mir erklären, worum es Ihnen hier genau geht?“ – „Es geht um das Anzetteln eines Friedensdialoges und einer Methode des Diskurses, jenseits ausgetretener medialer Kommunikationspfade. Wir schaffen hier gemeinsam einen Diskursraum, in dem ein bildmächtiger Dialog über Frieden möglich werden kann. Die vielen Steine, die hier miteinander in allen Sprachen und von allen und in allen Farben nebeneinander vermauert sind, sind der Versuch, ein sinnbildliches Miteinander zu erschaffen und eine visuelle Diskursplattform zu kreieren“, erkläre ich und bin selbst ein bisschen erstaunt von dieser einigermaßen treffenden Zusammenfassung. Das muss die Sonne sein und das Delirium, in dem ich mich inzwischen befinde bei dieser alles in allem viel zu großen Kraftanstrengung aufgrund dieser riesigen Resonanz, der wir mit unseren kleinen Team kaum gerecht werden können. An dieser Stelle bitte ich um einen angemessenen Applaus für: Theresa, Daniela, Ayla, Davot, Bernd, Eric, Annika, Anne, Ruth, Georg, Olga und Stefan. Danke für Ihre Annerkennung der Leistung meines Teams und nun ohne weitere Umschweife zurück zu der Dame und ihrem angenehmen Gesprächsbedarf. „Und es machen wirklich alle mit, ich kann’s kaum glauben. Ich möchte Ihnen meinen Dank aussprechen und Ihnen meine Tochter vorstellen.“ – „Entschuldigung, ich bin gerade sehr glücklich mit meiner Partnerin Astrid…“ – „Das habe ich doch nicht so gemeint“, lacht die Dame und holt trotzdem ihre Tochter, die allerdings ihren Freund im Schlepptau hat, der sich auch noch vorstellt und über diese Bemerkung belustigt schmunzelt. „Sagen Sie, wie kommt es zu der runden Form mit dem Kreuz da herinnen und warum sind die Steine überhaupt weiß?“ – „Meine Freundin Astrid, von der ja gerade die Rede ist, hat kurz nachgedacht und behauptet, dass das Haus des Friedens keine Ecken und Kanten haben darf, und außerdem müsse das Haus des Friedens weiß sein. Die Farbe weiß sei die Summe aller Farben, die Brieftaube sei schließlich nicht umsonst weiß. Und irgendwie hat sie da mit allem ja recht. Als ich dann nach Augsburg gekommen bin, um das Projekt an vielen Stellen zu besprechen, sei plötzlich hier in Augsburg alles rund gewesen. Ich war in einer Falafelbude in Oberhausen, die hatten eine Sonne als rundes Logo, die Falafel war rund, die Falafelbällchen auch. Danach bin ich nur noch runden Verkehrsschildern begegnet, war bei einem Frisör in Oberhausen, der mich mit der Begründung rausgeschmissen hat, das er nur kreisrunde Haarschnitte könne usw., so ging das den ganzen Tag. Ich konnte es kaum glauben. Es waren auf einmal nur noch etwas zu korpulente Menschen auf der Straße. Ich saß mit Anne Garthe und ihrem Team im Kinderzentrum Oberhausen an einem runden Tisch, um eine bestmögliche Beteiligung der Schulen zu erwirken. Es war, wie überraschend, ein kreisrundes Gespräch. Das ging nur so weiter. Am Ende saß ich mit dem Ordnungsamt und dem Bauamt am runden Tisch zusammen, um das Projekt durchzukriegen, als das Ordnungsamt im Einklang mit dem Bauamt vorschlug, doch eine runde Form zu wählen, damit die Windlast bestmöglich zu den Seiten abgeleitet werden kann. Ich war völlig sprachlos über diesen Wink der höheren Mächte, sodass wir das „Haus des Friedens“ jetzt auf keinen Fall eckig bauen können.“ – „Und jetzt haben Sie auch noch das Beste Wetter, das man sich vorstellen kann. Das macht die Sache ja richtig rund. Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf, Ihre Freundin ist ja gold wert, die würde ich an Ihrer Stelle behalten.“ – „Da haben Sie vollkommen recht und voll ins Weiße getroffen. Aber Ihre Tochter scheint auch ganz nett zu sein, wenn ich das so sagen darf“, versuche ich einen Altherrenwitz, der von der Dame belacht, von der Tochter allerdings als weniger lustig befunden wird. Sie wendet sich ab und beschmust auf einmal auffallend deutlich ihren leider viel zu gut aussehenden Freund, der die Bemerkung seinerseits ganz amüsiert beschmunzelt. „Sie scheinen auf jeden Fall ein jeden-und-alles-integrierendes-Projekt erfunden zu haben.“ – „Wir sind zum Glück ein Team. Ich gebe Ihr Lob weiter. Haben Sie vielen Dank für ihre Resonanz, wir geben hier wirklich alle bei aller Anstrengung unser Bestes. Wir haben mit einer solchen Beteiligung nicht gerechnet und sind selbst ein bisschen gerührt von der Dankbarkeit und Rührung aller Menschen jeder Couleur und mit jedem nur denkbaren kulturellen Hintergrund. Eben hat sich ein afghanischer Mann bei mir dafür bedankt mit der Bemerkung: „das ihm dieses Projekt soviel Hoffnung gebe, wie nichts anderes, seitdem er in Deutschland ist. Danach hat sich ein älterer Herr als waschechter Augsburger bei mir vorgestellt, der Schwierigkeiten hatte, seine Gefühle in Worte zu fassen. Er bemerkte bei sich Emotionen, die er schon lange nicht mehr gespürt habe. Das muss einem erstmal über die Lippen kommen gegenüber jemandem, den ich noch gar nicht kenne. Erst recht in dieser Generation. Er konnte es gar nicht glauben, das ich ihm auch noch für ein paar Augenblicke meine Aufmerksamkeit schenke, was natürlich und selbstverständlich ist, so es eben geht bei dem Andrang hier auf der Baustelle. Er hat sich einen Stein mitgenommen und versprach, trotz seines hohen Alters, diesen Stein mit einer besonderen Friedensbotschaft zu versehen. Das wäre das Mindeste, was dieses Projekt verdient hätte.“ – „Wie wunderbar, ich kann mich nur bei Ihnen bedanken für dieses Projekt.“ Im Laufe des Tages kommt Lina zu mir, die heute das Gögginger Gebetshaus besucht und mal schauen will, wie es hier so zugeht, und segnet mich. Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. Außer mich meinerseits nochmals bei meinem Team, ohne dass das hier (Du lieber Himmel, wie schreibt man denn diese zwei „das“ hintereinander jetzt wieder?) alles nicht möglich wäre, zu bedanken. Dazu gehört auch Thomas Weitzel, der auf politischer Ebene im Hintergrund manche Dinge möglich werden lässt. Als wir am Abend aufräumen kommt ein berufsjugendlicher Mann mittleren Alters zu mir und behauptet, er hätte bei seinem vierten Besuch auf der Baustelle endlich den herrlichen Widerspruch des Projektes erkannt: „Sie schaffen neue Mauern in den Köpfen der Leute aus Toleranz, Integration und Vielfalt. Großartig.“ Das würde ihn an aktuelle politische Programme erinnern, die auch nur dazu da seien, neue Mauern zu bauen. – „Ich gratuliere ihm zu seiner Weitsicht, die meine bei weitem Übersteige, bedanke mich für das Zurechtrücken meines allzu positiven Tagesbildes und versichere, ich sei lediglich an der Finanzierung meines Familienlebens interessiert und hätte gerade nichts Besseres zu tun. „Wir sind Brüder im Geiste!“, behauptet der auf einmal berufsbrüderlich werdende Mann. „Man kann sich seine Brüder selten aussuchen“, versuche ich den gesuchten Schulterschluss zu lockern und auf eine mir angenehmere Distanz zu bringen ohne zu deutlich zu werden. Jetzt aber endlich ab ins Wirtshaus auf’n Weißbier, oder zwei oderoderoder…

 

TAG 6: 500 KM bis zum „Haus des Friedens“

Der heutige Tag beginnt wie gewohnt mit einem Besuch des Königs von Augsburg. Wie immer frage ich seine Durchlaucht nach seinem Befinden, worauf er wie immer mit: „Es geht, es geht.“, reagiert. Allmählich scheint die allmorgendliche Begegnung ritualhafte Züge zu bekommen. So folgt standesgemäß die Frage nach dem Befinden des Volkes. „Dem Volk geht’s so lala. Es könnte ihm besser gehen, wenn es nur endlich meine Zahlenmystik annehmen würde…“
Diese Bemerkung muss für einige Augenblicke über dem Rathausplatz hängen bleiben und die offenen Fragen werden intuitiv auf später verschoben, weil Theresa mit der Nachricht, um 9 Uhr 30 sei Krisensitzung, über den Rathausplatz stürmt. „Welche Krise?“, wollen der sonst eher wortkarge König von Augsburg und der ansonsten genauso schweigsame Künstler wie im Chor wissen. „Der Wind ist natürlich das Problem ihres Bauwerks, das genau deswegen kein Meisterwerk der Architektur sein kann“, erkennt der König eines der größten Problemstellungen unserer Zeit messerscharf und vermutet vielleicht hier das Thema der anberaumten Sitzung. Seine Durchlaucht zur Krisensitzung einladend erkläre ich, dass das Gebäude genau deswegen ein Meisterwerk sein, vielleicht nicht der Architektur, aber u. U. der bildenden Kunst. „Vielleicht ein Meisterwerk des Wahnsinns!“, vermutet der Herrscher sich selbst aus der Sitzung wieder ausladend. Schliesslich korrespondiere der verwendete Werkstoff Pappe mit den Ebenen der Fragilität und Instabilität bei Nässe mit denselben den Frieden gefährdenden Attributen. Es handele sich genau deswegen eher um ein Kunstprojekt zwischen Skulptur und Aktivismus als reine Materialstudie, so mein letzter (Er-) Läuterungsversuch. Ich würde derzeit überlegen, ob ich als nächstes Projekt einen Regierungssitz für den König von Augsburg konzipiere. „Das Haus des Friedens ist gefährdet von zu wenig Personal“, platzt Theresa in diese sinnlose Diskussion. „Genau wie ich“, versucht der Staatenlenker erneut in von diesen gewohnt selbstherrlicher Manier das Gespräch wieder auf sich zu lenken. Sein langer Bart könne darüber hinaus ebenso wenig Wind vertragen wie das Pappgebäude, sieht er eine weitere Parallele zwischen den Angeboten der unmittelbaren Umgebung und sich selbst. Ich scheine mit dem falschen Bein aufgestanden zu sein, wähne mich noch immer im Albtraumland und hoffe, das der Wecker bald klingelt. Stattdessen klingelt mein Telefon. Meine Mutter ist dran: „Endlich machst Du mal was Vernünftiges, mein Sohn!“, eröffnet sie das Gespräch, das ich leider unterbrechen muss, weil ja die Krisensitzung endlich beginnt und zu der gerade alle erscheinen. Die Krise wird schnell für null, nichtig und für beendet erklärt, trotz der Entkräftung aller bei der wochenendlichen Überforderung auf dem Bau, trotzdem kann endlich weiter gebaut werden. Wir beschliessen, den heutigen Montag für die Einschätzung abzuwarten, ob die Begeisterung und übergroße Beteiligung am Friedensprozess die Leute auch wochentags von wirklich wichtigen Dingen abhält und wir mehr Personal benötigen, wo das auch immer herkommen soll? Die Friedensgespräche werden vom künstlerischen Leiter schnell beendet und der Baustellenseelenfrieden scheint wieder hergestellt.
Muss auch, weil schon ein paar Jugendliche mit Erziehern und Lehrern um die Ecke, äh…, um das Rund des „Hauses des Friedens“ kommen. Die heute wie in den Tagen zuvor kleine Gruppe von 3 Leuten reicht im Gegensatz zu den Tagen zuvor aus, um gut über den Arbeitstag zu kommen. Im Gegensatz zum Wochenende kann man sich sogar Gespräche auf Gespräche einlassen, ohne zu befürchten, dass Friedensdialoge gleich projektgefährdenden Charakter haben, was ja ein Widerspruch in sich bedeutete. Wir falten und gestalten für den Frieden, haben aber keine Zeit für Friedensgespräche zur Ermutigung der Menschen, ihre eigenen Konflikte zu lösen?
Es muss am dritten Tag in praller Sonne liegen oder an der Überbelastung des Teams, das ich hier etwas zu ausführlich rumkritzel. Außerdem bereitet mir Ganze auch mal eine schlaflose Nacht. So ist das, wenn das Projekt irgendwann Macht über Dich hat, und Du nicht mehr über das Projekt. An diesem Punkt sind wir gerade. Aber diese Interna gehen Sie doch eigentlich überhaupt nichts an. Genauso wenig, das sich Bernd heute trotz Erkrankung zur Baustelle schleppt, um zu helfen. Danke für Deinen Einsatz, Bernd. Ebensolchen an Erik und Theresa und Daniela.

Inzwischen hat das Gebäude eine beeindruckende Dimension erreicht. Wir können das Gebäude nicht mehr mit Planen abdecken. Ab heute ist damit quasi das „Haus des Friedens“ eröffnet. Am Abend sollte ich demzufolge gleich spielende Kleinkinder auf den Mauern rumkrabbelnd wieder herunterpflücken, während die Mütter lieber ins Handy glotzen. „Frieden ist nichts für schwache Nerven!“, ruft jemand treffend und die Szene aus der Ferne beobachtend. Noch kurz zum Tagesthema: Heute ist Daniela gekommen, um eine Botschaft zu überbringen, die sie 500 KM durch Deutschlang getragen hat, um sie zum Haus des Friedens zu bringen. Kann man sich das vorstellen. Zum Glück überlegt verbindet sie diesen Besuch mit einem des Gebetshauses in Göggingen. So kann ich mir einreden, dass sie eher auch wegen des Gebetshauses 14 Tage nach Augsburg gewandert. Glücklicherweise ist Pappe ein leichterer Werkstoff als das übliche Baustoffe, versuche ich meine Rührung und meinen Respekt, vor dieser Leistung mit vordergründigem Humor zu kaschieren, was mir im nächsten Moment als völlig unangemessen erscheint und eine Entschuldigung erfordert. Sie erkennt aber meine Gemütsverfassung, meine Rührung und meine Achtung vor Ihr und Ihrer Leistung. Also stehe ich weiter ungläubig staunend und wie angewurzelt vor ihr, und finde irgendwas stammelnd keine Worte der Anerkennung. Ich kann mich nicht erinnern, das jemals jemand eine derartige Strecke für kein materielles Weltkulturerbe oder historisches Monument oder Ereignis auf sich genommen hat. Sie erklärt, dass das „Haus des Friedens“ genau das wäre, nicht um mich weiter zu verunsichern, auch wenn es diese Wirkung auf mich hat, sondern um mich zu ermutigen. Ich weiß dies zu schätzen, Daniela, auch wenn ich kaum mit dieser Verantwortung umgehen kann. Wir unterhalten uns lange über Gott und die Welt. Sie hat viel zu erzählen über die derzeitigen Veränderungsprozesse in den Menschen und in der Gesellschaft. Aus Respekt vor ihr, soll dies verborgen bleiben. Über manches muss man Schweigen, anstatt zu Schreiben. Ich verspreche Ihr zum Ende unseres Gesprächs, ihrem Stein einen Sonderplatz zu Teil werden zu lassen. Es ist der einzige Stein, der falsch herum installiert werden darf. Wir haben nun einen kleine Altar im Haus des Friedens für Daniela und ihren Pappstein eingerichtet.

 

TAG 7: Einladung Richtfest „Haus des Friedens“ am Sonntag, den 18.08.2025″ um 17 Uhr und der hl. Frank Knotenlöser“

Raten sie mal, wer schon auf der Baustelle ist, als ich um 9 Uhr zu Dienstbeginn an der mentalen Stempeluhr stehe: Genau, der König von Augsburg. Diesmal mit einem neuen Mottoshirt mit dem übersetzten Text „Staatsanwaltschaft, im Anfang war das Wort, achtzehn Buchstaben“. Erneut kommt er auf seine von der Öffentlichkeit missachtete, geniale Zahlenmystik zu sprechen: „Wenn doch nur die Menschen auf mein Zahlensystem anspringen würden, es würde die ganze Welt verändern. Aber sie wollen nicht, noch nicht. Aber das ist auch nicht weiter schlimm. Die Menschheit hat noch Zeit.“ A propos Zeit, ich müsse jetzt los, damit der Baufortschritt… äh, fortschreitet, bekomme ich den Satz zu Ende geholpert. Er behauptet, an seiner Haustür in der Jakobermauer 2, die Tür ohne Nummer und ohne Namen, dafür mit Schritt auf dem Türblatt gebe Aufschluss über seine Zahlenmystik. Ich bedanke mich für die Einladung zur Audienz beim König, der offenbar in der alten Stadtmauer wohnt. Wurden die nicht früher als Verließ und Kerker verwendet?
Ein Ukrainer bedankt sich in gebrochenem Englisch für unsere Aktion mit den Worten: „Thank you for making the world a better place!“ – Wir singen ein paar Verse von Michael Jachson’s Song „Heal the world“ zusammen und drücken uns die Hände zum Abschied.
Gegen Mittag spricht mich eine männliche Stimme mit den Worten: „Seh ich das richtig, Sie bauen hier ein Hakenkreuz?“, an – „Vollkommen richtig, ein Hakenkreuz aus Friedensbotschaften ergibt ein Bild des gemeinschaftlichen Neben- und Miteinanders bei gleichzeitiger der Akzeptanz des Fremden, jede Stimme darf gesehen und gehört werden und ist gleichwertig. Wir bauen gemeinsam mit allem und jedem ein Haus des Friedens, gleich welcher Bildungsgrad und gesellschaftlicher Status – all diese uns von einander trennenden Elemente fallen hier von den Menschen ab – das genau das ist der neue Faschismus. Sie haben es als erster und vermutlich einziger komplett begriffen. Ich gratuliere.“ – „Aber Entschuldigung, Sie bauen ein Hakenkreuz aus Friedenssymbolen und Friedensbotschaften. Eine brillante Kunstinstallation, besser kann man den Widerspruch, in dem sich die Gesellschaft befindet doch gar nicht zeigen. Aber sagen Sie, Sie führen die Menschen ja hinters Licht, die können doch gar nicht überblicken, dass das ein Hakenkreuz werden soll? Ich habe mal von oben schauen können, da drüben aus dem Fenster. Da wohnen Bekannte von mir. Aber das können ja die meisten nicht sehen.“ – „Genau so muss es wohl damals gewesen sein, zumindest ist es das, was man im Geschichtsunterricht lernt“, ich könne das auch in etwa aus meiner eigenen Familiegeschichte heraus bestätigen.“ – „Wenn Sie uns jetzt zeigen wollen, wie die Menschen hinters Licht geführt werden – Sie scheinen ja ein brillanter Stratege zu sein – Glauben Sie, das Projekt bewahrt uns in Zukunft vor einer Wiederholung der Geschichte?“ – „Jetzt passen Sie mal auf, wir bauen über das Hakenkreuz hinaus, wenn Sie das so sehen wollen. Die aktuelle Form ist nicht die endgültige. Im Übrigen ergibt die Verwendung dieses Symbols und sein Missbrauch durch verschiedene veränderte Varianten eine sehr aufschlussreiche Genealogie über die Verbrechen an der Menschheit und gibt Auskunft über die wahren Absichten hinter der Symbolik. Leider wird das meist erst im Nachhinein erkannt und auch nur von wenigen. Was uns hier angeht, am Ende wird das „Haus des Friedens“ ein kreisrundes weißes Gebäude ohne Ecken und Kanten. So Sie wollen, bauen wir über die von Ihnen hier entdeckte Swastika hinaus. Die Menschheitsgeschichte ist voll von diesen Verbrechen an sich selbst, wir versuchen hier aber etwas Neues, was wenn es sehr gut läuft, ein paar Dinge verhindert. Ich bin aber kein Freund der Selbstüberschätzung, eher des einfach Ausprobieren ohne Angst und mit möglichst wenig Bedenken. Aber zurück zur Zukunft, was wirklich in eine angenehmere Zukunft führen kann, ist die Gemeinschaft als Akteur und Autor dieses wie hoffentlich auch anderer ähnlicher Aktionen zwischen Kunst und Aktivismus. Ich komme nur mit einer Idee, dann gibt es ein begeistertes kleines Team, danach kommt die Bevölkerung, die uns hier in einer Weise unterstützt, das wir das Gefühl bekommen, die Leute haben nur darauf gewartet, sich mal wieder ihrer Stimme bewusst zu werden, die ihnen sonst überall genommen wird. Nicht mehr die einzeln Stimme eines von mir aus genialen Menschen ist der Heilsbringer, Hoffnungsträger und Weltverbesserer, sondern die Gemeinschaft von allem und jedem stellt sich die Frage nach Sinn und Unsinn und baut diese Welt nach ihren Prinzipien zum Wohle aller und von jedem auf. Die individuelle Originalität wird abgestimmt mit den Bedürfnissen der Gemeinschaft, mit der in den Dialog getreten wird. Die Welt wird sozusagen von unten nach oben gebaut und nicht mehr anders herum, wie das immer noch Gang und Gäbe ist. Das ist der eigentliche Richtungswechsel, der vollzogen wird. Wir können diese Entwicklung blockieren oder unterstützen. Ich würde letzteres vorschlagen, das ginge wesentlich leichter von statten. Diese Form der Strategien einzelner zur Bewegung von Massen und Politik, Gesellschaft und von mir aus auch Kunst sind abgeschmackt und funktionieren nur noch, weil wir nichts anderes kennen und so lange das einzige Mittel waren. Wir versuchen hier also etwas Neues, das Sie sich jetzt gern von Innen mal anschauen dürfen, statt von oben darauf herab zu sehen. Ich gebe Ihnen noch einen Tipp mit auf den Weg. Riskieren Sie einen frischen Blick ohne Vorbildung und im Wissen althergebrachte Konzepte, mit denen Sie ja ganz gut vertraut zu sein scheinen. Immerhin kennen Sie den Begriff der Installation aus der zeitgenössischen Kunst.“ – „Ja aber das ist doch Aktivismus und keine Kunst!“ – „Entschuldigung. Hier geht es im etwas, das viel größer ist als jeder einzelne von uns. Damit landen wir bei den Kräften von Gemeinschaft und sozialem Mörtel, der hier den Chor der gleichberechtigten Stimmen zusammenhält. Wo wir schon bei Richtungswechseln sind, ich würde zudem noch einen Wechsel der Blickrichtung vorschlagen, nämlich den nach Innen. Weniger nach Außen schauen im Wissen um Bildungsprogramme und Konventionen, als den freien und unverstellten Blick nach Innen. Da entdeckt man irgendwann nämlich etwas ganz anderes, nämlich sich selbst.“ – „Ich wollte doch nur nach einem Pappstein fragen. Kann ich den da mitnehmen?“ – „Entschuldigung Sie, ich wollte Sie hier nicht mit meinem pers….“, versuche ich noch eine Rettung der Situation, als der Mann schon überinformiert um die nächste Ecke verschwindet, nachdem er sich einen Pappstein unter den Arm geklemmt hat. Meine Bemerkungen sind gefärbt von Überarbeitung, zuviel Verantwortung und anderen Aspekten, die auf mir lasten. Ich entschuldige mich an dieser Stelle und im Nachhinein bei diesem Mann für die Belehrungen, die mir weder zu- noch gut zu Gesicht stehen. Ich bin auch nur ein Mensch und bekomme so meine Lektionen im Leben. Zum Anderen darf ich an dieser Stelle betonen, das Dialoge wie dieser die absolute Ausnahme darstellen und die Wirkung der Vielzahl der positiven Stimmen in keinster Weise eintrüben. Die Menschen, die das „Haus des Friedens“ besuchen, bewegen sich, von der Vielzahl der Menschen, die sich bereits beteiligt haben, der inzwischen erreichten Größendimension der bildgewordenen Friedensabsichten und dem Konsens aller Menschen jenseits von Hautfarbe, kulturellem Hintergrund und Ausdrucksvermögen, sehr langsam und berührt, beinah demütig durch die Räume des Gebäudes.
Als ich mich von der Überhitzung meiner Betriebstemperatur an der Kühltheke im nächsten Supermarkt abkühlen will, lausche ich einer Gruppe älterer Damen, die sich darüber unterhalten, dass ihre Enkel gestern zwei Stunden lang Pappsteine bemalt hätten und endlich mal nicht am Handy oder am Computer daddelten. Sie wäre so beiendruckt von den beiden und ihrer friedfertigen Beschäftigung. Das hätte es so noch nicht gegeben. Das hätte dieses Projekt möglich gemacht. Die anderen Damen pflichten bei und wollen sich sofort Pappsteine holen, damit ihre Enkel es ihren gleich tun. Zum Beweis zeigt die von dieser familiären Besonderheit berichtende Dame Handyfotos der bemalten Pappsteine. Als ich um die Ansicht der Fotos bitte und mich als am Projekt Beteiligter zu erkennen gebe, erkenne ich die beiden vielleicht größten „Friedensapostel“ unserer Zeit: Bart und Homer Simpson. Sie versprechen, die Friedensbotschaft morgen zur Baustelle zu bringen. Zurück von der Lebensmittelquelle wird auf der Baustelle gerätselt, was für Friedensbotschaften eigentlich in der Vielzahl der für uns unbekannten Sprachen und Schriftbilder verborgen sein mögen oder ob es womöglich um ganz andere Botschaften gehe. Als ich exemplarisch eine Gruppe Afghanischer Männer anspreche, die gerade ein mir völlig unbekanntes Schriftbild studieren, erklären sie, es stünde auf diesem Stein in Paschtu: „Alles Gute zum Muttertag.“ An Nachmittag kommt Thomas Weitzel zur Baustelle und bietet mir einen Besuch bei seinem Ostheopaten an. Ich vermute, er kann mich aus den oberen Geschossen des anliegenden Rathauses blickend nicht mehr über die Baustelle humpeln sehen, was tatsächlich an der Summe der anstrengenden Ebenen dieses Projektes zuvor abgeschlossener liegen mag. Bauleitung ist nun mal der ungesündeste Beruf der Welt, das wissen alle Mütter, die Bauleiter auf die Welt gebracht haben nur zu genau. Sie sind die ganze Zeit mit Kommunikation, Fragen der Statik und der Organisation beschäftigt und haben neben ihrem Handy in der einen den Hammer in anderen Hand und mit der dritten müssen sie den Nagel festhalten. Die Frage: „Wie soll das gehen?“, beschäftigt sie den gesamten Tag. Ich komme gerade aus Italien, wo ich ein Projekt in ähnlicher Größenordnung abzuwickeln hatte, bei dem ich noch drei weitere Hände aus meinem Körper wachsen lassen musste: „Wie soll das gehen, wenn Sie nur drei Hände haben?“ Irgendwann sollte man sich wohl damit abfinden, das man eben nur drei Hände hat, so bekommen wir eben alle unsere Lektionen im Leben. „Der Mann wächst mit seinen Tätigkeiten“, höre ich eine weibliche Stimme hinter mir rufen. Die Stimme gehört zur guten Seele des letztjährigen Projektes „NEOKunsthalle Göppingen“. Wie schön, das Du mich besucht hast heute in Augsburg, liebe Evi. Bitte grüße Dein gesamtes Umfeld in der Kunsthalle Göppingen mit Veronika, Melanie, Eva und Valentin. Was haben wir da letztes Jahr für unglaubliche Erfahrungen machen dürfen, die Sie alle unter www.frankboelter.com/… nachlesen können. Ich bitte die kurz eingestreute Eigenwerbung an dieser Stelle zu entschuldigen. Weiter im Text: Evi war gerade in einer Kirche um die Ecke und zeigt mit eine Abbildung der Maria Knotenlöserin, die um die Wende 17tes und 18tes Jahrhunderts in Augsburg gelebt haben soll. Sie behauptet plötzlich, diese Heilige hätte eine frappierende Ähnlichkeit mit mir, worauf ich sie bitte, mir mal die Postkarte zu zeigen. Sie behauptet die Nase und die schräge Kopfhaltung hätten wir gemein, worauf wir wieder beim Ostheopaten wären, den ich vielleicht doch mal anrufen sollte. Ich kann mich bestenfalls in ihren Händen wieder erkennen, stimme ich ihr anteilig zu, was die These bestätigt, das doch jeder etwas anderes sieht und sehen kann aufgrund seines Vorwissens und seines Lebenserfahrungsschatzes. Wir sinnen über den übertragenen Sinn der Tätigkeit von Maria Knotenlöserin nach und fragen uns, was die Nachbarschaft der Kirche mit dem Gemälde, das an diese Frau erinnert, mit dem „Haus des Friedens“ und der Verortung des Projektes in Augsburg zu tun haben möge, sehen darin aber natürlich überhaupt keinen Zusammenhang.
Vielleicht nehme ich das Angebot von Thomas Weitzel an und gehe mal zu seinem Osthepathen, um meinen mühsam erwirkten Beckenschiefstand korrigieren zu lassen, den ich mir auf dem Rückweg aus Italien beim Überqueren der Alpen zugezogen habe. Danke für dieses Angebot. Mal sehen, wie es mir morgen geht, könnte mich vielleicht der König von Augsburg morgen früh fragen?

Der Elefant im (Straf-)Raum

Performance – Temporäre Installation
öffentlicher Raum, Köln-Kalk | 2024

 

Sonntag, 01.09.2024 um 15 Uhr – erster Teil

Wir treffen uns zum Kalkfest auf dem Hof der Sünner Brauerei zum Biertrinken, als Tommy plötzlich mit dem Fahrrad angerauscht kommt und meint: „Moin. Wir haben überall Wohnungsnot, Mietwucher und Separationspolitik der Mächtigen. Ihr Müsst was tun!“
Arthur meint: „Machen wir. Wir trinken für eine bessere Welt.“
Lenny pflichtet bei: „Wobei das Bier auch immer teurer wird.“
Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich eine Demo für eine Stadt ohne Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen ein Menschenrecht ist und fordern Wohnungen für alle!“
Arthur staunt über Wortgewandt-, Klug-, und Allwissenheit seines Freundes Bela. Lenny kramt eine Faltanleitung für ein Origami-Haus aus seiner Hosentasche und erklärt, die sei zwar mit der letzten Wäsche mit gewaschen worden, aber noch lesbar, Tommy ruft: „Na dann. Los geht’s!“ Plötzlich erscheint wie aus dem Nichts Christiane und behauptet: „Wir haben heute hier nämlich eine Demo für eine Stadt ohne Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen ein Menschenrecht ist und fordern Wohnungen für alle. Ihr müsst was tun!“
Arthur meint: „Machen wir. Wir trinken für eine bessere Welt.“
Lenny pflichtet bei: „Wobei das Bier auch immer teurer wird.“
Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich eine Demo für eine Stadt ohne Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen ein Menschenrecht ist und fordern Wohnungen für alle.“
Arthur staunt weiter über Wortgewandt-, Klug-, und Allwissenheit seines Freundes Bela. Lenny steckt die Faltanleitung für ein Origami-Haus wieder in seine Hosentasche und erklärt die sei mit der letzten Wäsche mit gewaschen worden und deswegen nicht mehr lesbar, Tommy ruft: „Na dann. Los geht’s!“
Plötzlich erscheint wie aus dem noch Nichtser Wolfgang und ruft: „Die haben heute hier nämlich für mich eine Demo für meine Stadt ohne meine Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen mein Menschenrecht ist und fordern eine Wohnung für mich. Ich hab Euer Plakat gesehen. Ihr müsst was für mich tun!“
Arthur staunt weiter und weiter über Wortgewandt-, Klug-, und Allwissenheit seines Freundes Bela, Lenny kramt die Faltanleitung für ein Origami-Haus wieder aus seiner Hosentasche und erklärt, die sei zwar mit der letzten Wäsche mit gewaschen worden und deswegen nicht mehr lesbar, aber er kenne die sowieso auswendig. Tommy ruft: „Na dann. Los geht’s!“
Wolfgang meint: „Ich bin obdachlos und Ihr seid „Angels“. Ich nehme das Haus, wenn es fertig ist. Ihr könnt das für mich in den Park stellen. Ihr müsst nur sofort die Polizei anrufen und sagen, dass das Haus von Euch kommt. Die Polizei kommt dann auch sofort und nimmt mir das Haus aber nicht wieder weg. Deswegen müsst Ihr sofort bei der Polizei anrufen und sagen, dass das von Euch kommt. Wenn Ihr das macht, dann sehen die, dass das aus der Mitte der zivilisierten Bevölkerung kommt und nicht von mir, also vom geduldeten „unzivilisierten Rand der Gesellschaft“. Die kommen dann zwar kucken, sehen Euch aber bei mir. Nur so kann das stehen bleiben. Ich bin dann auch nicht mehr so obdachlos und Ihr seid „Angels“.“
Arthur staunt weiter und weiter und weiter über Wortgewandt-, Klug-, und Allwissenheit seines Freundes Bela, Lenny steckt die Faltanleitung für ein Origami-Haus wieder in seine Hosentasche und erklärt, die sei zwar mit der letzten Wäsche mit gewaschen worden und deswegen nicht mehr lesbar, aber er kenne die sowieso in- und auswendig, darüber hinaus käme ein-Haus-für-die-Polizei-falten nur ohne ihn nicht in Frage(?). Tommy ruft: „Na dann. Los geht’s!“

Als mir an Wolfgang gewandt einfällt, das wir das selbstverständlich gerne für ihn machten, aber er sich noch etwas in Geduld üben müsste, da wir erst mit dem Papierhaus an der Demo teilnehmen wollten, von der ja schon hier und da die Rede gewesen sei, bevor wir ihm danach das Falthaus in den Park stellten und die Polizei dann käme undundund…
Als Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich eine Demo für eine Stadt ohne Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen ein Menschenrecht ist und fordern Wohnungen für alle“, platzt Wolfgang beinah mit den Worten: „Ich bin obdachlos und Ihr seid Arschlöcher…“, wendet sich um und schnaubt davon.
„Ich dachte, wir wären „Angels“?“, wundert sich Tommy leicht irritiert. „Genau!“, ruft Christiane noch irritierter.
„Nee, Ihr seid Arschlöcher!“, schnaubt sich Wolfgang nochmal um. „Ihr lasst mich hängen. Ihr braucht nicht die Polizei anrufen, weil ich nämlich das Haus nicht mehr will, denn wenn Ihr das für mich erst nach der Demo in den Park stellt, kommen die sofort und nehmen mir das wieder weg und behaupten, das sei illegal, weil das Haus auf der Demo war. Das wird dann konfisziert. Deswegen braucht Ihr bei der Polizei auch nicht anzurufen. Wenn Ihr das so macht, dann sehen die, dass das aus der Mitte der unzivilisierten Bevölkerung kommt und nicht von mir, also vom geduldeten „zivilisierten Rand der Gesellschaft“. Die kommen dann trotzdem, sehen aber Euch bei mir und nehmen das Haus mit, weil Ihr mit dem Haus auf der Demo wardt. Ich bin nämlich obdachlos und Ihr seid Arschlöcher. Darüber hinaus seid Ihr noch größere Arschlöcher als alle anderen, weil ihr mir gar nicht helfen wollt. Ihr seid die größten Arschlöcher von allen, weil ich hab Euch die ganze Zeit vertraut.“
Arthur sucht nach der „ganzen Zeit“ und schaut dabei auf seine Uhr. „Wir wollen Dir schon gerne helfen, aber wir wollen auch gemeinsam hier auf dem Hof mit vielen Leuten das Haus falten, dann die Straße entlang „protestmarschieren“, um darauf hinzuweisen, das man kreativ seine Stimme erheben kann“, das wäre schließlich der nicht zu unterschätzende Sinn dieser Aktion: „Danach stellen wir Dir das Haus gerne in den Park“, höre ich mich Wolfgang hinterher argumentieren, der nur sein eigenes Argument: „Ihr seid die allergrößten Arschlöcher von allen!“, in alle Richtungen brüllend gelten lässt.
Etwas mitgenommen und stehen gelassen zugleich, schicken wir uns mehr oder weniger benommen an, das Haus zu falten. Was sollten wir auch sonst tun? „Na dann. Los geht’s!“ meint Tommi.
Arthur meint: „Machen wir. Wir falten für eine bessere Welt.“
Lenny pflichtet bei: „Wobei das Falten auch immer komischer wird.“
Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich eine Demo für eine Stadt ohne Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen ein Menschenrecht ist und fordern Wohnungen für alle.“ Das Haus sieht schließlich etwas mitgenommen und auf dem Hof der Brauwelt etwas stehen gelassen zugleich aus…

Samstag, 07.09.2024 um 15 Uhr – Der Elefant im (Straf-)Raum. Zweiter Teil

Wir treffen uns wieder an der Brauwelt auf dem Hof der Sünner Brauerei zum Biertrinken, als Tommy plötzlich mit dem Fahrrad angerauscht kommt und meint: „Moin. Wir haben überall Bewegungsmangel, Arthrose und Gelenkschmerzen der Ohnmächtigen. Ihr Müsst was tun!“
Arthur meint: „Machen wir. Wir trinken für eine bessere Welt.“
Lenny pflichtet bei: „Wobei das Bier auch immer teurer wird.““
Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich ein Fußballspiel von Borussia Kalk gegen den Dürener SV gegen Bewegungsnotstand, Arthrosewucher und Fußfäule. Die weisen daraufhin, das Bewegung ein Menschenrecht ist und fordern Fußball für alle.“
Arthur staunt über Wortklauber-, Klugscheißer-, und Besserwisserei seines Freundes Bela, Lenny kramt eine Faltanleitung für ein Fußball-Museum aus seiner Hosentasche, und erklärt, die sei mit der letzten Wäsche mit gewaschen worden, aber noch lesbar, Tommy ruft: „Na dann. Los geht’s!“
Als Christiane plötzlich wie aus dem Nichts auftaucht und behauptet: „Wir haben heute nämlich keine Demo für eine Stadt ohne Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen auch nicht daraufhin, das Wohnen mal ein Menschenrecht war und fordern keine Wohnungen für alle. Ihr müsst nichts tun!“, meint Arthur: „Machen wir. Wir trinken für eine bessere Welt.“
Lenny pflichtet bei: „Wobei das Bier immer teurer wird.“
Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich ein Fußballspiel von Borussia Kalk gegen den Dürener SV gegen Bewegungsnotstand, Arthrosewucher und Fußfäule. Die weisen daraufhin, das Bewegung ein Menschenrecht ist und fordern Fußball für alle.“
Arthur staunt weiter über Wortklauber-, Klugscheißer-, und Besserwisserei seines Freundes Bela, Lenny steckt die Faltanleitung für ein Fußball-Museum wieder in seine Hosentasche, und erklärt, die sei mit der letzten Wäsche mit gewaschen worden und deswegen nicht mehr lesbar, Tommy ruft: „Na dann. Los geht’s!“
Jetzt müsste eigentlich langsam Wolfgang aus dem, wie hieß das noch?, „noch Nichtser“ auftauchen, wähne ich mich im seltsamsten „Déjà vü“ von Köln, um das mit der Demo bis zum Erbrechen am letzten Wochenende zu wiederholen. Als dieser völlig überraschend fern bleibt, um seine Aussage: „Die haben heute hier nämlich eine Demo für meine Stadt ohne meine Armut vom Aktionsbündnis gegen meine Wohnungsnot und meine Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen mein Menschenrecht ist und fordern eine Wohnung für mich. Ich hab Euer Plakat gesehen. Ihr müsst was für mich tun!“, zu wiederholen.
„Irgendwas stimmt hier mit der Zeit nicht!“, höre ich mich gerade vor mich hin murmeln, als alle anderen behände das Haus geschultert auf drei bereitstehende Hunde stellen, um das Haus über große Umwege durch Kalk zum Fußballplatz von Borussia Kalk zu rollen. Die Hände vom scharfkantigen Papier zerschnitten, die Trippelschritte der überfrachteten Häuslebauer, damit das Haus im Gleichgewicht durch die Straßen schlingert, an Pina Bausch in ihren besten Zeiten erinnernd, wird mit dem gefalteten Haus doch noch für eine Stadt ohne Armut mit dem Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung demonstriert. Das Papphaus weist gerade daraufhin, das Wohnen ein Menschenrecht ist und fordert Wohnungen für alle, und wird gerade quer durch Kalk zum Fußballspiel von Borussia Kalk gegen den Dürener SV gegen Bewegungsnotstand, Arthrosewucher und Fußfäule gerollt, um daraufhin zu weisen, das Bewegung ein Menschenrecht ist und um Fußball für alle zu fordern, als Thorsten aus Brandenburg an der Havel anruft und berichtet, dass ihn die lokale Wohnungsbaugenossenschaft trotz 100% Behinderungsgrad aus seiner Wohnung geschmissen hat, und er jetzt auf der Straße leben müsse: „Die Wohnungsbaugenossenschaften waren mal gemeinnützig. Das war einmal!“ Ich traue meinen Ohren nicht und verspreche, bei allem Humor in diesem Text wie bei aller Freude und glücklichen Fügungen in meinem eigenen Leben diese Dinge nicht für mich zu behalten, sondern die Information zu verbreiten, dem ich mit diesem Text hier gern nachkomme. Als ich von Thorsten aus Brandenburg berichte, weiß Christiane Ähnliches von Kölner Wohnungsbaugenossenschaften zu berichten. Einen kurzen Moment überlegen wir, das Papierhaus nach Brandenburg zu rollen oder besser vor die Türen der Kölner Wohnungsbaugenossenschaften, als plötzlich einer der Hunde schlapp macht…

Wie aus der Steigerung von Nichtser und als hätte man sich in Windeseile abgesprochen sind alle Aktionsstände und Demonstrationsteilnehmer von letztem Wochenende wieder auf der Straße. „Irgendwas stimmt hier mit der Zeit nicht!“, höre ich mich gerade vor mich hin murmeln, als Tommy sich in einer Zeitschleife gefangen sieht, dafür aber keine Zeit hat, da er uns den Weg mit seinem Fahrrad Freischneisen muss, damit das Papierhaus über möglichst wenig Zehen der zahlreichen Demonstranten von letzter Woche rollt.
Arthur glaubt: „Wir haben zu viel für eine bessere Welt getrunken!“.
Lenny pflichtet bei: „Das Bier wird auch immer teurer und schmeckt auch immer komischer“. Tommy rauscht mit seinem Fahrrad durch die Menge und meint: „Egal. Hauptsache: Los geht’s!“ Als wir am Stand vom „Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung“ ankommen, werden wir mit den Worten: „Das seid Ihr ja endlich. Nur eine Woche zu spät!“, angemessen freudig begrüßt. „Irgendwas stimmt hier mit der Zeit nicht!“, höre ich mich gerade vor mich hin murmeln, als Tommy meint: „Wir müssen schnell weiter zum Fußballspiel von Borussia Kalk gegen den Dürener SV gegen Bewegungsnotstand, Arthrosewucher und Fußfäule. Die weisen daraufhin, das Bewegung ein Menschenrecht ist und fordern Fußball für alle“, und wir müssten dort zu diesem Anlass selbstverständlich ein Fußball-Museum errichten. Am Stand des „Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung“ wird noch schnell das „Aktionsbündnis gegen Bewegungsnotstand, Arthrosewucher und Fußfäule“ gegründet und auf dem Gelände von Borussia Kalk ein dazu gehöriger Aktionsstand gesucht.
Tommy vermisst die vielen angekündigten Teilnehmer, die schon in den Tagen und Wochen zuvor auf den sozialen Medien über das längst überfällige Fußball-Museum von Borussia Kalk, dem zweiten Fußball-Museum nach dem ersten in Borussia Dortmund, berichten. Als nach 30-minütiger Verspätung immer noch niemand der angekündigten Falt- und Fußballexperten auftaucht, und sich niemand der Zuschauer, außer Larissa, bereit erklärt, beim Falten des Fußball-Museums mitzu… äh -falten, erklärt Larissa, sie sei mehr an Elefanten interessiert. Dafür gebe es auch einen Grund, nämlich: Es gebe derzeit und für den Rest der Zeit dermaßen viele Krisen, Krisengebiete und -herden auf der Welt, das sie sich um alle beim besten Willen nicht kümmern könne. Deswegen würde es auch überhaupt keinen Sinn mehr machen, hier ein Papierschiffchen zu falten, dort und Häuschen und wieder zurück im Hier und Jetzt ein Fußball-Museum für Borussia Kalk, auch wenn ihr Sohn hier gerade für Borussia ein Tor geschossen hätte. Selbst wenn Ihr Sohn jetzt als Torschütze ins Borussia Kalk-Museum käme, würde ihr das nichts, naja, kaum etwas bedeuten. Einzig und allein, Elefanten blieben noch als sinnvolle Tätigkeit übrig.
Auf die Frage: „Warum?“ antwortet sie: „Warum nicht!“, „Leuchtet ein“, gibt der Vorsitzende von Borussia Kalk auch noch seinen Senf auf seine mitgebrachte Bratwurst, die sich gerade von hinten ins Gespräch dazu schmuggelt. „In Zeiten des Totalistarismus sind ja auch Diskussionen nicht mehr so „in“, etwas aus der Mode gekommen und quasi nicht mehr en vogue“, versucht der große Vorsitzende sich, seiner Bratwurst und seiner Unlogik mit einem Dreiklang künstlich mehr Gewicht zu verleihen. Im Hintergrund parlieren die vor lauter nach Kalk importierter Allgemeinbildung strotzenden Lenny, Arthur und Bela gewieft über den offenbar verloren gegangenen Sinn sinnvoller Tätigkeiten und sehen diesen eher als im Reich sinnloser Tätigkeiten oder in Kalk verortet, was sowohl als auch eine fundamentale Zeitenwende bedeuten würde. „Liegt des Leben’s Sinn nun im Sinnlosen oder in Kalk?“ wird inzwischen innerhalb der kleinen, wenn auch größer werdenden Elefantenherde, die sich in der Fußballspielpause um uns herum versammelt hat, gerätselt. Darüber würden ja auch ohnehin inzwischen alle Mann bzw. Aliman nachdenken. „Kalk!“ ruft Tommi dazwischen und will eine Runde Getränke schmeissen. Er würde gern Getränke holen. „Ihr könnt ja schon mal anfangen zu falten“, ruft er laut, bevor er seinen Ton auf ganz leise dreht, sodass kaum einer die Fortsetzung: „… oder auf mich warten, bis ich mit den Getränken zurück bin“ versteht.
Arthur meint: „Machen wir. Wir trinken für eine bessere Welt.“
Lenny pflichtet bei: „Wobei das Bier auch immer teurer wird.“
Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich ein Fußballspiel von Borussia Kalk gegen den Dürener SV gegen Tierleid, Massentierhaltung und Fleischkonsum. Wir weisen daraufhin, das Tierleben ein Menschenrecht ist und fordern Elefanten für alle.“…
Der Mao von Kalk bietet Larissa einen Job als 2. Vorsitzende an, die das dankend annimmt. Allerdings müsse vorher noch der Elefant gefaltet werden.

 

 

NEOKunsthalle Göppingen

Temporäre Installation
Bahnhofsvorplatz, Göppingen | 2024

 

B A U T A G E B L O G G – 1. Akt Vorbereitung „NEOKunsthalle Göppingen“

18.12.2023 Besuch der Kunsthalle Göppingen mit Ortsbegehung und Besichtigung des Stadtmuseums, des Kornhauses wie verschiedener Plätze und Parks bzgl. seiner bzw. ihrer Eignung für öffentlichkeitsinvolvierende Kunstprojekte. Inspirierende Wirkung entfaltet der Erfindergeist der Göppinger in Form von Märklin, der Miniaturseidenstickerei, origineller Kochbücher etc., nachzuvollziehen im Stadtmuseum Göppingens.

18.01.2024 Nächster Besuch der Kunsthalle mit weiterer Ortsbegehung und wiederholter Besichtigung des Stadtmuseums, des Kornhauses wie verschiedenerer Plätze und Parks bzgl. seiner bzw. ihrer Eignung für öffentlichkeitsinvolvierende Kunstprojekte. Noch inspirierendere Wirkung entfaltet der Erfindergeist der Göppinger in Form von Märklin, der Miniaturseidenstickerei, origineller Kochbücher etc., wieder nachzuvollziehen im Stadtmuseum Göppingens.

18.02.2024 Übernächster Besuch der Kunsthalle mit noch weiterer Ortsbegehung und wiederholterer Besichtigung des Stadtmuseums, des Kornhauses wie verschiedenster Plätze und Parks bzgl. seiner bzw. ihrer Eignung für öffentlichkeitsinvolvierende Kunstprojekte. Inspirierendste Wirkung entfaltet der Erfindergeist der Göppinger in Form von Märklin, der Miniaturseidenstickerei, origineller Kochbücher etc., immer noch nachzuvollziehen im Stadtmuseum Göppingens.

18.03.2024 Überübernächster Besuch der Kunsthalle mit weitester Ortsbegehung und wiederholtester Besichtigung des Stadtmuseums, des Kornhauses wie verschiedener Plätze und Parks bzgl. seiner bzw. ihrer Eignung für öffentlichkeitsinvolvierende Kunstprojekte. Inspirierendste Wirkung entfaltet immer noch der Erfindergeist der Göppinger in Form von Märklin, der Miniaturseidenstickerei, origineller Kochbücher etc., immer nachzuvollziehen im Stadtmuseum Göppingens. Die „höheren Mächte“ treffen die Entscheidung, diesen in Form eines Denkmals abzubilden.
14 Uhr zufälliger Besuch bei der Fa. Seyfert und seines Chefkonstrukteurs Andreas Wahl. Herr Wahl erklärt zunächst seine Urlaubsbereitschaft nach intensivster Forschung und Entwicklung dreier Pappsteinmodelle, die er genauso begeistert vorstellt, erklärt und die jeweiligen Besonderheiten erläutert, wie der Künstler sein Vorhaben, die Kunsthalle Göppingens damit aus Pappe nachbauen zu wollen. Der vom Ingenieur Andreas Wahl favorisierte Pappstein A stellt sich als besonders praktikabel heraus. Der Künstler erklärt seine Hochachtung vor dem Erfindergeist Andreas Wahl, der Erfindergeist seine Missachtung gegenüber der Uninspiriertheit des auftragegebenden Künstlers, dieser solle sich doch endlich mal an den Modellbau machen, um der Fa. Seyfert die finalen Maße des Pappmonumentalbauwerks, die finale Stückzahl und die Dachkonstruktion durchgeben. Der Künstler wünscht sich und Herrn Wahl einen angenehmen Urlaub.

28.03.2024 Einblick in die Konstruktionsbücher des Planungsbüros der NEOKunsthalle Göppingen und Ausblick auf die Durchführung des Projektes im Stadtraum Göppingens. Der Bahnhofsvorplatz erweist sich im Gegensatz zum Rathausplatz und dem Kornhausplatz als besonders schwierig für eine Durchführung des Projektes und schafft es gerade deswegen neben dem Aldi-Parkplatz in die engere Wahl. Neben dem Aspekt des Transits und den Reiseabsichten der Passanten, erweisen sich das leichte Gefälle des Platzes zum Ablauf des Regenwassers wie die architektonische Umgebung als städtische Problemzonen und als mit dem Bau der NEOKunsthalle in Konkurrenz stehend. Gerade deswegen fällt die Wahl auf den Bahnhofsvorplatz.

08.04.2024 Bericht aus der Modellbauwerkstatt der NEOKunsthalle Göppingen. Entwicklung kleiner Pappsteinmodelle auf einwelliger Wellpappe in 3 Millimeter Stärke im Maßstab 1:10. Neben der Entwicklung von nuklearen Papierwaffen als Beitrag für weltweite Friedensverhandlungen entwickelt sich das Projekt NEOKunsthalle Göppingen zusehends zum zentralen Anliegen der Werkstatt. Insbesondere die kommunikative Ebene bekommt mehr und mehr ein arbeitstagesfüllendes Volumen, da sich mehr und mehr Schulen, städtische Einrichtungen wie die Lebenshilfe e.V. u. A. für eine Beteiligung und Kooperation interessieren. Gespräche mit der Feuerwehr bzgl. Brandschutz und Untersuchungen bzgl. der Brennbarkeit von Pappsteinen füllen verständlicherweise virtuelle online-Konferenzen wie wirkliche Begegnungen mit städtischen Behörden und persönlichen Bedenkenträgern vor Ort…

09.04.2024 09.24 Uhr Anruf eines im deutsch-mit-österreischischem-Akzent-sprachigen Raum nicht ganz unbekannten Musikers. Er hätte gehört, es würde in der Nähe von Stuttgart ein Museum aus Pappe gebaut. Er fragt, ob das hallenartige Gebäude auch als Auftrittsort für Musiker und als Konzertveranstaltungsort in Frage käme? Er plane gerade eine größere Tournee durch die großen Konzertsäle Süddeutschlands. Etwas überrascht erläutere ich das Bauvorhaben als ephemeres Gemeinschaftsprojekt mit bewusst unsicherer Perspektive bzgl. seiner Stabilität, Wetterfestigkeit und damit auch seiner Nutzbarkeit…
Er behauptet, gerade das sei doch interessant, genau deswegen sei er interessiert und gerade genau deshalb wolle er unbedingt dort auftreten, notfalls auch auf einer Ruine.
11.47 Uhr Anruf eines im süddeutschsprachigen Raum nicht ganz unbekannten Musikers. Er hätte gehört, es würde in der Nähe von Stuttgart ein Museum aus Pappe gebaut. Er fragt, ob das hallenartige Gebäude auch als Auftrittsort für Musiker und als Konzertveranstaltungsort in Frage käme? Er plane gerade sowieso eine größere Tournee durch die großen Konzertsäle Österreichs. Etwas irritiert nicht nur über die Verortung Göppingens erläutere ich das Bauvorhaben als ephemeres Gemeinschaftsprojekt mit bewusst unsicherer Perspektive bzgl. seiner Stabilität, Wetterfestigkeit und damit auch seiner Nutzbarkeit. Er behauptet, gerade das sei doch interessant, genau deswegen sei er interessiert und gerade genau deshalb wolle er unbedingt dort auftreten, notfalls auch auf einer Ruine.
14.03 Uhr Anruf eines im deutschsprachigen Raum nicht ganz unbekannten Musikers. Er hätte gehört, es würde in der Nähe von Stuttgart ein Museum aus Pappe gebaut. Er fragt, ob das hallenartige Gebäude auch als Auftrittsort für Musiker und als Konzertveranstaltungsort in Frage käme? Er plane gerade sowieso eine größere Tournee durch die großen Konzertsäle Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Etwas irritiert nicht nur über die öffentliche Bekanntheit des doch gerade erst in der Planungsphase befindlichen Projekts erläutere ich das Bauvorhaben als ephemeres Gemeinschaftsprojekt mit bewusst unsicherer Perspektive bzgl. seiner Stabilität, Wetterfestigkeit und damit auch seiner Nutzbarkeit. Er behauptet, gerade das sei doch interessant, genau deswegen sei er interessiert und gerade genau deshalb wolle er unbedingt dort auftreten, notfalls auch auf einer Ruine…

18.04.2024 13.41 Uhr Anruf eines eingebildeten Künstlerkollegen aus dem „Großraum Stuttgart aus dem Großraumbüro des überhaupt größten Künstlerateliers des Schwabenlandes“. Er behauptet, das ohne Bauschild auf dem Bahnhofsvorplatz niemand auf das Projekt, das er ja gern auch außerhalb seines Großraumbüros bewerben würde, aufmerksam werden würde. Mein Hinweis, das ich mir immerhin aus diesem Grund statt der Errichtung eines Bauschildes die Mühe der Einrichtung eines Baustellentagebloggs gemacht habe, wird mit der Bemerkung kommentiert, dass das doch inzwischen jeder könne, während das Aufstellen eines Bauschildes entweder mangels Genehmigung ein besonders couragierte Akt der bildenden Kunst oder mangels Courage „eine Genehmigung der besonderen Art“ erforderlich gewesen sei. Ich behaupte, in meiner Portokasse nachzusehen, ob ein Bauschild im Bereich der couragierten Möglichkeiten liege. Mit der Frage, ob der Anrufer ein Bestechungsgeld für die „Beschleunigung“ des Genehmigungsverfahren aus seiner bestimmt geräumigeren Portokasse seines Großraumbüros beisteuern möchte, endet das Gespräch abrupt.

B A U T A G E B L O G G – 2. Akt Aufführung „NEOKunsthalle Göppingen“

TAG 1: Der perfekte Tag
05:48 Uhr Ich schaue auf die Wetterapp meines Telefons: Es regnet.
06:13 Uhr Ich schaue aus dem Fenster meines Zimmers: Es regnet tatsächlich.
06:38 Uhr Ich schaue aus dem Fenster des Frühstücksraumes: Es regnet noch immer. Was sonst?
07:23 Uhr Ich verlasse das Hotel: Es regnet immer noch: Was tun?
7:31 Uhr Baubeginn auf dem Bahnhofsvorplatz in Göppingen. Es regnet…, äh, nicht(?). Mein Rückenschmerz, der sich am Wochenende eingestellt hat und bis ins Bein ausstrahlt hat, liess mich krumm schief aus dem Bett steigen und zum Bauplatz der NEOKunsthalle humpeln. Dort sind bereits mehr als alle versammelt, die sich dort versammeln sollen. Die Freude ist genauso groß wie die leichte Nervosität zu Beginn dieses leicht waghalsigen Projektes wie das Mitgefühl für meine krumme Körperhaltung. Bei der Begrüßung kommt sogar für einen sonnigen Moment der Mond heraus. Den hat man schon so lange nicht mehr gesehen, man könnte ihn sogar mit der Sonne verwechseln. Inzwischen weiß man ja nicht mehr, ob es gerade Tag oder Nacht ist, nur eins ist immer gewiß, es regnet. Seit 8 Monaten regnet es aus dem einheitlich grauen Himmel auf die Menschen herab, als hätte man nicht schon genug davon hier auf der Erde. Vom wunderbaren Team der Kunsthalle sind auch schon Allefrau und -mann vor Ort. „Was machen wir, wenn’s regnet?“, fragen Melanie, Veronika, Eva und Amelie wissbegierig mit einer Prise leichter Besorgnis aus ihren fröhlichen Augen. Meine westfälische Redeblockade erlaubt mir noch keine Antwort. Die kommt stellvertretend von Achim, der behauptet: „Pause!“ Hagen Betzwieser, der wie immer gewohnt eifrig seine Kameraequipment aufbaut und ebenso gut gelaunt mitteilt, das es erst ab Mittag regnen werde, weswegen man doch jetzt zügig zur Sache kommen könne, er habe bereits alle Kameras „on“, ist auch schon auf der Baustelle. Achim und Fabian legen schon munter die Holzplanken aus und schneiden diese auf die entsprechende Länge. Als ich mich bei den Anwesenden für die 1-minütige Verspätung entschuldige, schauen alle, als wäre ich eher einen ganzen Tag zu spät. Als ich verkünde, das es je jetzt endlich losgehen könne, schauen alle gerade so, als hätten sie schon etliche Arbeitsstunden in meinem Rücken. Als auch schon die gutgelaunten Kamera- und Radioteams der lokalen Medienanstalten die „Arbeitsbühne“ der NEOkunsthalle betreten, behaupten diese, sie freuten sich sehr auf die Grundsteinlegung, aber hätte die nicht eigentlich schon gestern stattfinden sollen? „Äh, eigentlich nicht!“, spüre ich im Kontrast zu meinen Worten einen leisen Zweifel an ihnen meinem unteren Rücken die Wirbelsäule hinauf steigen, wo die Lebensfreude darüber, etwas zwar verzögert, aber nicht gänzlich vergessen zu haben, meinen Körper wenigstens etwas zu begradigen scheint. Ich stammele entschuldigend sowas wie, ich hätte kaum geschlafen vor lauter Gedanken darüber, womöglich nicht nur die Baupläne zuhause auf dem Schreibtisch liegen gelassen zu haben, sondern auch die Antwort auf die Frage, was man mache, wenn es mal nicht regnet, als die Frage: „Was machen Sie eigentlich, wenn es regnet?“, vom sympathischen Mann vom SWR-Radio, erneut gestellt wird. Meine Antwort überspielt hoffentlich die mit der mehrfachen Wiederholung dieser bestimmt sinnvollen Frage steigende Nervosität. Ich behaupte, das wir uns von solchen Kleinigkeiten ganz und gar nicht beeindrucken liessen, beobachte aber dabei den mit der schlecht gespielten Zuversicht steigenden Schmerz im Lendenwirbelbereich.

Als die Göppinger Bürgermeisterin Frau Cobet auf den Baustellenbrettern, die die Welt bedeuten, erscheint und kurz den Ablauf der Grundsteinlegung besprechen will, eröffnet auch sie das Gespräch mit der Frage, was man denn eigentlich mache, wenn es regnete? Genauso geschickt wie ihr doppelter Konjunktiv, behauptet Veronika Adam, man komme dann direkt ins Rathaus und müsse womöglich den ihr in Kürze zu überreichenden Grundstein, den alle Beteiligten zuvor zu unterschreiben hätten, wieder zurückfordern und verbauen. Wir hätten dann womöglich nicht ausreichend wetterfestes Baumaterial:) Als die Grundsteinlegung wie die letzte dunkle Regenwolke an uns vorbei- wie vorüberzieht, fängt es doch endlich wieder an zu regnen und wir können uns unendlich darüber Gedanken machen, was wir eigentlich machen, wenn es nicht regnet?
Johannes und Hendrick schlagen vor, auschließlich nur zu bauen, wenn es regnet, damit der im Projekt verankerte und veranschaulichte Widerspruch zwischen dem Material „Wellpappe“ und dem uns derzeit so beherrschenden Element „Wasser“ so deutlich wie möglich zu Tage trete. Der Künstler behauptet, sie hätten das Projekt womöglich falsch verstanden, Amelie wünscht: „Na dann gute Nacht!“, Hagen Betzwieser meint: „Ein perfekter Tag!“

TAG 2: „Wo Maurerschnur?“
08:01 Uhr Auf der Baustelle sind bereits Amelie und Hendrik. Interessanterweise fehlen ausgerechnet noch die Teammitglieder, die gestern dafür stimmten, heute schon etwas früher zu beginnen, um heute möglichst weit zu kommen mit dem Baufortschritt, damit der Bau heute möglichst weit voranschreitet, um heute viele Steine zu vermauern, damit weniger Steine noch zu vermauern sind, um alles vorbereitet zu haben für die heute zu erwartenden Schulklassen, damit wir gut gerüstet die Schüler beschäftigen können, um in den nächsten Tagen nicht in Zeitdruck zu kommen, damit wir nicht zu sehr unter Zeitdruck stehen, um damit, umdamit umdamitumdamu. Was soll dieser letzte Satz eigentlich bedeuten, fragt ein Leser, der das hier lesen muss? „Muss man ja nicht“, entgegnete ich.
Auf der Baustelle haben alle bereits Anwesenden Verständnis für alle noch Abwesenden. Als Grund wird ein möglicher Muskelkater wegen des Schleppens der leichtgewichtigen Pappsteine von Hendrik ins Feld geführt, über einen möglichen Knoten in den Fingern beim Falten der Hände spekuliert Thomas, eine mentale Überfaltung des Hypocampus hält Amelie für wahrscheinlich. Um 9:20 Uhr erreichen 42 Schüler und 4 Lehrerinnen die Baustelle der NEOKunsthalle, nehmen auf den Bänken Platz und behaupten, sie hätten noch keine Zeit zum Falten, man müsse erst die Pausenbrote verzehren. Johannes fragt nach dem Pausenbrotbelag, die Erstklässler behaupten wegen uns ihr Brot nicht einfach Brechen zu können, überhaupt habe man einen nicht ganz so leichten Tag, bestätigen die Lehrerinnen. Ich pflichte bei mit dem Hinweis, das man exakt aus diesem Grunde vom auf dem Bau üblichen Werkstoff Stein auf Pappe umgestiegen sei. Die allgemein vermisste Leichtigkeit verfliegt, als nach kurzer Einweisung in die Geheimnisse des Pappsteinfaltens, alle Schüler in wuseliges Chaos hinein knicken, kreuz und quer über die Baustelle und darüber hinaus falten und die Pappsteine in den Himmel hinauf mauern. Eine dynamische Faltgemeinschaft zwischen rundlich gefalteten Pappsteinecken, gerundeten Faltkanten und gebrochener Pappwelle entsteht und bleibt für interessante 2 Stunden beieinander, bevor der erste Schüler Pippi muss, die nächste Schülerin die leimgebadeten Hände zum Pausenbrot verschmausen verwendet und Udai seine Mutter vermisst.

Als ein älterer Syrer durch den Zaun: „Ich nix verstehen Deutsch, aber Kunst gut!“ Mit dem Daumen nach oben gerichtet ruft, kann eigentlich außer angemessen schief stehenden Mauern nix mehr schief gehen. Als dann noch ein rumänischer Bauarbeiter im Eingangsbereich zur NEOkunsthalle die wie an der Schnur verzogenen Mauer inspizierend fragt: „Wo Maurerschnur?“, glaube ich sogar an die Stabilität des heutigen Wetters. Als dann auch noch am Nachmittag die Schüler der sechsten Klasse der örtlichen Realschule meinen Rat, nicht mit zu falten, um stattdessen einfach auf der Bank sitzen oder liegen zu bleiben, um sich endlich mal auszuruhen, eher zu chillen und weder zu falten noch mauern, nicht befolgen, um stattdessen engagiert alle Wände des Gebäudes um ein paar Pappsteinreihen zu erhöhen, besteht Grund genug zur Annahme, den lokalen Gemeinschaftsgeist, der in der Vergangenheit das schwäbische Mittelstandswunder hervorgebracht hat, endgültig reaktiviert zu haben…

TAG 3: „Nicht von Pappe.“
08:01 Uhr Auf der Baustelle regnet’s, sonst auch. Der freundliche und das Projekt unterstützende Gerüstbauer Herr Kurz bringt noch kürzererhand zwei Rollgerüste auf die Baustelle. Ich frage, ob er kürzesterhand Hilfe dabei benötige. Er winkt mit den Worten, das machte er mit links, ab. Ich winke mit rechts zurück. Am Bahnhof wird vor Freude beidhändig lang gewunken, als sich auf der Baustelle etwas tut und Herr Kurz die Rollgerüste aufstellt. Wir verlegen die Faltworkshops kurzerhand in die Kunsthalle Göppingen, die dort mit 30-minütiger Verspätung anfangen. Als Grund dafür wird über die Bahnhofslautsprecher, das schlechte Wetter am Bahnhof Stuttgart 21 angegeben.
09:10 Uhr Anrücken von 27 Schülern der 4ten Klasse. Afra fragt, was wir heute machen, ich erkläre: „Falten!“. Mustafa meint: „Kannste knicken“.
09:30 Uhr Nach einer kurzen Einführung in die Geheimnisse der Kunst des Papierschiffchenfaltens werden weiter Unmengen an Pappsteinen aufgefaltet, die sofort zu eigenen Zimmern zusammen gesetzt und aufgemauert werden. Mustafa fragt, ob er eine Pappklingel anbringen könne, Chiara meint, in ihr Zimmer dürften nur Mädchen. Alession will gleich in sein neu erbautes Haus einziehen, Kaan möchte eine Dachpappe auf seinem Haus anbringen, Chiara will ihr Zimmer mit nach Hause nehmen, Güntog will am liebsten hierbleiben, wir einigen uns aufs Wiederkommen.

14:35 Uhr Besuch des Seniorenheims „Sternenquartier“. Wir berichten ausführlich vor versammelten Klientenschaft von einer Kunstaktion, die den separativen Tendenzen in Politik und Gesellschaft mit integrativer und inklusive Arbeit begegnet und als Vorschlag für die Kunft der Zukunst in Form eines Kunsthallegebäudes aus Pappe vorübergehend wie exemplarisch in Stellung bringt. Renate nickt zustimmend und meint, sie wolle lieber Pappnasen falten, Annemarie schüttelt mit dem Kopf nach Renates Bemerkung, Volker fragt, wann es endlich losgehe, Frau Tapoletti will den Stein signieren, bevor der Knick in ihrer Pupille die Pappsteine auf unscharf stellt, die Laberwatschel erklärt, wir wären hier nicht im Pappaltenheim und von hinten ruft Frau Bahren, wir „Falten mit den Alten“. Als ich erkläre, der Pappstein sei von einem sehr schlauen Mann, namens Andreas Wahl von der Firma Seiferth entwickelt, staunt Volker und die Laberwatschel aus Kasachstan fragt, ob es nicht besser wäre, wenn der nicht an unserer Stelle mal vorbeikäme? Der Mann sei offensichtlich nicht von Pappe. Ich rücke dessen Telefonnummer raus, damit man sich leichter verabreden könne. In Windeseile sind 50 Steine gefaltet, die morgen auf der Baustelle der NEOKunsthalle verbaut werden können, so die Wettergötter wollen.
Volker eilt noch behände bzw. bebeine hinter uns her und verabschiedet uns angemessen mit einem Wort von Friedrich Rückert:

Willst du, daß wir mit hinein
In das Haus dich bauen,
Laß es dir gefallen, Stein,
Daß wir dich behauen.

TAG 4: „soviel Wasser wie seit 143 Jahren nicht“
07:33 Uhr Anruf der Rektorin der Schule der Schüler, die gestern so eifrig Steine gefaltet haben. Wir möchten doch bitte schleunigst die Fotos aus dem Bautageblogg herausnehmen, auf denen Adam und Eva zu erkennen sind. Wir hätten keine Genehmigung der Eltern, das die Kinder fotografiert werden dürften. Ich muss also zurück aus der Kunsthalle, die ich gerade im Begriff bin zu betreten in mein Gästezimmer in der Stadt, um dort meinen gestrigen Bloggbeitrag noch schnell zu korrigieren, bevor die nächste Schulklasse zum Steine falten erscheint.
09:37 Uhr Über 40 Schüler betreten den Ausstellungsraum in der Kunsthalle, um kleine wie große, einsame wie gemeinsame Falterlebnisse zu sammeln.
12:43 Uhr Ein Mann kommt mit dem Aufzug aus dem zur NEOkunsthalle gehörigen Parkhaus hinauf gefahren und verlässt die gläserne Kabine, nachdem er eine Weile das Treiben auf der Baustelle beobachtet hat mit den Worten: „Ist das Pappe? Was soll das? Das wird doch nass, oder etwa nicht?
Sein Begleiter ergänzt: „ Habt Ihr zuviel Geld, oder was?

15:42 Uhr Ich komme zurück von einem Ausflug in die Welt der Baden-Württembergischen Baumärkte mit einem Baumarkterlebnis der besonderen Art, einem Eimer Leim und ausreichend Abdeckfolien im Gepäck. Im Baumarkt hatte es zum Glück nicht geregnet, dennoch schienen die Baumarktbesucher von heute nicht gerade vom Glück verfolgt zu sein. Einem polnischen Handwerker fehlt seit kurzer Zeit ein Finger, so sein Bericht am Kaffeeautomaten des lokalen Schraubengroßherstellers: „Der einfach weck. Aber, noch neun andere da“,seinem Arbeitskollegen fehlt schon länger ein Auge: „Nicht schlimm, ein Auge dafür besser sehen“. Wenige Meter entfernt humpelt ein einbeiniger Mann auf zwei Krücken zum Leiterregal, an der Kasse unterhalten sich zwei ältere Männer über lockere Schrauben im künstlichen Hüftgelenk. Der Kassierer wünscht einen guten Tag. Ich wüsste noch nicht, tue ich meinen Zweifel kund.
Auf der Baustelle begrüßen mich Petzi, die eifrig einen Pappstein nach dem anderen faltet, und Michael, der vorgibt, den Zeitungsartikel gelesen zu haben, und nun mal an den Pappsteinen schnuppern möchte. Er wird von Petzi an die Hand genommen und mit der Faltanleitung der Pappsteine, die der ja inzwischen zu lokaler Berühmtheit gelangte Andreas Wahl entwickelt hat, betraut. Als mir der Namen des gelehrten Faltingenieurs, dieses Überfliegers der Papiermaterialkunde und des Grandseigneurs der Wellpappgesellschaften gerade über die Lippen kommt, ist dieser prompt am Telefon und behauptet, er stünde gerade vor „seinem“ teilweise verhüllten Pappmonument. Der rote Papierrollenteppich wird schnell ausgerollt, um dieser hohen Persönlichkeit entsprechend einen angemessenen Empfang zu bereiten. Der erklärt vor versammelter, vom Regen bereits durchweichter und vom langen Arbeitstag auf der Baustelle ermüdeter Truppe, das der Stein ja deswegen so großartig sei, weil er ja in seiner großen Entwicklerweisheit und… äh, Tüftlergröße, ja extra eine „Doppelwandfaltung“ verwendet habe, die dem Stein sogar bei Regen höchste Stabilität verleihe, da der innere Kern vom Wasser nicht aufgeweicht werden könne, da die äußere Wand die Feuchtigkeit fernhielte. „Sein Stein“ sei quasi ein Wunderwerk. Er halte einiges aus, außer vielleicht einen Starkregen. So wie dieser hier… –
Als der einsetzende stürmische Wind Wahls Worte durch unsere Gehörgänge überraschend gemächlich in unseren Verstand segeln lässt, um ins vom hohen Besuch getrübte Bewusstsein zu tröpfeln und allmählich Vertrauen in das Vernommene zurückkehrt, kehrt ebenso langsam Leben in die anwesenden Körper zurück, die sich immer schneller in Bewegung setzen, um im Panikmodus angelangt zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Alles patschnass. Der beiseite geschobene Tüftler und im Rettungsweg gestandene Entwickler erklärt hinterher, das man extra keine Schmutzschicht auf die Pappe aufgetragen hätte, da das Drama doch ein wichtiger Bestandteil des Projektes sei, wenn er „sein Projekt“ richtig verstanden habe. Er liebe ja griechische Dramen. Die Kinnladen stehen offen, heraus kommt nichts. Uns fehlen die Worte, wie dem Wetter das Wasser, der Regen hat aufgehört. Es ist ja auch schon alles nass. Valentin erklärt, man müsse jetzt schleunigst die nasse Pappruine einpacken, um sie vorm Austrocknen zu schützen. Wer hat hier eigentlich was falsch verstanden?

TAG 9: „Die Frage aller Fragen“
9:18 Uhr Ein Herr in den mittleren 60ern kommt mit seiner Frau aus der Tiefgarage, die wohl extra unter der NEOkunsthalle gebaut wurde, witzelt Valentin, damit den vielen Leute, die aus dem Aufzug steigen, ein besonders herrlicher Blick auf das monumentale wie temporäre Pappbauwerk geschenkt werde. Man habe das eben schon früh vorher gesehen, das hier eines Tages etwas Weltbewegendes stattfinden werde, untertreibt Johannes. Hendrik meint: „Hoffentlich hält die Tiefgaragendecke dieser Belastung stand. Schließlich sei dieser Bau nicht von Pappe. Außerdem habe er gestern Abend viel gegessen, erklärt er sein heutiges Körpergewicht“. Veronika meint: „Wenn der Bahnhofsvorplatz wegen Hendrik in die Tiefgarage stürzt, falten wir den Leuten einfach neue Autos:)“. „Wir hätten die Wände doch besser aus Beton gegossen“, wirft Achim noch ein. „Dann würden auch nicht soviel Leute fragen, was wir machen, wenn’s regnet“, schmunzelt er über die so verständliche Frage vieler Passanten. Aber zurück zum Geschenk an die Leute. Denn wie es im Leben so ist, manche nehmen ja Geschenke nur ungern oder gar nicht an. So eröffnet der Herr, der seinen SUV soeben unter der Pappkunsthalle geparkt hat, aus dem Aufzug steigend das Gespräch mit der Frage, die inzwischen ganz Göppingen in Atem hält und viel Göppinger bis zu einem extra-Besuch auf dem Bahnhofsvorplatz umzutreiben scheint: „Was machen’s, wenn’s regnet?

Ich: „Dann wird’s vermutlich nass.“
Er: „Ja, aber ist doch Pappe, das wird dann ja nass.“
Ich: „Wenn nix Außergewöhnliches oder Übernatürliches passiert, haben Sie vermutlich recht.“
Er: „Warum machen’s denn das dann überhaupt?“
Ich: „Wir bauen für den Moment, nicht für die Ewigkeit.“
Er: „Sie bauen hier so a riesiges Gebäude für einen Moment? Und wer bezahlt das?“
Ich: „Zahlen Sie steuern? Falls ja, haben Sie das bezahlt.“

Die Frau des etwas unwirschen Mannes, der gerade nicht so genau weiß, was er sagen soll, wird von seiner Frau, die bisher ungläubig dreinschauend ihrem Mann nach dem soeben Gehörten eine kleine Pause gönnt, übernimmt die Fortsetzung des Gesprächs):

„Und wer räumt dann hier wieder auf und macht den Dreck weg?“
„Das machen wir, wenn Sie sich darüber beschwert haben, das die Pappe vom Wind durch Göppingen gepustet wird, vor Ihrer Haustür oder im Garten landet und Sie sich daran stören. Bevor das aber soweit ist, lassen Sie sich ganz kurz sagen, das von Ihren Steuergeldern bisher mehr als 400 Göppinger in die Lage versetzt wurden, an diesem zukünftigen Müll mitzuwirken. Viele davon sind Schulkinder, Jugendliche und Kindergartenkinder und Senioren vom „Sternenquartier“, die alle beinah kindlich erfreut darüber waren, dass sie endlich mal etwas mit ihren Händen zu tun bekamen und Erfahrungen machen, die auf Tatkraft, Geschicklichkeit und einer Prise Widersinn beruhen. Das konnten sie alle hier vor Ort einbringen, indem sie Pappsteine zum Teil im strömendem Regen gefaltet und gleich vermauert haben, wodurch wir überhaupt erst in die Lage kommen, jetzt schon den Dachstuhl zu bauen. Die Göppinger haben es tatsächlich geschafft, dieses, zugegebenermaßen, leicht waghalsige Projekt, soweit mitzutragen und zu -entwickeln, das wir tatsächlich bis zum Richtfest am kommenden Freitag fertig werden könnten. Aber man weiß ja derzeit nie, ob sich die Himmelspforten nochmals öffnen und sich die Wettergötter zum wiederholten Male einmischen wollen. Nun kommen aber sie hierher und finden eine Gelegenheit vor, Ihr Wissen über gesellschaftliche Zusammenhänge bzgl. Geldverwendung und -Verschwendung anzubringen und deuten an, das hier sei Steuergeldverschwendung und Müll. Vielleicht geben Sie mir doch Ihre Telefonnummer, dann gebe ich die mal ans Seniorenheim weiter, da können Sie sich dann erzählen lassen, wie die älteren Damen und Herren in kindlicher Freude bei diesem Schabernack in eine Lebendigkeit geraten sind, die schon allein dieses Projekt hier rechtfertigt. Aber Sie können denen ja was erzählen von ihrem großen Wissen über Geld, Geldflüsse und -sinnvolle Verwendung, das wahrscheinlich aus großer Steuergeldverwendungsweisheit geboren ist…

Die beiden stehen wie angewurzelt am Bauzaun, schlagen die Einladung zum Mitbauen nach der soeben erlebten Tirade genau wie die Einladung zum Richtfest am Freitag, den 12. Juli aus und müssen jetzt schnell noch was erledigen. Ich entschuldige mich für die deutlichen Worte, sollte ich übertrieben und etwas barsch reagiert haben. Ich erkläre, diese Frage werde selbstverständlich oft gestellt, ich könne leider nicht mit jedem ein solches Gespräch führen. Sie hätten jetzt offenbar die exemplarische Klar- und Richtigstellung erlebt. „Wir können es ja den anderen weitersagen“, scheint die nun lächelnde Dame ihren Humor entdeckt zu haben. Wir schieben die „Klarheit der Worte“ auf die „Klarheit des Wetters“, genau wie die Hitze dies hitzige Wortgefecht erst hervorgebracht haben möge. „Wir kommen vielleicht mit unseren Enkeln mal vorbei zum Falten“, geben die beiden vor. Ich bedanke mich für das womöglich etwas zu ausführliche Gespräch und erkläre meine Freude, sollten Sie tatsächlich zum Pappsteinefalten kommen.
15:28 Uhr Nach dem Besuch in der Stadt kommen die beiden nochmal zurück zur Baustelle und erzählen, wie sehr sie unter dem Bau ihres eigenen Hauses gelitten hätten. Sie hätten es gar nicht geniessen können, ihr Eigenheim zu bauen, da damit gleichzeitig ein Schuldenberg entstanden sei, der es ihnen offenbar unmöglich mache, einen Genuss bei der Betrachtung der Entstehung dieses Gebäudes aus Pappe zu empfinden. Ich erkläre, mich ebenfalls ganz gut auszukennen mit derlei Empfindungen und behaupte, exakt aus diesem Grunde solche Projekte überhaupt erst zu verwirklichen. Sie hätten soeben den Sinn solcher Vorhaben bestätigt und einen Schritt getan, zu dem ich Ihnen nur gratulieren könne. Dieser Perspektivwechsel sei schwierig und für viele unmöglich: „Das sollten sie bitte unbedingt weitererzählen!“

10. Juli: Und dann der Regen
5:38 Uhr Es ist Morgen, ich werde vom Regen geweckt, der auf Petzis Dach trommelt. Mein Bauch fühlt sich an wie eine Waschmaschine, in dem sich meine Gefühle überschlagen zwischen: „Oh nein, muss das jetzt auch noch sein?“, „Der Regen muss sofort aufhören!“ Und: „Ich muss jetzt aufstehen und zur Baustelle, um alles abzudecken“.
Tatsächlich kann ich gar nicht aufstehen, da meine Knochen und Muskeln zu sehr schmerzen von all der Anstrengung der letzten Tage. Ich habe keine Wahl, ich muss liegen bleiben und mich weniger wohl als übel den Gefühlen hingeben, die sich nun in so unangenehmer Weise aufdrängen. Die Kräfte reichten am gestrigen Abend nicht mehr aus, um alles angemessen vor dem zwar angekündigten, aber jetzt deutlich stärker ausfallenden Regen zu schützen. Wir können die der Gemeinschaft gebaute Kunsthalle in der inzwischen erreichten Dimension bei der Fragilität des Werkstoffes Pappe nicht mehr beschützen und müssen nun in Kauf nehmen, das sie der Regen schon heute mindestens massiv beschädigt oder sogar zerstört…

Ein paar Momente später legt sich die Verzweiflung und verwandelt sich mit zunehmender Dauer des anhaltenden Regens in Loslassen dessen, was sich ohnehin der Kontrolle entzieht, um doch noch mal in tiefe Trauer über den möglichen Verlust zu fallen, um wiederum in Schicksalsergebenheit überzugehen. Was haben wir nicht alles investiert, um am Freitag ein Richtfest eines Gebäudes zu feiern, das die Fragilität der Gesellschaft abbilden kann wie den Willen, den Kräften der Elemente zum Trotz, darauf zu bestehen, das wir Menschen in Gemeinschaft so vieles, vielleicht sogar Unmögliches bewirken können? Im sinnbildlichen Spannungsfeld von Erstaunen über die Wahnwitz, ein Gebäude aus Pappe in den nassen Sommer des Jahres 2024 zu bauen und zu behaupten, wir bestehen trotz aller Widerstände auf Zusammenhalt und Gemeinschaft bei allen politischen, wirtschaftlichen und religiösen Versuchen, die Menschen voneinander zu trennen? Wir können trotz allem eine Kunsthalle von unten nach oben bauen, um an Gründungsprozesse und Diskurse zu erinnern, die wir heute leichtfertig und umhinterfragt hinnehmen, weil es schon immer so gewesen ist. Wir ermutigen jeden, jenseits von Expertisen, besonderen Fähigkeiten und Titeln, sich freiwillig einzubringen, zu zeigen und am „Haus der künstlerischen Gemeinschaft“ mitzuwirken. Selbstverständlich schließen wir auch die höheren Mächte davon nicht aus. So ist der Regen womöglich ein Geschenk, exakt die Ingredienzie und Zutat, die das skulpturale Bild erst komplettiert und durch das Wasser des Himmels in Aufrichtigkeit, Authentizität und weit weg von Ideal, Illusion und Trugbild im Reich der Wahrhaftigkeit der Wirklichkeit platziert?

6:18 Uhr Textnachricht von Valentin: Oh weh, ich komm sofort runtergefahren zum Abdecken der NEOKunsthalle. Ich stehe sofort auf und bewege mich ebenfalls sofort zum Standort der NEOKunsthalle. Zum unser aller Glück sollte später Michael mit Kuchen zur Baustelle kommen, um uns damit ein wenig zu trösten…

 

Edition „NEOKunsthalle Göppingen“, Auflage 25, 25 x 25 cm, Foto auf Aludibond

 

Tagesthemenbeitrag zum Projekt vom 16.07.2024 (ab Min. 28:55)
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tagesthemen/video-1359664.html

Auf großer Fahrt von Citeaux nach Gravenhorst

Performance – Temporäre Installation
Kloster Citeaux (Fr.), Canal de l’Est, Mosel, Rhein, Dortmund-Herne-Kanal, Kunsthaus Kloster Gravenhorst  | 2006

 

 

Auf großer Fahrt von Citeaux nach Gravenhorst ist das „Logbuch“ eines ca. 600 Seemeilen langen Reiseabenteuers. Der Kölner Künstler Frank Bölter fuhr im Jahr 2006 mit einem Riesenpapierschiffchen aus Tetra Pak entlang der europäischen Kultivierungs- und Kolonialisierungswasserwege Saône, Canal de l’Est, Moselle, Mosel, Rhein, Rhein-Herne-Kanal, Donau-Ems-Kanal. Die Reise begann mit einer gemeinschaftlichen Faltaktion mit Novizen des Ordens im Gründungskloster des Zisterzienserordens Citeaux und endete mit der Übergabe einer Botschaft des Abtes im ehemaligen Tochterkloster des Ordens, dem heutigen „Kunsthaus Kloster Gravenhorst“. Das Buch dokumentiert die Unwägbarkeiten des Projekts sowie die Hilfeleistungen freiwillig wie unfreiwillig in das Projekt eingebundener Personen in Text und Bild, lässt die im Mittelalter übliche Verbindung zwischen Kunst und Spiritualität wieder aufleben und erinnert an die „Missionsreisen“ früher Mönche (z.B. St. Brandanus, 5. Jh.). Festeinband aus dem als Bootsmaterial genutzten PE-Getränkefolienumschlag. Gefördert durch die Stiftung Kunstfonds mit Mitteln der VG Bild-Kunst.

 

Publikation „Auf großer Fahrt“, erschienen im Salon Verlag, Auflage 1000, 68 Seiten, Hardcover mit Umschlag aus Milchkarton, 21 x 16 cm
mit Texten Frank Bölter

François Beultier

Malerei, Performance – Temporäre Installation Kunstakademie Münster | 2024, Galerie Hausen | 2024   „Im Studium der freien Kunst entschloss ich mich, die Entwicklung der Kunsthochschulen bzgl. ihrer Fokussierung auf die neuen Medien mit der Entscheidung, meine damals einzige Zimmerpflanze, eine Primel, immer und immer wieder zu „porträtieren“, malerisch zu kommentieren. Die in den wöchentlichen Kolloquien in der Malereiklasse in „Rückwärtsgewandtheit zwischen Impressionismus und Expressionismus“ verortete Malerei wie die permanente Anwesenheit des pflanzlichen Wesen veranlassten mich, mein gesamtes Studium und darüber hinaus, meine Zimmerpflanze durch die Malerei zu hegen und zu pflegen. Als kritische Position zur Konzentration der Kunstakademien auf die neuen Medien wurde das erst nach etlichen Präsentationen der „Primel“ auf den jährlichen Rundgängen erkannt. Zunächst brachte man diese etwas „langweilige Malerei“ nicht mit meinen damaligen, als wesentlich interessanter bewerteten Performances überein, denn die Unterschrift der Kunstfigur „François Beultier“ war nur auf der Rückseite zu finden. Niemand macht sich die Mühe, die Bilder mal als ganzes Objekt zu betrachten. Zum Glück war mein Studium zu Ende, bevor dieser Umstand erkannt und eine Karriere in der Malerei damit möglich wurde“ (…), berichtet François Beultier rückwirkend in einem Text über seine Studienzeit um die Jahrtausendwende.
o. T., (Primel), 2001, Öl auf Leinwand, 50 x 50 cm

o. T., (Primel), 2001, Öl auf Leinwand, 50 x 50 cm

François Beultier hatte seinen ersten Auftritt in einer Kunstakademie beim Rundgang im Wintersemester 2000/2001, als er mit angeklebtem Künstlerschnurbart, geschwungenem Seidenschal mit aufgesetztem Hut und Gebahren kostümiert auftrat und eine Reihe seiner gemalten „Primeln“ in den Fluren der Hochschule und in seiner Klasse ausstellte. Die Kunstfigur „François Beultier“ fand nicht sonderlich viel Beachtung, war den Kommilitonen der angehende Künstler doch schon unter anderem Namen bekannt. Zudem waren seine Bilder für das Publikum unsichtbar auf der Rückseite signiert und die Signatur demnach nur bei zu intensiver Beschäftigung mit dem Bild und allseitiger Betrachtung der Leinwandobjekte zu entdecken. Eine seinerzeit namhafte Galerie im Rheinland vermied schließlich eine Präsentation der augenscheinlich „delikaten Malerei“ Beultiers mit der Begründung einer zu „arg listigen Täuschung“ innerhalb der bereits anberaumten Einzelausstellung. So blieb dem „französischen Künstler“ zunächst eine angemessene Karriere versagt, was ihn zunächst in eine langanhaltende Malblockade führte, die sich aber im Angesicht der zunehmenden Bedeutung der Thematik von Täuschung und Enttäuschung in den darauffolgenden Jahren und Jahrzehnten mehr und mehr löste… Der Kunst wird gern die Sichtbarmachung der allgemeinen Suche des Menschen nach seiner Position in der Welt, einer Identifikation des Individuums und einer Bestimmung des Ichs zugeschrieben. In der Kunstgeschichte können wir an der Entwicklung der „Handschrift“ ablesen, wie ausdifferenziert sich das Individuum zu behaupten vermag und abzugrenzen versteht. Was aber, wenn sich ausschließlich die Konzentration auf das Ego kausal zur Dimension des Erfolgs eines Künstlers verhält? Wenn der Mensch von seiner egoistischen Entwicklung, der dauerhaften Pflege desselben und ein messbarer Gewinn nur von der Ausbildung des Egos abhängt und die Unfähigkeit, davon abzulassen wie der Mangel an anderen Strategien eine Situation gebiert, die sich im Persönlichen wie im Gesellschaftlichen derzeit überall zeigt und der einzige Ausweg als eine überall postulierte Transformation des- und derselben verkauft wird, damit wir doch wieder im Ego-fokussierten Bewusstsein landen? Veranschaulicht die angestrengte und akademisch angestrebte Suche nach dem Alleinstellungsmerkmal eines Künstlers und damit die wieder erkennbare Handschrift einer Künstlerpersönlichkeit nicht genau dieses Problem? Sollte damit etwa allgemein sichtbar werden, dass Ausbildungen, Karrieren, technischer Fortschritt genau wie alle anderen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen nur in eine Sackgasse der übersteigerten Egos führen und hier enden? Wenn dem so sein sollte, wird damit die Handschrift bei der Tiefe und Größe der Problematik obsolet zugunsten eine Epoche permanenter Wandelbarkeit von Handschriften, Haltungen und Hirarchien? Einzig eine höchste Qualität und Professionalität innerhalb einer Palette von Fertig- und Fähigkeiten bliebe erhalten und zeichnete den Menschen jenseits seiner Signatur diverser Handschriften aus. So entfaltet sich womöglich nach einer Zeit der Entwicklung des Solisten, Solitären und damit Separierten seit Albrecht Dürers „Selbstbildnis als Künstler“ im Jahre 1498 und seiner Pflege über die folgenden Jahrhunderte möglicherweise ein Sprung über das Bewusstsein des Egos hinaus, nur wohin? Was kommt nach der Entwicklung und Entfaltung des Egos, das zumeist auf Kosten anderer ausgeprägt werden muss? – Wie entstanden die allseits zu beobachtenden Täter- und Opferspiele, zu der sich neben diesen beiden Rollen, auch noch die des Initiators dieser Spiele, der sich dann auch noch als Retter des Opfers und als Richter des Täters aufspielen darf? Nehme ich mangels Sensibilität und Übersicht eine dieser Rollen ein, dränge ich mein Umfeld nur dazu, die anderen Plätze einzunehmen und es entsteht ein Verhalten innerhalb dieser Rollen, das alle unlebendig macht, da wir allmählich diese Rollen in Lebensgewohnheiten verwandeln und schließlich ganz mit dem Leben verwechseln. Ganze Industrien werden um den Erhalt dieser Rollen herumgebaut und behauptet, ohne sie könnten wir nicht überleben. Eine Dimension der Täuschung entsteht, die wir aufgrund ihrer Größe für die Wahrheit halten. Werden wir in diese Funktionen gedrängt, entsteht in dem Menschen, der es sich gestattet, ein Gefühl der Getrenntheit von sich selbst und von der Welt, das neben dem Bedürfnis nach Entfaltung das wichtigste Gefühl des Menschen überhaupt ist: die Verbundenheit. Jedes kleine Kind strebt danach und muss lernen, das beide Grundsteine seiner eigenen Entwicklung auf der Erde nicht gelebt werden können. Ähnlich verhält es sich mit der Rolle des Künstlers, der (mehr oder weniger verzweifelt) versucht, auf seine Umgebung über Impulse Einfluss zu nehmen, ihr Erneuerungen zu verschaffen, Innovative Elemente einzuverleiben, auch noch permanent Denkanstöße liefert und an Gefühle appelliert, um selbst aus seiner Rolle heraus zu finden und andere bestenfalls mit in die Lebendigkeit zurück zu führen. Dabei stabilisiert er nur durch seinen Beitrag den Mangel an Lebendigkeit, indem er so tut, als sei in dieser Gesellschaft eben doch alles möglich. Stimmt nicht, denn er bleibt mit seiner Beteiligung am Spiel selbst in Markt-, Sach- und Geltungszwängen gefangen. Aber wie verlassen wir nun das begrenzte Spielbrett dieser Möglichkeiten, in der die Kunst auch nur das Erfüllen einer beschränkt innovativen Erwartungshaltung der anderen bedeutet, um überhaupt ein bisschen Beachtung geschenkt zu bekommen? Wie können wir die dafür notwendige Sensibilität entwickeln, um in die nötige Übersicht zu kommen, um das gesamte Bild im Kleinen bei sich selbst wie im Großen in der Gesellschaft endlich wahrnehmen zu können? Beultier schlug beim Rundgang der Kunstakademie vor, die Rolle mit Humor zu füllen, indem er in seinem frankophilen Kostüm in frivol-französischakzentuiertem Deutsch dem an seinen Bildern interessierten Publikum die von ihr erwartete Künstlerrolle mit den Mitteln der Übertreibung und Pointierung vorspielte, so das eine innere Befreiung davon stattfinden konnte. So hüpfte er leichtfüßig über die, womöglich das Blumenfeld seiner eigenen Abhängigkeiten, Befindlichkeiten und Gefühle darstellenden einzelnen Blumentöpfe und sprang damit vom Spielfeld der Rollen zurück in seine eigene Lebendigkeit. Billigend in Kauf nehmend, das darauf eine Ignoranz des Kunstmarktes folgte, blieb das Gefühl der inneren Freiheit übrig. Damit ist der Humor, wie er uns zeigte, Mittel, Weg und Zweck, die Rollen der beschränkten Möglichkeiten oder das gesamte Spielfeld des Transaktionsdreiecks zu verlassen. Jenseits dieses Feldes wartet vielleicht eine Freiheit wie eine Kunst, die wirklich frei sind, und die einem das nicht nur vorgaukeln. So sind die Primeln womöglich der Versuch, mit jedem Bild neue Handschriften zu entwickeln, in täglicher Permanenz auf der immerwährende Suche nach neuen Positionierungen in sich wiederholender Sichtbarkeit, um der allgegenwärtigen Falle des Marktes, der krampfhaften Suche nach dem nur scheinbar erlösenden Alleinstellungsmerkmal oder des vordergründig nützlichen Labels auszuweichen…
o. T. (Feige), 2023, 50 x 50 cm, Öl auf Leinwand

o. T. (Feige), 2023, 50 x 50 cm, Öl auf Leinwand

o.T. (Feige), 2024, 50 x 50 cm

o.T. (Feige), 2024, 50 x 50 cm

o. T. (Feige), 2023, 50 x 50 cm, Öl auf Leinwand

o. T. (Feige), 2023, 50 x 50 cm, Öl auf Leinwand

o. T. (Feige), 2024, 50 x 50 cm, Öl auf Leinwand

o. T. (Feige), 2024, 50 x 50 cm, Öl auf Leinwand

So ist die Galerie Hausen in Euskirchen die erste Galerie, die sich der Malerei Francois Beultiers annimmt und seine Arbeiten öffentlich ausstellt. Einladungskarte François Beultier

Chronik von Que(e)rbeet, -feldein und -denken in Köln-Kalk

Temporäre Installation – Performance
Veedelsbüro Loéstraße 6, Brauwelt und Kalkberg, Köln-Kalk | 2023

 

Chronik „Que(e)rbeet, -feldein und -denken in Köln-Kalk

12.04.2023 Anruf von Tommi Grusch vom Stadtteilbüro Kalk-Nord und Veredle e.V. mit der Frage, wie die Welt in Kalk noch zu retten sei? Ich verspreche sofort nach Kalk zu kommen, um ein Loch in die Wand zu machen.

15.04.2023 Ortsbegehung und Besichtigung von Kalk und neuralgischen Punkten den öffentlichen Raum betreffend. Auf Nachfrage halten 50 % der Befragten die Parkplatzsituation für das größte Problem in Kalk, neben den Mietpreisen und den ansteigenden Lebenshaltungskosten. Als ich etwas zu spät zum meinem nur in Notfällen dieser Art zu fahrenden Auto zurückkomme, klebt ein Knötchen an der Windschutzscheibe. Die Parkzeit habe ich um 7 Minuten überzogen.

16.04.2023 Visualisierung des Projektvorhabens „Queerbet, -feldein und -denken in Kalk“ als zweiteiligem Workshop zur beispielhaften Transformation der gesamten Gesellschaft in Kalk in Form der gemeinschaftlichen Faltung des „SUV Kalk“ aus Karton zum Kalkfest am 19.08.2023 und der Transformation des Vehikels am 27.08.2023 in die „Rose of Kalk“. Tommi Grusch erklärt im Namen des Stadtteilbüros Kalk-Nord und des Veedel e.V. sein Einverständnis in den blumigen Worten: „is ok!“, warnt aber gleichzeigit vor zu hohen Parkgebühren, sollte der SUV Kalk die anvisierte Parkzeit von einer Woche überstehen.

19.08.2023
Ab 14 Uhr Fertigung des SUV Kalk mit tatkräftiger Unterstützung der Nachbarschaft der Loestraße unter Melonenspenden eines älteren türkischen Herrn und der Versorgung mit Kirschkuchen einer älteren „Urkalker Dame“, die das Geschehen von ihrem Balkon aus beobachtet und eine Stärkung verspricht: „Sie müssen doch was essen, bevor Sie damit losfahren! „Aber sagen Sie mal, wo wollen Sie denn damit eigentlich hin?“ Fragt Sie mit leicht besorgtem Unterton. Der 8-jährige Mohammed antwortet planvoll: „Erst auf den Kalkberg, dann parken wir falsch am Kalkar Stadtgarten!“. „Gute Idee“, meint die soeben die Bühne, die die Welt bedeutende und betretende Elke S., die mit ihrer gerade noch rechtzeitig entbundenen Tochter Lenja zur Jungfernfahrt des die Automobiltechnik womöglich weiter entwickelnden SUV Kalk erscheint, wie der frisch gebackene Opa Dirk S. Dazu meint, der dafür gesorgt hat, das die Kalker Bevölkerung einigermaßen Bescheid weiß, was sich Weltbewegendes im Hinterhof der Loestraße in Kalk abspielt. „Ich weiß noch nicht“, meint der frisch gebackene Projektbeauftragte des zivilen Ungehorsams in Kalk Tommi Grusch, „ob das hier gut geht.“ „Ich habe die Faltanleitung vergessen!“, fällt dem Künstler gerade noch rechtzeitig auf, damit Mohammed meint, er wisse, wie es weitergehe. Prompt wird dem 8-jährigen Mohammed der Führerschein gefaltet und ausgestellt, damit der Prototyp auf die Probe gestellt werden kann.

 

16 Uhr pünktlich wie die übrige lahmendere deutsche Autoindustrie läuft der Prototyp des SUV Kalk vom Band und kann seine Probefahrt antreten. Am Kalker Markt verlässt die eine Hälfte der Insassen das manövrierfähige Vehikel. Es fallen Sätze wie „Ich hätte ich gewusst, das ich selbst fahren muss, wär ich gar nicht erst gekommen!“, oder: „Danke fürs Mitnehmen.“, Andere meinen: „Das Lenken fällt ein bisschen schwer, ansonsten absolut verkehrstauglich!“. Mohammed fragt: „Ob er sofort einen Führerschein machen könne?“, der ihm prompt ausgestellt und gefaltet wird. „Man sieht ja drinnen gar nicht, was draußen los ist?“ Stellt Elke fest, damit Florian sagen kann: „Hier ist sohl der einzige Ort in Kalk, an dem man mal mit sich alleine ist.“ Als wir nur noch zu Dritt sind, fährt der heilige Geist in uns, mobilisiert unsere letzten Kräfte, die uns doch noch bis auf den Kalkberg führen. An der Pforte meint einer der das Areal bewachenden Feuerwehrmänner aufgeschlossen: „Eigentlich wollten wir keine Autos mehr auf den Berg rauf lassen.“ Bernd Giesecke kontert beflissen: „Der Wagen hat Brandschutzklasse 3, damit können wir überall hinfahren“. Das scheint die Feuerwehr zu überzeugen, die uns eine halbe Stunde Aufenthalt gewährt, die im Namen des Beauftragten des zivilen Ungehorsams in Kalk Tommi Grusch entsprechend überzogen werden muss. Zu unserem Glück fahren nach einer Stunde guter Aussicht vom Kalkberg über das Panorama von Köln ein paar Freiwillige den Wagen wieder hinunter. Der inzwischen von uns mehr als heilig gesprochene Fahrer Bernd Giesecke behauptet, das die Feuerwehr doch sowieso erst immer nach dem Brand, also eigentlich zu spät käme. Da können wir bestimmt mit Verständnis rechnen. „Kann ich mitfahren?“ schreit jemand von draussen im Vorbeifahren, was wir verneinen, da wir gerade so gut unterwegs sind, dass uns beinah die Arme abfallen. Als von hinten gehupt wird, scheint mir, das Tommi Gruschs rechter Arm durch das zu tragende Gewicht des Fahrzeugs bereits länger geworden ist als sein Linker. Auf Nachfrage antwortet der neue Karosseriebauer, das er gerade keine Zeit hätte, das zu überprüfen. Außerdem könne er nicht loslassen, ohne einen Unfall zu verursachen. Nach länger Probefahrt endlich zurück auf der Kalker Hauptstraße wird gezielt der Kalker Stadtgarten angesteuert, das Auto schnell falsch geparkt, ausgestiegen und sich in alle Winde zerstreut, bevor das Ordnungsamt um die bestimmt nächste Ecke kommt. Wir können in der vorbeikommenden Demo gegen zuviel CO2-Ausstoss und zu vielen Autos Kalk untertauchen. Außerdem (Achtung schlechter Witz:) fehlt zudem das Nummernschild!

 


27.08.2023 immer noch unversehrt, zwar mit ein paar kleinformatigen Grafittis und Plakaten, die auf das heutige Vorhaben werbend hinweisen, geschmückt, wird um 14 Uhr wie geplant der SUV Kalk zur Sünder Brauerei zur Kalk-Kunst gefahren, wo das Fahrzeug in „the Rose of Kalk“ umgefaltet werden soll. „Ob das gut geht?“ werden laute Zweifel von vorbeifahrenden und -hupenden Augenzeugen des immer noch fahrtüchtigen Vehikels vorgebracht. „Habt Vertrauen in die Deutsche Automobilindustrie“, ermuntert Bernd Giesecke die anderen zumeist schnelleren Verkehrsteilnehmer. Um 14.30 Uhr wird der SUV Kalk wieder entfaltet und einer gemeinschaftlichen Hau-Ruck-Kunstkation nach allen Regeln der partizipativen Künste mit Besuchern der Kalk-Kunst basisdemokratisch in „the rose of Kalk“ transformiert. Vollkommen klar, das „the rose of Kalk“ im Bezirksrathaus von Köln-Kalk landet.

Ausstellungsansichten

 

Kunsthalle Göppingen Kunsthalle Göppingen, 2024 

 

 

 

Ultra all inclusive Kunstmuseum Bonn, 2021, Fotos: Martin Plüddemann 

 

 

 

It’s aqua origami, alright. But is it Art? Columbus ArtFoundation, Leipzig, 2009, Foto: Werner Hannappel

 

 

Michael Jezierny4

 

Michael Jezierny1

 

Foto Michael Jezierny3

Hidden landscapes Kunsthaus Kloster Gravenhorst, 2023 

 

 

Boelter 0001
Mauerwerk Haus am Waldsee, Berlin

 

 

Simone Zaugg1
Mauerwerk Kunsthaus Kloster Gravenhorst, 2014, Foto: Simone Zaugg

 

 

0 Kilometer
0 Kilometer Kloster Bentlage, 1999

Weiße Rose (XXL)

photo_2022-05-20_10-56-41 (2)

 

Performance – Temporäre Installation
Viktualienmarkt, Heilig-Geist-Kirche, München | 2022

Kuratiert von Benita Meißner und Ulrich Schäfert

 

Im Rahmen von ‚Auf der Suche …‘, dem Ausstellungsprojekt im Dialog von Kunst, Kirche und Wissenschaft, initiiert Frank Bölter ein eintägiges öffentliches Papierfalten auf dem Viktualienmarkt in München. Die Aktion „Weiße Rose (XXL)“ beinhaltet das öffentliche, gemeinschaftliche Falten einer überdimensionierten weißen Rose aus Karton in der kunsthandwerklichen Technik des Origami mit dem Laufpublikum auf dem Münchener Viktualienmarkt. Anlass für diese öffentlichkeitsinvolvierende, bildkünstlerische Form der Erinnerungskultur ist das 80-jährige Jubiläum der Gründung der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gegen die NS-Terrorherrschaft im Juni 1942.

Als Ort der Realisierung der Faltaktion wird der viel frequentierte Viktualienmarkt gewählt, an dem Münchner Bürger*innen und Tourist*innen eingeladen sind, am Herstellungsprozess einer 2 x 2 Meter großen weißen Rosenblüte – inklusive Stängel in einer Gesamtlänge von 5 Metern – mitzuwirken. Das mehrteilige Faltobjekt wird so innerhalb einer „öffentlichen Bildhauerwerkstatt“ mit der Marktkundschaft als vielschichtigem bildhauerischen Akteur entstehen. Die zeitliche Inanspruchnahme jedes/jeder Faltenden variiert – angefangen beim bloßen Falten, über das Ineinanderlegen der einzelnen Faltobjekte bis hin zum Anbringen des Stängels am Blütenkopf bleibt jedem Marktbesuchenden selbst überlassen, ob er nur ein paar Minuten seiner Zeit schenkt oder sogar etliche Stunden. So entsteht über die Dauer eines Tages ein komplexes, gemeinschaftlich erarbeitetes Papierobjekt. Anschließend soll die Rose in der Heilig-Geist-Kirche ausgestellt werden; auch dorthin wird die riesige Origami-Skulptur von Freiwilligen gemeinschaftlich transportiert und erzählt so vom öffentlichen Herstellungsprozess samt Gebrauchsspuren, Fußabdrücke, unvorhergesehener Knicke und korrigierter Falten.

Lokale Bezüge zu tatsächlichen Ereignissen in München wie zur überregionalen und internationalen Bedeutung und Strahlkraft der „Weißen Rose“ korrespondieren hier mit der Spannung zwischen den Attributen der kunsthandwerklichen Origami-Technik in üblicherweise kleinem Format, gepaart mit solitärer, kontemplativer und friedfertiger Beschäftigung auf der einen Seite und formaler Überdimensionierung und inhaltlich-politischer Aufladung auf der anderen. Neben der rein formalen Äquivalenz zur Weißen Rose greift die Kunstaktion das Material Papier auch als Informationsträger auf, wie auch die Ebene der öffentlichkeitswirksamen Beteiligung der Bevölkerung. So wird direkt eine Parallele zur folgeträchtigen Aktion der Gruppe Weiße Rose gezogen, deren Mitglieder am 18. Februar 1943 Exemplare ihres 6. Flugblatts gegen das NS-Regime von der Galerie in den Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München warfen und daraufhin verhaftet wurden.
Der Beitrag „Weiße Rose (XXL)“ ist der Versuch, das Bewusstsein für die grundsätzliche Gefahr von Diskurs- und Demokratieverlust, Ausgrenzung, Separation und Faschismus in der Form des kunstpraktischen Zitats des historisch konkreten und museal-institutionalisierten Beispiels des
Bodendenkmals von Robert Schmidt-Matt vor dem Haupteingang der LMU mit dieser „neuen“ Übung zu schärfen. So lässt sich die Palette der geschichtsvermittelnden Möglichkeiten erweitern, in der Gesellschaft verankern und bestenfalls verstetigen.
Alle Flanierenden am Viktualienmarkt sind eingeladen, zur Weiterentwicklung dieses Vorhabens in Form eines offenen Dialogs beizutragen.

Text: Benita Meißner

 

https://www.dg-kunstraum.de/frank-boelter-weisse-rose-xxl-viktualienmarkt/

Der Weg des geringsten Widerstandes

Happening – Walk
Köln bis Berlin | 2024

 

-5301102345192584987_121

 

… war der ca. 650 Kilometer langer Fußmarsch von meiner Haustür am Rolshover Kirchweg 82 in Köln quer durchs Land, über Berg und Tal, Stock und Stein zu Mann und Maus bis in den Reichstag nach Berlin mit einem geschulterten Straßennamenschild mit der Aufschrift „Weg des geringsten Widerstandes“.
Während des etwa 4-wöchigen Fußmarsches im September 2021 in Anzug, Krawatte und Lackschuhen, mit dem Rohrpfosten und installiertem Schriftzug auf der Schulter wurde auf dem „Weg des geringsten Widerstandes“ der Frage nachgegangen, ob und warum der Mensch einen leichten, bequemen und möglichst geraden Lebensweg einem unbequemen, umständlichen und komplizierten Lebensweg vorzieht? …
Dieser Weg des vielleicht größten Widerstandes samt abschließendem „Besuch des Reichstages“ endete mit der Konfrontation der politischen Elite mit dieser lebenswichtigen Fragestellung exakt am Tag der Bundestagswahl am 26. September 2021 …
Die Darstellung der Frage, ob ein gradliniger, schnörkel- wie um- und auswegloser Karriere-, Bildungs- und Lebensweg auch wirklich der Richtige ist, konnte über die Internetseite http://www.wegdesgeringstenwiderstandes.de in Form von täglichen Berichten und Wasserstandsmeldungen aus den Schuhen des Wanderers mitverfolgt werden. Neben allen Stationen dieses „Kreuzweges“ zeigte die tägliche Dokumentation dieser Tortour die exemplarischen, allegorischen wie bestimmt unbequemen Schritte dieses Weges mit all seinen Abzweigungen, Umleitungen, Sackgassen und Absperrungen, Irrungen wie Wirrungen, unsagbaren Mühen mit unerklärlichen Begegnungen, allen Hilfestellungen der Bevölkerung samt Gesprächen über Lebensmut, -glück und -müdigkeit wie Kommentaren in Reisetagebuchform mit Text und Bild.
Diese humorvolle Infragestellung von Bequemlichkeit und den Schattenseiten dieses bestimmt freud- wie leidvollen Marsches quer durch die Republik ins Parlament zum Dialog mit der politischen Elite samt Schenkungen und Unterstützungsleistungen von Übernachtungsmöglichkeiten, Lunchpaketen und Lackschuhspenden in der Größe 44 für das formvollendete Erscheinungsbild des Akteurs dieser Langzeitperformance und -studie fanden im Internettagebuch Erwähnung, genau wie alle angenehmen Begleiterscheinungen und unliebsamen Begegnungen auf dem langen Weg vom Westen des Landes durch Westfalen und Niedersachsen durch den Osten nach Sachsen, durch Brandenburg bis nach Berlin.
Wer mithalf, diesen charmanten „Schildbürgerstreich“ als Version historischer Ablasswanderungen, traditioneller Protestmärsche und zeitgemäß bewegter Verbindung mit Mutter Natur Wirklichkeit werden zu lassen oder zu begleiten, sollte nach Vollendung des Projektes zum Dank ein handsigniertes Buch und eine Grafik des „Wegs des geringsten Widerstandes“ überreicht bekommen, deren Auflage exakt der Summe der Unterstützenden entspricht. Eine Dokumentation erscheint in Kürze im Verlag für Moderne Kunst, Wien.

Der Weg des geringsten Widerstandes
Vernissage Mittwoch, 01.09.2021 um 8.30 Uhr, Rolshover Kirchweg 82, 51105 Köln
Finissage Sonntag, 26.09.2021 um 18 Uhr im Reichstag, Platz der Republik, 10557 Berlin

Wandertagebuch:
www.wegdesgeringstenwiderstandes.de

 

Publikation „Weg des geringsten Widerstandes“

erschienen im
Verlag für moderne Kunst, Wien

298 Seiten, Hardcover mit Banderole, 21, 14,4 cm
mit Texten von Dr. Katja Blomberg, Frank Bölter
Buchgestaltung Julia Majewski
Fotografie/Film Frauke Schumann und Achim Köhler
ISBN 978-3-903439-84-9
Auflage 500, Preis 34,90 €

https://www.vfmk.org/books/frank-boelter-der-weg-des-geringsten-widerstandes

Bestellungen über den Verlag für moderne Kunst oder per mail an:
Mail an Studio Frank Bölter

 

Sonderedition „Weg des geringsten Widerstandes“,
298 Seiten, Hardcover mit Originalanzug und Banderole, 21, 14,4 cm
mit Texten von Dr. Katja Blomberg, Frank Bölter
Buchgestaltung Julia Majewski
Fotografie/Film Frauke Schumann und Achim Köhler
Auflage 20, Preis auf Anfrage

Bestellungen per mail mit Betreff „Sonderedition“ an:
wegdesgeringstenwiderstandes@gmx.net

Frank_Buch_Rhenania-session0207

 
Frank_Buch_Rhenania-session0262

 
Frank_Buch_Rhenania-session0282

Fotograf Edition: Jens Pussel, www.jenspussel.de

Eine Gans ist ein Turm ist eine Rose ist …

Performance – Temporäre Installation
Monheim am Rhein, Kunstwerkstatt | 2022

 

Eine Gans ist ein Turm ist eine Rose …
war eine dreiteilige Performance im öffentlichen Raum von Monheim. So wurde aus demselben Blatt Papier an drei aufeinander folgenden Sonntagen im Juni 2022 zunächst das Wappentier der Stadt Monheim am Rhein, eine Gans, gefaltet, die am darauffolgenden Sonntag in das Wahrzeichen der Stadt, der Schelmenturm, umgefaltet wurde, um schießlich als Seerose auf dem das Stadtbild prägenden Rhein ins Ungewisse zu driften …

Veranstaltungen jeweils Sonntags am 05.06.22, 12.06.22 und am 26.06.22 von 14 bis 17 Uhr