Frank-Bölter-Park

Temporäre Installation
Vorgebirgspark, Köln | 2010

 

Eine offiziöse Verlautbarung zur überraschenden Umbenennung des Vorgebirgsparks könnte etwa folgenden Wortlaut haben: „In der langen Geschichte der Namensgebung von öffentlichen Parkanlagen und Plätzen wird hier und heute erstmalig zu Ehren eines noch lebenden Künstlers eine Grünanlage eingeweiht. Das bislang wegen ihrer Lage Vorgebirgspark genannte Areal wird fortan den Namen Frank-Bölter-Park tragen. Üblicherweise verdienen herausragende Persönlichkeiten durch ihr außerordentliches Wirken während ihrer gesamten Lebens- und Schaffenszeit eine derartige Würdigung als Zeichen der öffentlichen Anerkennung. Folglich wird ihnen diese Ehre jedoch erst nach ihrem Ableben zu Teil. Für den Künstler Frank Bölter wird nun erstmals eine Ausnahme gemacht. Sie ist begründet durch die intensive Wirkung seiner vielfaltigen öffentlichen Aktionen und Auftritte und durch seine große, aus diesem kompromisslosen und mutigen Schaffen erwachsende Reputation, die ihn in der schwierigen Phase der Namensfindung zum einzig möglichen Kandidaten hat werden lassen. Er hat mit seinen eindrucksvollen und viel beachteten Aktionen im öffentlichen Raum immer wieder für Aufsehen gesorgt, aufgerüttelt. Erinnert sei nur an seine waghalsige Bootsfahrt über 600 Seemeilen in einem Papierschiff kreuz und quer durch Europa …“ Ein entsprechendes Straßenschild Frank-Bölter-Park ist bereits aufgestellt. Zudem wird ein allerdings noch nicht ganz vollendetes Denkmal für den Künstler die Umbenennung der Grünanlage auf den noch ungewohnten Namen Frank-Bölter-Park nachhaltig im öffentlichen Bewusstsein verankern. Vorerst steht nur ein erstaunlich konventioneller Sockel umgeben von ebenso konventionellem Blumenschmuck im Zentrum des als Einganszone des Parks dienenden Baumhofs.

Noch fehlt die eigentliche Skulptur, eine den Künstler darstellende Büste etwa, ein auf der Sockeloberseite sichtbares Gewinde weist auf das noch ausstehende, dort zu fixierende repräsentative Stück hin, macht die eigentümliche Leere dieses Postaments zu einer Leer- und Baustelle des Ruhmes. Naturgemäß unvollständig bleiben muss in dieser besonderen Würdigungssituation auch die auf das Wesentliche reduzierte Beschriftung des Sockels, lapidar lautet sie: „Frank Bölter / 1969 – „. Irritierend ist diese Lücke, das dereinst nachzutragende aber schon mitgedachte Sterbejahr fungiert als ein memento mori. Brüchig wird die Seriosität aller dieser Würdezeichen durch ihre Machart. Nicht allein die völlige Banalität der gewählten Formen, auch die Ausführung – das Heimwerkerhafte und Rohe des Sockels – lassen das ganze Ensemble der Parkneubenennungszutaten zweifelhaft erscheinen, sie untergraben den behaupteten Ehrerweis des frisch aufgestellten Schildes Frank-Bölter-Park, der durch den nachlässig gebauten Denkmalsuntersatz eben nicht beglaubigt wird. Der Künstler Frank Bölter gestaltet mit traditionellen Dignitätsmustern die anmaßenden Behauptung Frank-Bölter-Park als Imitation grundlosen Ruhmes, macht den ehemaligen Vorgebirgspark zum Schauplatz vermeintlicher Eintagsberühmtheit, wie sie massenmedial fortwährend produziert wird. Grotesk erscheint die eitle Selbstüberschätzung, lächerlich (oder auch tragisch) die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Getarnt als leichtfertig erscheinende Inszenierung eingebildeter Größe handelt Frank Bölters Frank-Bölter-Park vom schwierigen Status, der unsicheren Wertschätzung des Künstlers, den Kriterien für (kulturelles) Erinnern und Vergessen, dem tiefen Bedürfnis nach Berühmtheit, den Formen ihrer Konstruktion.

Text: Jens Peter Koerver

 

Blume Werden!

Performance – Temporäre Installation
Kunsthalle Göppingen | 2024
Straßentheater ZigZag, Lausanne, Schweiz | 2019
Figura: Theater Festival Baden, Schweiz | 2018
Internationales figuren.theater.festival Erlangen | 2017

 

Bis zum Ende der Welt

Performance – Temporäre Installation
Hitzler Werft, Elbe-Lübeck-Kanal | 2007

 

ERSTER AKT

Hitzler Werft, Elbe-Lübeck-Kanal in Lauenburg, km 61,35 –
Große Werfthalle, im Hintergrund wird an einem 120 Meter langen Schiffskörper
aus Eisen gearbeitet. 2 Rollen Getränketütenkarton. Schlaggeräusche, es ist
unruhig und laut.

Herr Büker, Frau Rothschild, Jon Manshardt, RTL, SAT1, Werftarbeiter,
Katharina Bunzel, Hamburger Abendblatt, Landeszeitung Lüneburg, Lauenburger
Landeszeitung, Harun, Arian, Jule, Harald u. Mutter, Pavel, Ümit, Nachbar Bodo.

14. August 2007:
Ich wiederhole meine zuvor unverbindlich gestellte Anfrage beim Betriebsleiter der Hitzler Werft, Herrn Büker, nach einer Möglichkeit, ein überdimensioniertes Papierschiffchen in der großen Werfthalle zu falten. Meine Anfrage stößt auf Interesse und wird als ungewöhnliche Maßnahme im Zusammenhang mit den werftüblichen Aktivitäten begrüßt. Außerdem sei im Moment ausreichend Platz vorhanden, da wenige Kleinschiffreparaturen vorgenommen werden würden. Ich bedanke mich und versichere, den gängigen Werftbetrieb nicht zu stören. Redakteure der Lauenburger Landeszeitung, der Landeszeitung Lüneburg und des Hamburger Abendblattes erklären ihr Interesse an einer Berichterstattung über das Projekt. Der RTL informiert sich über die Möglichkeiten, das Falten des Riesenpapierschiffchens zu filmen. Frau Rothschild der RTL-Redaktion drängt, das Faltboot unmittelbar nach dem Falten zu Wassern, dann hätte RTL Interesse. Meiner Absage mit dem Hinweis auf die verabredet öffentliche Performance am Projekteröffnungstag, dem 23. Oktober wird mit der Antwort begegnet, dass RTL dann wohl nicht kommen könne.
Gegen 19.30 Uhr erhalte ich einen Anruf von Jon Manshardt aus Alt Garge. Er bietet mir an, mich mit seiner Don bis zum Ende der Welt zu ziehen. Ich lade ihn ein, an der Faltperformance teil zu nehmen, er nimmt dankend an.

15. August 2007:
Frau Rothschild von der RTL-Redaktion erklärt, sie habe sich beim Chefredakteur durchgesetzt, sie kämen doch. SAT1 erklärt sein Interesse, zum Stapellauf zu erscheinen und bittet um einen Interviewtermin am 23. Oktober unmittelbar vor dem Stapellauf. Es folgen etliche redaktionelle Anfragen die Ernsthaftigkeit des Unterfangens betreffend sowie zur Klärung technischer Unwägbarkeiten, „um die morgige Faltaktion nicht zu sehr zu stören.“ Unterdessen wird unter größten Anstrengungen die große Getränketütenkartonfläche geschweißt. Das Industriematerial erweist sich als schwer und sperrig. Mit einer Heißluftpistole lässt sich die Kunststoffoberfläche anlösen und durch Pressen mit der etwa handbreit unterliegenden Bahn verschweißen. Der Untergrund ist schmutzig und uneben. Das Material wird bereits beim Zusammenschweißen strapaziert. Die hergestellte Grundfläche hat ca. 180 m?. Einige Werftarbeiter und Angestellte erkundigen sich nach Vorhaben, Material und Größe des Faltschiffes. Meine Ausführungen werden zur Kenntnis genommen. Meiner Einladung, bei der morgigen Faltaktion mit zu helfen, wird freundlich begegnet: „Das schau‘ ich mir an!“, kommentiert Schweißer Ümit.

16. August 2007:
Morgens ruft Sozialarbeiterin Katharina Bunzel an, leider könnten nur 4 Jugendliche helfen, am Nachmittag das Riesenpapierschiff zu falten. Ich verberge meine Enttäuschung über die geringe Anzahl begeisterungsfähiger Jugendlicher in Lauenburg und ermutige Sie: „Dann falten wir das Schiff zu viert.“
Um 13 Uhr erscheinen neben Redakteuren von RTL, dem Hamburger Abendblatt, der Landeszeitung Lüneburg, der Lauenburger Landeszeitung in Begleitung der Sozialarbeiterin Katharina Bunzel, Harun, Arian und Jule. Harun glaubt, dass es besser wäre, noch eine vierte Person hinzu zu ziehen und bietet sich an, auf der Straße noch jemanden an zu sprechen. Er kommt 10 Minuten später mit dem 9-jährigen Harald und seiner Mutter in die große Werfthalle. Skipper Jon trifft ein. Alle jugendlichen Helfer werden mit einem Arbeitsanzug ausgestattet. Nach der Begrüßung aller Helfer und Medienvertreter beginnt die erste Phase des Reisekommunikationsprojekts „Bis ans Ende der Welt‘ mit der Performance, ein schwimmfähiges, reise- und schlepptaugliches Riesenpapierschiffchen zu falten.
Der Faltprozess nimmt etwa 2 Stunden in Anspruch, einige Male unterbrochen durch Interviewanfragen der Print- und Fernsehmedienvertreter. Was zehn Fingern in kleinem Format gewohnt leicht von der Hand geht, erweist sich in dieser Größe als kaum zu bewältigen. „Ganz schön anstrengend“, meint Arian nach 2 Stunden, „Und jetzt reicht’s auch!“ Werfti ‚Pavel‘ behauptet: „Am Ende der Welt, da war ich auch noch nicht“. Sein Kollege Ümit würde gern als Passagier am Stapellauf teilnehmen: „Wenn das funktioniert, mache ich damit Urlaub“
18 Uhr: Anruf von Skipper Jon: „Wir benötigen dringend noch eine Schwimmfähigkeitserklärung. Sonst kann ich eigentlich nicht fahren.“ Ich erkundige mich beim Wasser- und Schifffahrtsamt. Dort rät man mir, bei der Hitzler Werft nach jemandem zu fragen, der ein solches Papier mal eben ausstellen kann. In der Zwischenzeit haben sich die in der Werfthalle wohnenden Tauben über das neue Gefährt her gemacht. Werftleiter Herr Büker behauptet: „die zielen auf Alles, was neu in der Halle ist.“ Werftarbeiter Christof meint: „Das bringt Glück!“

16. August, 20 Uhr:
Besuch bei Jon Manshardt in Alt Garge. Bei einem Bier auf seiner Don erläutere ich ihm mein Anliegen, mit dem Riesenpapierschiffchen bis ans Ende der Welt zu gelangen. Seine Don stellt sich als prädestiniert für die geplante Reise heraus (tief liegende Schraube, die keine Welle produziert und 2 Schlafplätze an Bord). Wir verbringen einen angenehmen Abend an Bord und sind froh, ein Schiffsreise vor uns zu haben, bei der keiner so genau weiß, wo sie eigentlich hinführen soll. Ich lade Jon für den kommenden Tag ein, mich noch einmal auf der Hitzler Werft zu besuchen, um das Schiff und seine Schwimm- und Schlepptauglichkeit in Augenschein zu nehmen.

17. August:
Jon kommt in Begleitung seines Nachbarn Bodo gegen 14 Uhr zur Werft. Wir diskutieren ausgiebig über neuralgische Punkte und mögliche Schwierigkeiten beim Passieren der Schleuse bei Geesthacht. Außerdem sei ein Passieren des Hamburger Hafen nahezu aussichtslos. Ich kläre ihn über die inzwischen erteilte schifffahrtspolizeiliche Erlaubnis auf. Er zeigt sich erfreut und sieht dem Stapellauf und der anschließenden Reise mit Zuversicht entgegen. Ich erkläre meine Freude über seine Mitarbeit nicht zuletzt wegen meines Mangels an Kenntnissen über Schifffahrt, Navigation sowie Wetter- und Wasserverhältnissen der Elbe und des Meeres. Jon klärt mich in Kürze über die Strömung der Elbe im Vergleich zu anderen Großwasserstraßen auf. „Die Elbe hat etwa 2 Knoten bei diesem Wasserstand. Schwierig wird’s zum ersten Mal, wenn wir vom Elbe-Lübeck-Kanal auf die Elbe raus müssen. Da zeigt sich, was das Papierboot wirklich kann.“
Wir beschließen, im Hafengrill beim Mittagessen weiter über die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen und Reisevorbereitungen nach zu denken. Wir diskutieren über Aspekte wie Proviant, Schlafmöglichkeiten an Bord und mögliche Havarien unterwegs. Auch an Jon’s Don seien noch einige Umbaumaßnahmen notwendig, wie bspw. eine Schleppvorrichtung und eine Strickleiter für das Einsteigen ins Papierschiff bzw. Aussteigen aus dem Papierschiff. „Da ist schon noch einiges zu tun“, gibt Jon vor. Nach dem Essen gehen wir zurück zum Riesenpapierschiff, um uns den Schiffskörper noch mal unter dem Aspekt des her zu stellenden Schleppverbandes an zu schauen. „Das ist nämlich gar nicht so einfach. Man unterschätzt das. Wir haben ja immerhin zusammen über 20 m Länge: 9 m Papierschiff und 7 m Don plus Tampen (Schlepptau). Die muss man erstmal sicher bewegen auf dem Wasser! Aber ich krieg das hin, lass mich mal machen“. Ich erkläre meine Unerfahrenheit und verweise auf die Idee als Motivationsbasis für dieses vielleicht etwas „waghalsige“ Projekt. „Wenn wir hiermit fertig sind, machst Du bestimmt noch einen Binnenschifffahrtsschein, der ist auch nicht so schwer.“
Jon macht den Vorschlag, die verschiedenen über einander liegenden Tetra-Pak-Schichten miteinander zu verschweißen. Außerdem könne man die Bordwände stabilisieren, indem man Styrodur in die Bordwand einschlägt. Ich erkläre meine Skepsis und die Absicht, bis ans Ende der Welt reisen zu wollen und nicht darüber hinaus. „Aber wenn Du hier nicht gleich untergehen willst, müssen wir da etwas tun, weil die Kräfte des Wassers beim Schleppen am Bug der Bordwände ansetzen, und da hast Du keinen Widerstand.“ Ich verspreche, eine Nacht darüber zu schlafen. Am Nachmittag erkundigen sich einige Redaktionen über den weiteren Verlauf des Projektes. Unter Anderen bekunden SAT1 und RTL ihr Interesse am Stapellauf. Das Hamburger Abendblatt, der Lüneburger Anzeiger und die Lauenburger Landeszeitung fragen nach Interviewterminen für den Tag des Stapellaufs.

20. August:
Als ich gegen 9 Uhr auf der Hitzler Werft eintreffe, ist Jon Manshardt schon dort. Er behauptet seit Tagen schlecht geschlafen zu haben. „Ich habe eine Idee, wie wir die Bordwände etwas stabiler machen können. Wir benötigen PE-Schläuche. Die sind unglaublich stabil. Da können ruhig hohe Wellen kommen. Die können dem Schiff nichts anhaben.“ Meine Frage, ob das wirklich nötig sei, wird überhört. Ich entgegne, mich erst mal um ein Gutachten für das Riesenpapierschiff kümmern zu müssen. Jon Manshardt nickt zustimmend. Auf meine telefonische Nachfrage bei der Hitzler Werft nach einem potentiellen Gutachter, antwortet Herr Büker, dass eine Schwimmfähigkeitserklärung, die bürokratischen Gesichtspunkten stand hält, ca. 30.000,- € kostet und bei Herrn
Neumann von der Schiffsuntersuchungskommission SUK zu beantragen sei. „Nur damit Sie ungefähr einordnen können, was man da von Ihnen verlangt.“, so Herr Büker. Meiner anschließenden Anfrage nach einer Sonderschwimmfähigkeitser-klärung für das Papierschiff begegnet Herr Neumann mit dem Tipp, es bei einem privaten Gutachter zu versuchen: Herr Behr in Lauenburg. Herr Behr weist meine Anfrage nach einer Schwimmfähigkeitserklärung brüsk zurück und gibt zu verstehen, dass er als Folge prompt auf Regress verklagt würde, wenn er diese Erklärung erteile. „Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, dass irgendein Gutachter Ihnen ein solches Gutachten überhaupt ausstellen könnte?“ Es könne nicht Sinn und Zweck der Tätigkeit eines Gutachters sein, diese Erklärungen willfährig zu erteilen. Auf meinen Einwand, dass ohne schifffahrtliche Risikobereitschaft Amerika noch nicht entdeckt sei, antwortet Herr Behr, dass dies weder etwas mit meinem konkreten Anliegen zu tun hätte, noch mit seiner Tätigkeit. Ich erkläre meine Zweifel an dieser These und verweise auf den seefahrtlichen Ursprung des Wagemuts und der Risikobereitschaft anhand des Beispiels der royalen Unternehmungen von Christoph Columbus. Herr Behr behauptet, dass jeder sehr wohl wisse, dass die bevorstehende Fahrt nicht gut gehe. Er sei überhaupt sonst zu jedem Spaß bereit.

ZWEITER AKT

Hitzler Werft, Elbe-Lübeck-Kanal in Lauenburg, km 61,35 –
Große Werfthalle, im Hintergrund ein 120 Meter langer Metallschiffskörper.
Im Vordergrund das 9 Meter lange Riesenpapierschiffchen. Eine große
Metallplatte, Eisenketten, Kran, Stille (leise Lüftungsgeräusche)
Herr Meyer (Pok WSP), Herr Heide, Frau Durster (WSA), Herr Roßmeier (Pom
Abes, a, ade inserhas Lauenburg), NDRan, SiT, Hamburgte
Nora Sdun, Publikum

23. August, 10.18 Uhr:
Polizeioberkommissar Meyer von der Wasserschutzpolizei, WSPK 35/Lauenburg betritt die Werfthalle und inspiziert das Papierschiff. Wir sprechen über den Sachverhalt des nicht zu erwirkenden Gutachtens der Sonderstelle Schiffsuntersuchungskommission (SUK) oder eines amtlich bestellten Sachverständigen, Punkt 15 der schifffahrtspolizeilichen Erlaubnis Nr. 160/2007 aufgrund der erforderlichen Summe von 30.000,- € und der für die Erteilung notwendigen behördlichen Laufzeiten von Wochen bzw. Monaten. Ich unterrichte Ihn über das Gespräch mit dem Gutachter aus Lauenburg, Herr Behr, und dessen barscher Unwilligkeit, das Gutachten aus zu stellen. „Das kann ich mir denken, aber die Leute gehen doch mit allem Möglichen ins Wasser“. Herr Meyer wünscht gutes Gelingen für die Projekteröffnung und verabschiedet sich mit den Worten, ich solle mich an Ihn wenden, wenn irgendetwas nicht klappen sollte. „Ich weiß auch nicht, warum das Ding nicht schwimmen sollte. Ich habe keine Bedenken“. Er hinterlässt seine Visitenkarte.

Tel. 04153- 2291
Fax 04153 – 5 13 76
Polizei Hamburg
Polizei Hamburg
Wasserschutzpolizei
WSPK 35 / Lauenburg
Übereicht durctElbetraßle 2 – 21481 Lauenburg
POK HEYER

Anschließende Vorbereitungen für den abendlichen Stapellauf. Meine Anfrage beim Werftingenieur Herrn Heide, ob jemand bereit sei, am heutigen Abend den Kran zu bedienen stößt nach anfänglichem Unbehagen und monetärer Argumentation auf verhaltene Zustimmung. Schweißermeister Henni würde sich bereit erklären. „Ich muss mich um meine Küche kümmern. Sonst würde ich das machen. Aber der Henni macht das“, so Herr Heide. Einige Fernsehsender rufen im Sekretariat der Werftleitung an, die sich ihrerseits leicht missbilligend über die Anzahl der Anrufe äußert. „Ich kann die Typen nicht ab!“, so ein Werftarbeiter. „Was wollen die alle?“ Frau Lebert vom NDR ruft an und beschwert sich bitterlich über die Missachtung ihrer unzähligen Versuche, mich zu erreichen. Sie möchte unbedingt beim Stapellauf ein Kamerateam vorbei schicken und auch einen Tag bei Jon Manshardt auf der Don mitfahren. Ich erkläre mein Erstaunen über die soeben erteilte Beschwerde und entschuldige den Umstand mit der Lautstärke in der Werfthalle, erkläre mein Interesse an der Konzentration auf meine Arbeit als bildender Künstler und deute eine Projektgefährdung durch die bereits reisevorläufige, immense Medienpräsenz an. „Aber das ist doch gut für Sie!“ urteilt Frau Lebert.
14.50 Uhr: Anruf von Frau Durster vom WSA Lauenburg. Sie teilt mit, das augenscheinlich Punkt 15 der Auflagen der schifffahrtspolizeilichen Erlaubnis nicht erfüllt werden konnte und die Wasserschutzpolizei angewiesen wurde, den Stapellauf unmittelbar zu unterbinden, sobald das Papierschiff zu Wasser gelassen werden würde. Meiner Frage, woher sie das denn wisse, wird mit: sie wisse das!, begegnet. Auf meinen Hinweis, dass man mir von Seiten des Wasser- und Schifffahrtsamtes durch die späte Erteilung der schifffahrtspolizeilichen Erlaubnis keinen Handlungsspielraum zugestanden habe, die zudem nach der Einschätzung von Herrn Büker 30.000,- Euro kostet, verweist Frau Durster auf ihre Anweisungen, ihre ledigliche Übermittlerfunktion und ihre Nichtverantwortlichkeit. Auf meine Frage nach einem Gespräch mit der Amtsleiterin Frau Kalytta heißt es, diese sei schon außer Haus. Ich solle versuchen, ganz schnell einen vorläufigen Schwimmfähigkeits/Schleppfähig-keitsnachweis bei Herrn Neumann von der SUK Hamburg oder Frau Mangold von der zentralen Schiffsuntersuchungskommission in Mainz zu erwirken. Anschließend soll Polizeiobermeister D. Roßmeier der Wasserschutzpolizei Lauenburg umgehend von dem Unterfangen, den Nachweis doch noch zu bekommen unterrichtet werden. Herr Neumann hatte sich bereits vor einigen Tagen telefonisch für ’nicht zuständig‘ erklärt, ist jetzt nicht erreichbar. Bei der zentralen SUK in Mainz (Herr Dühn) räumt man mir wegen des sehr kleinen Zeitfensters nur geringe Chancen ein, die Erlaubnisauflagen doch noch zu erfüllen. In Mainz sei man ausschließlich zuständig für größere Schiffe mit einer Länge von über 12 Metern. Man versorgt mich allerdings mit Telefonnummern weiterer amtlicher Gutachter, die ebenfalls keinen Erfolg bringen.
16.05 Uhr: Telefonat mit Polizeiobermeister D. Roßmeier von der Wasserschutzpolizei Lauenburg. Herr Roßmeier erklärt, dass er Anweisungen des Wasser- und Schifffahrtsamtes befolgen müsse. Er persönlich habe vollstes Verständnis für die Aktion, ihm seien jedoch die Hände gebunden.
16.10 Uhr: Der Leiter des Künstlerhauses Lauenburg, Herr Sdun besucht die Wasserschutzpolizei Lauenburg. Herr Roßmeier habe erklärt, dass doch mit dem Papierschiff gefahren werden könne, allerdings nur auf dem Elbe-Lübeck-Kanal, nicht auf die Elbe hinaus, nur von km 61,45 (Hitzler Werft) bis 61,55 (Einmündung in die Elbe). Außerdem dürfe ausschließlich der Künstler ins Papierschiff. Ziehen dürfe ausschließlich ein DLRG-Boot, so Herr Sdun. „Wenn es sich dabei um eine Aktion eines bedeutenden Künstlers wie z. B. Joseph Beuys handeln würde, wäre die Sachlage eine Andere. Aber unter diesen Umständen!“, gibt Herr Sdun die Aussage von Polizeiobermeister Roßmeier wieder.
16.30 Uhr: Interviews mit den Fernsehteams des NDR, von SAT1, RTL und diverser Pressevertreter. Es herrschen Unstimmigkeiten bzgl. der Reihenfolge der Interviews. Der NDR fragt nach einer Reportage an Bord am morgigen Vormittag. RTL schließt sich an. Das Hamburger Abendblatt auch.
18.35 Uhr: K. Meins von der DLRG teilt mit, dass die Wasserschutzpolizei ihm soeben verboten habe, dass Papierschiff zu ziehen. „Wenn ich auch nur den Tampen (Schiffstau) in die Hand nehme, schreiten die ein. Ich kann nichts machen.“ Carolin George vom Hamburger Abendblatt fragt, ob man sich nicht ein wenig beeilen könne, eigentlich wäre jetzt schon Redaktionsschluss.
18.45 Uhr: Treffen mit der Wasserschutzpolizei. Man weist mich auf den Rechtsverstoß hin, falls das Schiff zu Wasser gelassen werden würde. Über ein Wassern im Becken der Werfthalle ohne Besatzung werde man jedoch hinweg sehen. Sämtliche Gewässer in der Umgebung seien Hoheitsgebiet der Behörden, dementsprechend würde man sich verhalten. Auf meine Frage, ob eine Geldstrafe höher ausfallen würde als die Kosten für einen behördlichen Schwimmfähigkeits-/
Schlepptauglichkeitsnachweis in Höhe von 30.000,- € gibt es keine klare Antwort. Polizeiobermeister D. Roßmeier erklärt das Gespräch für beendet, die Hand am Halfter.
19.10 Uhr: Stapellauf, Einführung Nora Sdun
19.50 Uhr: Die Wasserschutzpolizei stellt sich in den Weg und scheint wie angekündigt eine Ausfahrt auf die Elbe verhindern zu wollen. Wir können nicht vorbei. Beidrehen des Schleppverbandes Ruderboot-Riesenpapierschiffchen. Das Boot der Wasserschutzpolizei versperrt den Weg. Herr Sdun wendet und zieht das Papierschiff wieder Richtung Werft. Abbruch der Aktion.
20.10 Uhr: Anlanden am Pier der Hitzler Werft.
Nachfrage nach Gründen für das Einschreiten der Wasserschutzpolizei und der Beendigung der Aktion. Begründung von der Wasserschutzpolizei: „Wenn wir das durchgehen lassen, haben wir morgen 20 Leute in einem Riesenpapierschiff auf der Elbe.“ Meine Anfrage, ob sie sich dazu öffentlich äußern würden, wird abgelehnt.
Ich erkläre laut rufend: „Lauenburg ist das Ende der Welt.“, im Publikum am Ufer herrscht Unruhe.
Skipper Jon Manshardt: „So ein Mist. Die ganze Planung umsonst!“

Signing Academy/Academic Square

Temporäre Installation – dauerhafte Installation
Ausstellungsraum I, Kunstakademie Münster | 2004
Signing Academy | temporäre Installation | Gravur im Estrich | 01. November – 27. Dezember 2004
Academic Square | dauerhafte Installation – Kunst am Bau | ab 27. Dezember 2004

 

›Signing Academy/Academic Square‹ konkretisiert die Arbeitssituation der Studenten an der ‚neuen’ Kunstakademie Münster anhand eines installativen Eingriffs in den Neubau und gilt als monumentalarchitekturkritische Geste über den Präzidenzfall hinaus. Der Neubau der Kunstakademie Münster wurde mit dem Ziel ausgerufen, eine auf die zeitgemäß hohen Ansprüche der Kunststudenten zugeschnittene Ausbildungsstätte zu schaffen. Nach der Fertigstellung im Jahre 2000 intendierten der Verwaltungsapparat und die bürokratischen Ordnungskräfte ein Klima der Gebäudekonservierung, das zu Blockaden beim kunststudentischen Arbeiten und Forschen und zu Problemen bei der erforderlichen Inbesitzname des Instituts durch die Zielgruppe „Kunststudenten“ führte. Maßgebliche Beschneidungen der Studenten und ihrer Möglichkeiten durch eine Überpräsenz zeitgenössischer Architektur und daraus resultierender hausordentlicher Verhaltensregeln und Verbote erschwerten den Studenten einen Zugang zu adäquaten Handlungsfreiräumen im europaweit einzigen extra für Kunststudenten konzipierten Bauwerk. Der § 2 Abs. 1 Nr. 4 UrhG, der die Werke von Architekten als Werke der Baukunst schützt, steht der freien, kunstakademischen Nutzbarkeit des Gebäudes gegenüber. So durften sich beispielsweise Dozenten und Studenten der Faches Malerei über ein äußerst auffälliges, grobmaschiges Fugenmuster des Mauerwerks in allen Klassenräumen wundern, was eine sensible Präsentation im kleinen Format mindestens erschwert. Für Hängungen durften keine Nägel benutzt werden, stattdessen wurden Galerieschienensysteme installiert. Speziell die für Examenspräsentationen konzipierten Ausstellungsräume A1 und A2 sind durch die Ausstattungselemente der Lichtanlage, sichtbarer Stromleitungen und gebäudestrukturbedingtem Lärm umfassend gestört. Eine bis zur Präsentation von ›Signing Academy‹ hinter vorgehaltener Hand geführte Diskussion unter Studenten und Professoren wurde durch die handschriftliche „Signatur der Kunstakademie“ und Gravur im Estrich bei gleichzeitigem Geständnis öffentlich. Vor dem Hintergrund des Studiums der ‚Unfreien Kunst’ entstand die exemplarische Arbeit ›Signing Academy‹, die als kunstkommunikatives und architekturkritisches Statement zu ›Academic Square‹ führte.

 

Protokoll:
Montag, 01. November 2004 (Allerheiligen):
Hängung der Malereien im Ausstellungsraum A1, dem Präsentationsraum für Examen der Kunstakademie Münster. Über Nacht: heimliche Gravur in den Estrich des Ausstellungsraumes.

Dienstag, 02. November 2004, 12:00 Uhr:
Examensprüfung der Arbeit ›En passant‹. Prüfer sind Prof. Gunther Keusen, Prof. Michael van Ofen, Prof. Dr. Raimund Stecker. Ergebnis: erfolgreich bestanden.
19:30 Uhr: Eröffnung der Examensausstellung ›En passant‹ von Frank Bölter im Ausstellungsraum 1 der Kunstakademie Münster, Leonardo-Campus 2, 48148 Münster

Mittwoch, 03. November 2004, 14:35 Uhr:
D. Burgholz (Leiter des Ausstellungsbüros der Kunstakademie) ruft an. Er sei soeben im Ausstellungsraum gewesen, ich solle mich umgehend beim Kanzler der Akademie, Herrn Frank Bartsch, melden, damit dieser „nichts macht“, denn der sei stinksauer. Herr Burgholz bemerkt des Weiteren, dass er zu dieser Sache nichts sagen müsse.
14:38 Uhr: telefonische Anmeldung bei Herrn Bartsch, Verabredung für 15:30 Uhr.
15:45 Uhr: Herr Bartsch eröffnet das Gespräch mit der Frage: „Was haben Sie sich dabei gedacht?“ Ich verweise auf den Anspruch des Künstlers, Kunst zu schaffen. Der Frage, inwiefern diese Aktion etwas mit dem Haus zu tun habe, begegne ich mit der Absicht einer künstlerischen „Erfrischung der Akademie“. Herr Bartsch fragt, warum ich vorher keine Erlaubnis eingeholt hätte, es gebe doch schließlich andere Möglichkeiten und gibt zu Bedenken, dass mit dieser „Erfrischung“ eine Sachbeschädigung einhergehe, auf die eine Freiheitsstrafe von bis zu 3 Jahren steht, abgesehen von den Reparaturkosten, die sich auf eine Summe zwischen 6.000 und 8.000,- Euro, vielleicht auch 11.000,- Euro belaufen dürfte, da im vorliegenden Falle eher der gesamte Estrich der Akademie neu ausgegossen werden müsse. Auf meinen Einwand, dass es sich bei diesem Eingriff um Kunst handele und wir uns in der Kunsta- kademie befänden, entgegnet Herr Bartsch, dass Kunst bei Sachbeschädigung aufhöre und ich doch auch einmal an meine Karriere denken müsse. Ich betone, selbstverständlich ständig an meine Karriere zu denken, mir allerdings bei der Frage, ob Sachbeschädigung Kunst ausschließe, nicht so sicher sei wie er. Meinem Vorschlag, den Schaden selbst zu beheben, um eine möglichst rasche Beseitigung „der Störung“ zu ermöglichen und die Materialkosten für diese Arbeit so gering wie möglich zu halten, erwidert Herr Bartsch, dass bei einem solchen Schaden der Eigentümer des Gebäudes, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), über das weitere Verfahren zu entscheiden habe. Er beendet das Gespräch mit dem Hinweis, ich solle mir schon einmal einen guten Anwalt suchen.

Donnerstag, 04. November 2004, 11:45 Uhr, Rektorat:
Rektor Prof. Scheel fragt, was ich mir bei dieser Sache gedacht habe. Ich argumentiere mit „Infragestellung“ des kunstbetrieblichen Einerleis und „Pointierung“ von Kunstakademie als Brut- und Produktionsstätte von „ Namenskunst“. Herr Scheel stellt fest, dass das Signieren der Kunstakademie eine Aktion mit leicht destruktivem Charakter sei. Dies stelle insofern ein Problem dar, da der Architekt des Gebäudes ein Recht darauf habe, das sein Gebäude unverändert bleiben müsse. „Als Leiter dieser Akademie darf ich über diese Aktion nicht schmunzeln“ (schmunzelt leicht).
14:45 Uhr: Gespräch mit Herrn Sandmann (Leiter der Metallwerkstatt) und Herrn Waltermann (Haustechnik).
Herr Waltermann erklärt, es sei noch eine Dose Restestrich auf Lager und Herr Sandmann ergänzt, man könne vorläufig farbige Gipsmasse in die entstandenen Fugen schmieren, um den Schaden so unauffällig wie möglich zu machen. So könnten die nachfolgenden Kommilitonen ihre Examensausstellung halten. Allerdings habe Herr Waltermann noch keine Anweisung von oben erhalten. Die sei notwendig, bevor irgendetwas geschehen kann.

Freitag, 05. November 2004, 11:10 Uhr:
Anruf bei Herrn Bartsch. Er rät mir „dringend“ davon ab, den verursachten Schaden selbst zu beheben. Das sei Sache einer Fachfirma. Er habe in Kürze einen Termin mit dem BLB, da würde über das weitere Prozedere entschieden. Er würde mich darüber informieren.
15:35 Uhr: Anruf von Marcel Langenohl. Er käme gerade zurück vom Besuch der Ausstellung in der Kunstakademie. Es würde ein Bild fehlen.

Mittwoch, 10. November 2004, 13:10 Uhr, Foyer der Kunstakademie:
Begegnung mit Herrn Bartsch. Er erklärt, dass noch heute jemand vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW erscheint, um sich den Schaden anzusehen. Eine Fachfirma würde dann den Schaden beheben. Er würde versuchen, die Kosten so gering, wie möglich zu halten. Ich bedanke mich für die Rücksichtname.

Dienstag, 16. November 2004, 14:00 Uhr:
Kolloquium in der Klasse Prof. D. Buetti. Herr Buetti verkündet, dass in der Senatssitzung der Kunstakademie der Beschluss gefasst wurde, von einer strafrechtlichen Verfolgung abzusehen, allerdings müsse Schadenersatz geleistet werden.

Mittwoch, 17. November 2004, 11:10 Uhr:
Anruf bei Herrn Bartsch. Ich erkundige mich, wann mit der Reparatur zu rechnen sei, damit nicht noch weitere Kommilitonen durch die Signatur in Mitleidenschaft gezogen werden. Herr Bartsch erklärt, dass die Reparatur sehr schnell, innerhalb der nächsten 2-3 Tage geschehen solle.

Samstag, 20. November 2004:
Zustellung des Schreibens der Kunstakademie.

Donnerstag, 02. Dezember 2004, 15:40 Uhr:
Telefonat mit Frau Nicola Dicke, der nächsten Ausstellungskandidatin im Ausstellungsraum A1. Sie berichtet, im Telefonat mit Herrn Bartsch habe dieser bei der Beschwerde auf das Nichtbeheben des Schadens von Ihrer Seite auf mich als Verantwortlichen verwiesen. Er habe nach wiederholter Anfrage von Frau Dicke, die Installation einer lackierten Metallplatte vorgeschlagen. Diese soll bis zur vollständigen Reparatur des Estrichs den Schaden verdecken. Frau Dicke leitet den Auftrag an mich weiter, Herrn
Sandmann über das Vorgehen zu informieren.
15:45 Uhr: Anruf bei Herrn Sandmann. Ich gebe den Auftrag von Herrn Bartsch weiter. Dieser erwidert, dass es doch viel unproblematischer sei, mit Gips oder Estrichmasse die Signatur bis zur Reparatur zu behandeln. Er will sich seinerseits mit Herrn Bartsch in Verbindung setzen.

Montag, 6. Dezember 2004, 12:46 Uhr:
Da Herr Bartsch nach Auskunft von Herrn Sandmann bis Freitag, den 3. Dezember nicht zu erreichen war, erkundige ich mich bei Frau Widey (Sekretariat des Kanzlers). Herr Bartsch sei erst am kommenden Donnerstag wieder im Haus.

Donnerstag, 9. Dezember 2004, 10:42 Uhr:
Telefonat mit Herrn Bartsch. Herr Bartsch erklärt, dass eine Lösung mit einer Metallplatte wegen Verletzungsgefahr auszuschließen ist. Lediglich eine Verkleidung mit Papier, Pappe oder Folie sei angemessen. Eine endgültige Schadensbehebung könne erst zwischen Weihnachten und Neujahr erfolgen, da die Reparatur durch Trocknungszeiten verzögert werde und sich daher über mehrere Tage hinziehe.
16:45 Uhr: Anruf bei Frau Dicke. Ich erkläre, die notwendigen Pappen zu besorgen, damit Sie zu Ihrer Examensausstellung im Examensraum installiert werden können.

Freitag, 10. Dezember 2004, 16:25 Uhr:
Einkauf von 4 Graupappen, 108 x 150 cm.

Sonntag, 12. Dezember 2004:
Aufbau der Examensausstellung von Nicola Dicke und Auslegen der Graupappen auf dem Fußboden über der Signatur. Die Graupappen heben sich jedoch zu sehr vom Estrichgrau des Bodens ab. Nicola Dicke beschließt die Gravur besser mit Grafit abzudunkeln, damit sich die Schrift noch weniger von der Estrichfarbe abhebt.

Dienstag, 14. Dezember 2004, 12:00 Uhr:
Examensprüfung Nicola Dicke.
19:30 Uhr: Ausstellungseröffnung

27.–29. Dezember 2004:
Reparaturarbeiten. Aufstemmen eines rechteckigen Teils des Estrichbodens, Ausgießen in mehreren Stufen und Trocknung der neuen Estrichmasse (s. Abb.).
Zwischen dem 9. November und dem 14. Dezember haben sechs Kommilitonen im Ausstellungsraum ihre Examensprüfungen abgelegt.

12. Januar 2005:
Postzustellung der Rechnung der Reparaturkosten der Firma Wiegrink Fußbodenbau GmbH über 1.081,70 € von der Kunstakademie Münster (Herr Schweigmann).

18. Januar 2005, 16:00 Uhr, Kolloquium der Klasse D. Buetti:
Auf meinen Bericht über den Erhalt der Rechnung und den Hinweis, das notwendige Geld nicht zu besitzen, macht Studentin Barbara Schmidt den Vorschlag, die Rechnungssumme vorerst vom Klassenetat der Klasse Buetti zu begleichen. Bei einer Enthaltung wird der Vorschlag von B. Schmidt angenommen. Ich habe ferner die Rückzahlung meiner daraus resultierenden Schulden gegenüber der Klasse Buetti per Monatsraten in Höhe von 10 x 108,77 € zu begleichen.

19. Januar 2005, 11:20 Uhr:
Ich übergebe die Rechnung an Herrn Prof. D. Buetti, der Sie am Nachmittag Herrn Schweigmann (Rechnungsstelle der Kunstakademie) zurückgibt.

23. Februar 2005, Förderpreisausstellung der Kunstakademie Münster, 19:45 Uhr:
Timm Ulrichs läßt sich von einem seiner Studenten anzeigen, wer die Akademie signiert hat. Leicht zögerlich nähert sich Prof. Ulrichs mit den Worten: „Sie sind das also!“ Auf meine Frage, wer ich sei, erwidert Ulrichs: „Der, der den Akademieboden zerstört hat.“ Ulrichs weiter: „Sie leiden doch an maßloser Selbstüberschätzung. Sie, sie …“. Auf meine Bemerkung, dass es sich bei dieser Arbeit in erster Linie um Selbstironie handelte, antwortet Prof. Ulrichs laut: „Ach, Selbstironie, hören Sie doch auf. Es ist gut, dass Sie soviel Geld dafür bezahlen müssen. Hätte ich das zu entscheiden gehabt, hätten wir Sie auch verklagt!“. Schimpfend und wild gestikulierend gesellen sich einige Studenten der Klasse von Prof. Ulrichs zu ihm. Der wendet sich mit abfälligen Äußerungen ab, seine Studenten folgen ihm, weitere beunruhigende Bemerkungen und Anschuldigungen vorbringend.

23. April 2005, 14:20 Uhr:
Ich schreibe eine Mail an Herrn Schweigmann mit der Absichtserklärung die Rechnungssumme nun zu begleichen, das notwendige Geld sei nun vorhanden.
15:50 Uhr: Überweisung der Rechungssumme von 1.087,70 auf das Konto-Nr. 60027 der Universitätskasse Münster bei der
WestLB Münster, Kennzeichen m/Bölter

24. April 2005, 11:30 Uhr:
Erhalt einer Antwortmail. Herr Schweigmann ist erfreut über die so baldige Erledigung dieser Sache. Eine soeben vorgenommene Klassenetatkürzung verspricht er zurück zu nehmen, sobald das Geld eingegangen sei.

02. Mai 2005, 13:30 Uhr:
Tutor Clemens Goldbach erklärt, in der Senatssitzung sei positiv über das solidarische Vorgehen der Klasse Buetti geurteilt worden. Prof. D. Buetti seinerseits begrüßt das schnelle Begleichen der Rechnung.

Haus des Friedens

Performance – Temporäre Installation
Rathausplatz, Augsburg | 2025

 

Das „Haus des Friedens“ ist der Bau eines alle Bereiche der Augsburger Gesellschaft integrierenden und sämtliche Öffentlichkeiten befruchtenden wie bereichernden monumentalen Friedensgebäudes für alle in Augsburg ansässigen Menschen aus faltbaren und temporär haltbaren „Pappsteinen“ auf dem Augsburger Rathausplatz. Im vorbildlichen Miteinander wird ein den weltweit notwendigen Friedensdialog abbildendes Denkmal gebaut, das als temporäres Dach der eigenen Friedensbemühungen alle gesellschaftlichen Sparten, separierte Blasen und Parallelgesellschaften zusammenführend skulptural beheimatet. Falte, gestalte und Baue mit!

Ab dem 15. März könnt Ihr die kinderleicht faltbaren und zu bemalenden vorgestanzten Pappelemente im Friedensbüro der Stadt, Bahnhofstr. 18 1/3a (Hinterhof) in 86150 Augsburg abholen, um sie mit einem persönlichen Friedensbericht oder einer gemalten oder gezeichneten Friedensaktion zurückzubringen oder die „Steine“ ab dem 01. Mai 2025 auf dem Rathausplatz mit zu vermauern. Stein um Stein wird „das Haus des Friedens“ von Euch gebaut, Bild für Bild werden Eure Friedensbemühungen im Innern des Hauses ausgestellt, Schritt für Schritt gehen wir gemeinsam in den Frieden.

Am Ende der Bauphase wird mit dem letzten Stein das ephemere Denkmal des Friedens am 8. Mai 2025, 80 Jahre nach der Beendigung des 2. Weltkrieges, verschlossen, versiegelt und die Ausstellung der gemeinschaftlich geschaffenen Bauskulptur mit seinem verbarrikadiertem Inhalt „eröffnet“ und der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die im Inneren an den Wänden des Gebäudes in der Bauphase zuvor ausgestellten „Schätze der privaten Augsburger Friedensbemühungen“ ist nur in der Bauphase der Öffentlichkeit zugänglich und verbleibt nach Fertigstellung und Eröffnung hinter dem Bollwerk verborgen: Das Ideal des Friedens scheint demnach ein unbetretbarer Ort zu sein, der nur auf Kosten von Zerstörung des höchst fragilen Gebäudes zu betreten ist? Wer wissen will, wie die Ausstellung im Inneren aussieht, muss sich mit Gewalt Zutritt verschaffen. Wer wagt den ersten Schritt, um zu sehen, was sich im Innern befindet? …

Der Elefant im (Straf-)Raum

Performance – Temporäre Installation
öffentlicher Raum, Köln-Kalk | 2024

 

Sonntag, 01.09.2024 um 15 Uhr – erster Teil

Wir treffen uns zum Kalkfest auf dem Hof der Sünner Brauerei zum Biertrinken, als Tommy plötzlich mit dem Fahrrad angerauscht kommt und meint: „Moin. Wir haben überall Wohnungsnot, Mietwucher und Separationspolitik der Mächtigen. Ihr Müsst was tun!“
Arthur meint: „Machen wir. Wir trinken für eine bessere Welt.“
Lenny pflichtet bei: „Wobei das Bier auch immer teurer wird.“
Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich eine Demo für eine Stadt ohne Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen ein Menschenrecht ist und fordern Wohnungen für alle!“
Arthur staunt über Wortgewandt-, Klug-, und Allwissenheit seines Freundes Bela. Lenny kramt eine Faltanleitung für ein Origami-Haus aus seiner Hosentasche und erklärt, die sei zwar mit der letzten Wäsche mit gewaschen worden, aber noch lesbar, Tommy ruft: „Na dann. Los geht’s!“ Plötzlich erscheint wie aus dem Nichts Christiane und behauptet: „Wir haben heute hier nämlich eine Demo für eine Stadt ohne Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen ein Menschenrecht ist und fordern Wohnungen für alle. Ihr müsst was tun!“
Arthur meint: „Machen wir. Wir trinken für eine bessere Welt.“
Lenny pflichtet bei: „Wobei das Bier auch immer teurer wird.“
Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich eine Demo für eine Stadt ohne Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen ein Menschenrecht ist und fordern Wohnungen für alle.“
Arthur staunt weiter über Wortgewandt-, Klug-, und Allwissenheit seines Freundes Bela. Lenny steckt die Faltanleitung für ein Origami-Haus wieder in seine Hosentasche und erklärt die sei mit der letzten Wäsche mit gewaschen worden und deswegen nicht mehr lesbar, Tommy ruft: „Na dann. Los geht’s!“
Plötzlich erscheint wie aus dem noch Nichtser Wolfgang und ruft: „Die haben heute hier nämlich für mich eine Demo für meine Stadt ohne meine Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen mein Menschenrecht ist und fordern eine Wohnung für mich. Ich hab Euer Plakat gesehen. Ihr müsst was für mich tun!“
Arthur staunt weiter und weiter über Wortgewandt-, Klug-, und Allwissenheit seines Freundes Bela, Lenny kramt die Faltanleitung für ein Origami-Haus wieder aus seiner Hosentasche und erklärt, die sei zwar mit der letzten Wäsche mit gewaschen worden und deswegen nicht mehr lesbar, aber er kenne die sowieso auswendig. Tommy ruft: „Na dann. Los geht’s!“
Wolfgang meint: „Ich bin obdachlos und Ihr seid „Angels“. Ich nehme das Haus, wenn es fertig ist. Ihr könnt das für mich in den Park stellen. Ihr müsst nur sofort die Polizei anrufen und sagen, dass das Haus von Euch kommt. Die Polizei kommt dann auch sofort und nimmt mir das Haus aber nicht wieder weg. Deswegen müsst Ihr sofort bei der Polizei anrufen und sagen, dass das von Euch kommt. Wenn Ihr das macht, dann sehen die, dass das aus der Mitte der zivilisierten Bevölkerung kommt und nicht von mir, also vom geduldeten „unzivilisierten Rand der Gesellschaft“. Die kommen dann zwar kucken, sehen Euch aber bei mir. Nur so kann das stehen bleiben. Ich bin dann auch nicht mehr so obdachlos und Ihr seid „Angels“.“
Arthur staunt weiter und weiter und weiter über Wortgewandt-, Klug-, und Allwissenheit seines Freundes Bela, Lenny steckt die Faltanleitung für ein Origami-Haus wieder in seine Hosentasche und erklärt, die sei zwar mit der letzten Wäsche mit gewaschen worden und deswegen nicht mehr lesbar, aber er kenne die sowieso in- und auswendig, darüber hinaus käme ein-Haus-für-die-Polizei-falten nur ohne ihn nicht in Frage(?). Tommy ruft: „Na dann. Los geht’s!“

Als mir an Wolfgang gewandt einfällt, das wir das selbstverständlich gerne für ihn machten, aber er sich noch etwas in Geduld üben müsste, da wir erst mit dem Papierhaus an der Demo teilnehmen wollten, von der ja schon hier und da die Rede gewesen sei, bevor wir ihm danach das Falthaus in den Park stellten und die Polizei dann käme undundund…
Als Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich eine Demo für eine Stadt ohne Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen ein Menschenrecht ist und fordern Wohnungen für alle“, platzt Wolfgang beinah mit den Worten: „Ich bin obdachlos und Ihr seid Arschlöcher…“, wendet sich um und schnaubt davon.
„Ich dachte, wir wären „Angels“?“, wundert sich Tommy leicht irritiert. „Genau!“, ruft Christiane noch irritierter.
„Nee, Ihr seid Arschlöcher!“, schnaubt sich Wolfgang nochmal um. „Ihr lasst mich hängen. Ihr braucht nicht die Polizei anrufen, weil ich nämlich das Haus nicht mehr will, denn wenn Ihr das für mich erst nach der Demo in den Park stellt, kommen die sofort und nehmen mir das wieder weg und behaupten, das sei illegal, weil das Haus auf der Demo war. Das wird dann konfisziert. Deswegen braucht Ihr bei der Polizei auch nicht anzurufen. Wenn Ihr das so macht, dann sehen die, dass das aus der Mitte der unzivilisierten Bevölkerung kommt und nicht von mir, also vom geduldeten „zivilisierten Rand der Gesellschaft“. Die kommen dann trotzdem, sehen aber Euch bei mir und nehmen das Haus mit, weil Ihr mit dem Haus auf der Demo wardt. Ich bin nämlich obdachlos und Ihr seid Arschlöcher. Darüber hinaus seid Ihr noch größere Arschlöcher als alle anderen, weil ihr mir gar nicht helfen wollt. Ihr seid die größten Arschlöcher von allen, weil ich hab Euch die ganze Zeit vertraut.“
Arthur sucht nach der „ganzen Zeit“ und schaut dabei auf seine Uhr. „Wir wollen Dir schon gerne helfen, aber wir wollen auch gemeinsam hier auf dem Hof mit vielen Leuten das Haus falten, dann die Straße entlang „protestmarschieren“, um darauf hinzuweisen, das man kreativ seine Stimme erheben kann“, das wäre schließlich der nicht zu unterschätzende Sinn dieser Aktion: „Danach stellen wir Dir das Haus gerne in den Park“, höre ich mich Wolfgang hinterher argumentieren, der nur sein eigenes Argument: „Ihr seid die allergrößten Arschlöcher von allen!“, in alle Richtungen brüllend gelten lässt.
Etwas mitgenommen und stehen gelassen zugleich, schicken wir uns mehr oder weniger benommen an, das Haus zu falten. Was sollten wir auch sonst tun? „Na dann. Los geht’s!“ meint Tommi.
Arthur meint: „Machen wir. Wir falten für eine bessere Welt.“
Lenny pflichtet bei: „Wobei das Falten auch immer komischer wird.“
Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich eine Demo für eine Stadt ohne Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen ein Menschenrecht ist und fordern Wohnungen für alle.“ Das Haus sieht schließlich etwas mitgenommen und auf dem Hof der Brauwelt etwas stehen gelassen zugleich aus…

Samstag, 07.09.2024 um 15 Uhr – Der Elefant im (Straf-)Raum. Zweiter Teil

Wir treffen uns wieder an der Brauwelt auf dem Hof der Sünner Brauerei zum Biertrinken, als Tommy plötzlich mit dem Fahrrad angerauscht kommt und meint: „Moin. Wir haben überall Bewegungsmangel, Arthrose und Gelenkschmerzen der Ohnmächtigen. Ihr Müsst was tun!“
Arthur meint: „Machen wir. Wir trinken für eine bessere Welt.“
Lenny pflichtet bei: „Wobei das Bier auch immer teurer wird.““
Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich ein Fußballspiel von Borussia Kalk gegen den Dürener SV gegen Bewegungsnotstand, Arthrosewucher und Fußfäule. Die weisen daraufhin, das Bewegung ein Menschenrecht ist und fordern Fußball für alle.“
Arthur staunt über Wortklauber-, Klugscheißer-, und Besserwisserei seines Freundes Bela, Lenny kramt eine Faltanleitung für ein Fußball-Museum aus seiner Hosentasche, und erklärt, die sei mit der letzten Wäsche mit gewaschen worden, aber noch lesbar, Tommy ruft: „Na dann. Los geht’s!“
Als Christiane plötzlich wie aus dem Nichts auftaucht und behauptet: „Wir haben heute nämlich keine Demo für eine Stadt ohne Armut vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung. Die weisen auch nicht daraufhin, das Wohnen mal ein Menschenrecht war und fordern keine Wohnungen für alle. Ihr müsst nichts tun!“, meint Arthur: „Machen wir. Wir trinken für eine bessere Welt.“
Lenny pflichtet bei: „Wobei das Bier immer teurer wird.“
Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich ein Fußballspiel von Borussia Kalk gegen den Dürener SV gegen Bewegungsnotstand, Arthrosewucher und Fußfäule. Die weisen daraufhin, das Bewegung ein Menschenrecht ist und fordern Fußball für alle.“
Arthur staunt weiter über Wortklauber-, Klugscheißer-, und Besserwisserei seines Freundes Bela, Lenny steckt die Faltanleitung für ein Fußball-Museum wieder in seine Hosentasche, und erklärt, die sei mit der letzten Wäsche mit gewaschen worden und deswegen nicht mehr lesbar, Tommy ruft: „Na dann. Los geht’s!“
Jetzt müsste eigentlich langsam Wolfgang aus dem, wie hieß das noch?, „noch Nichtser“ auftauchen, wähne ich mich im seltsamsten „Déjà vü“ von Köln, um das mit der Demo bis zum Erbrechen am letzten Wochenende zu wiederholen. Als dieser völlig überraschend fern bleibt, um seine Aussage: „Die haben heute hier nämlich eine Demo für meine Stadt ohne meine Armut vom Aktionsbündnis gegen meine Wohnungsnot und meine Stadtzerstörung. Die weisen daraufhin, das Wohnen mein Menschenrecht ist und fordern eine Wohnung für mich. Ich hab Euer Plakat gesehen. Ihr müsst was für mich tun!“, zu wiederholen.
„Irgendwas stimmt hier mit der Zeit nicht!“, höre ich mich gerade vor mich hin murmeln, als alle anderen behände das Haus geschultert auf drei bereitstehende Hunde stellen, um das Haus über große Umwege durch Kalk zum Fußballplatz von Borussia Kalk zu rollen. Die Hände vom scharfkantigen Papier zerschnitten, die Trippelschritte der überfrachteten Häuslebauer, damit das Haus im Gleichgewicht durch die Straßen schlingert, an Pina Bausch in ihren besten Zeiten erinnernd, wird mit dem gefalteten Haus doch noch für eine Stadt ohne Armut mit dem Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung demonstriert. Das Papphaus weist gerade daraufhin, das Wohnen ein Menschenrecht ist und fordert Wohnungen für alle, und wird gerade quer durch Kalk zum Fußballspiel von Borussia Kalk gegen den Dürener SV gegen Bewegungsnotstand, Arthrosewucher und Fußfäule gerollt, um daraufhin zu weisen, das Bewegung ein Menschenrecht ist und um Fußball für alle zu fordern, als Thorsten aus Brandenburg an der Havel anruft und berichtet, dass ihn die lokale Wohnungsbaugenossenschaft trotz 100% Behinderungsgrad aus seiner Wohnung geschmissen hat, und er jetzt auf der Straße leben müsse: „Die Wohnungsbaugenossenschaften waren mal gemeinnützig. Das war einmal!“ Ich traue meinen Ohren nicht und verspreche, bei allem Humor in diesem Text wie bei aller Freude und glücklichen Fügungen in meinem eigenen Leben diese Dinge nicht für mich zu behalten, sondern die Information zu verbreiten, dem ich mit diesem Text hier gern nachkomme. Als ich von Thorsten aus Brandenburg berichte, weiß Christiane Ähnliches von Kölner Wohnungsbaugenossenschaften zu berichten. Einen kurzen Moment überlegen wir, das Papierhaus nach Brandenburg zu rollen oder besser vor die Türen der Kölner Wohnungsbaugenossenschaften, als plötzlich einer der Hunde schlapp macht…

Wie aus der Steigerung von Nichtser und als hätte man sich in Windeseile abgesprochen sind alle Aktionsstände und Demonstrationsteilnehmer von letztem Wochenende wieder auf der Straße. „Irgendwas stimmt hier mit der Zeit nicht!“, höre ich mich gerade vor mich hin murmeln, als Tommy sich in einer Zeitschleife gefangen sieht, dafür aber keine Zeit hat, da er uns den Weg mit seinem Fahrrad Freischneisen muss, damit das Papierhaus über möglichst wenig Zehen der zahlreichen Demonstranten von letzter Woche rollt.
Arthur glaubt: „Wir haben zu viel für eine bessere Welt getrunken!“.
Lenny pflichtet bei: „Das Bier wird auch immer teurer und schmeckt auch immer komischer“. Tommy rauscht mit seinem Fahrrad durch die Menge und meint: „Egal. Hauptsache: Los geht’s!“ Als wir am Stand vom „Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung“ ankommen, werden wir mit den Worten: „Das seid Ihr ja endlich. Nur eine Woche zu spät!“, angemessen freudig begrüßt. „Irgendwas stimmt hier mit der Zeit nicht!“, höre ich mich gerade vor mich hin murmeln, als Tommy meint: „Wir müssen schnell weiter zum Fußballspiel von Borussia Kalk gegen den Dürener SV gegen Bewegungsnotstand, Arthrosewucher und Fußfäule. Die weisen daraufhin, das Bewegung ein Menschenrecht ist und fordern Fußball für alle“, und wir müssten dort zu diesem Anlass selbstverständlich ein Fußball-Museum errichten. Am Stand des „Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung“ wird noch schnell das „Aktionsbündnis gegen Bewegungsnotstand, Arthrosewucher und Fußfäule“ gegründet und auf dem Gelände von Borussia Kalk ein dazu gehöriger Aktionsstand gesucht.
Tommy vermisst die vielen angekündigten Teilnehmer, die schon in den Tagen und Wochen zuvor auf den sozialen Medien über das längst überfällige Fußball-Museum von Borussia Kalk, dem zweiten Fußball-Museum nach dem ersten in Borussia Dortmund, berichten. Als nach 30-minütiger Verspätung immer noch niemand der angekündigten Falt- und Fußballexperten auftaucht, und sich niemand der Zuschauer, außer Larissa, bereit erklärt, beim Falten des Fußball-Museums mitzu… äh -falten, erklärt Larissa, sie sei mehr an Elefanten interessiert. Dafür gebe es auch einen Grund, nämlich: Es gebe derzeit und für den Rest der Zeit dermaßen viele Krisen, Krisengebiete und -herden auf der Welt, das sie sich um alle beim besten Willen nicht kümmern könne. Deswegen würde es auch überhaupt keinen Sinn mehr machen, hier ein Papierschiffchen zu falten, dort und Häuschen und wieder zurück im Hier und Jetzt ein Fußball-Museum für Borussia Kalk, auch wenn ihr Sohn hier gerade für Borussia ein Tor geschossen hätte. Selbst wenn Ihr Sohn jetzt als Torschütze ins Borussia Kalk-Museum käme, würde ihr das nichts, naja, kaum etwas bedeuten. Einzig und allein, Elefanten blieben noch als sinnvolle Tätigkeit übrig.
Auf die Frage: „Warum?“ antwortet sie: „Warum nicht!“, „Leuchtet ein“, gibt der Vorsitzende von Borussia Kalk auch noch seinen Senf auf seine mitgebrachte Bratwurst, die sich gerade von hinten ins Gespräch dazu schmuggelt. „In Zeiten des Totalistarismus sind ja auch Diskussionen nicht mehr so „in“, etwas aus der Mode gekommen und quasi nicht mehr en vogue“, versucht der große Vorsitzende sich, seiner Bratwurst und seiner Unlogik mit einem Dreiklang künstlich mehr Gewicht zu verleihen. Im Hintergrund parlieren die vor lauter nach Kalk importierter Allgemeinbildung strotzenden Lenny, Arthur und Bela gewieft über den offenbar verloren gegangenen Sinn sinnvoller Tätigkeiten und sehen diesen eher als im Reich sinnloser Tätigkeiten oder in Kalk verortet, was sowohl als auch eine fundamentale Zeitenwende bedeuten würde. „Liegt des Leben’s Sinn nun im Sinnlosen oder in Kalk?“ wird inzwischen innerhalb der kleinen, wenn auch größer werdenden Elefantenherde, die sich in der Fußballspielpause um uns herum versammelt hat, gerätselt. Darüber würden ja auch ohnehin inzwischen alle Mann bzw. Aliman nachdenken. „Kalk!“ ruft Tommi dazwischen und will eine Runde Getränke schmeissen. Er würde gern Getränke holen. „Ihr könnt ja schon mal anfangen zu falten“, ruft er laut, bevor er seinen Ton auf ganz leise dreht, sodass kaum einer die Fortsetzung: „… oder auf mich warten, bis ich mit den Getränken zurück bin“ versteht.
Arthur meint: „Machen wir. Wir trinken für eine bessere Welt.“
Lenny pflichtet bei: „Wobei das Bier auch immer teurer wird.“
Bela ergänzt: „Wir haben heute hier nämlich ein Fußballspiel von Borussia Kalk gegen den Dürener SV gegen Tierleid, Massentierhaltung und Fleischkonsum. Wir weisen daraufhin, das Tierleben ein Menschenrecht ist und fordern Elefanten für alle.“…
Der Mao von Kalk bietet Larissa einen Job als 2. Vorsitzende an, die das dankend annimmt. Allerdings müsse vorher noch der Elefant gefaltet werden.

 

 

NEOKunsthalle Göppingen

Temporäre Installation
Bahnhofsvorplatz, Göppingen | 2024

 

B A U T A G E B L O G G – 1. Akt Vorbereitung „NEOKunsthalle Göppingen“

18.12.2023 Besuch der Kunsthalle Göppingen mit Ortsbegehung und Besichtigung des Stadtmuseums, des Kornhauses wie verschiedener Plätze und Parks bzgl. seiner bzw. ihrer Eignung für öffentlichkeitsinvolvierende Kunstprojekte. Inspirierende Wirkung entfaltet der Erfindergeist der Göppinger in Form von Märklin, der Miniaturseidenstickerei, origineller Kochbücher etc., nachzuvollziehen im Stadtmuseum Göppingens.

18.01.2024 Nächster Besuch der Kunsthalle mit weiterer Ortsbegehung und wiederholter Besichtigung des Stadtmuseums, des Kornhauses wie verschiedenerer Plätze und Parks bzgl. seiner bzw. ihrer Eignung für öffentlichkeitsinvolvierende Kunstprojekte. Noch inspirierendere Wirkung entfaltet der Erfindergeist der Göppinger in Form von Märklin, der Miniaturseidenstickerei, origineller Kochbücher etc., wieder nachzuvollziehen im Stadtmuseum Göppingens.

18.02.2024 Übernächster Besuch der Kunsthalle mit noch weiterer Ortsbegehung und wiederholterer Besichtigung des Stadtmuseums, des Kornhauses wie verschiedenster Plätze und Parks bzgl. seiner bzw. ihrer Eignung für öffentlichkeitsinvolvierende Kunstprojekte. Inspirierendste Wirkung entfaltet der Erfindergeist der Göppinger in Form von Märklin, der Miniaturseidenstickerei, origineller Kochbücher etc., immer noch nachzuvollziehen im Stadtmuseum Göppingens.

18.03.2024 Überübernächster Besuch der Kunsthalle mit weitester Ortsbegehung und wiederholtester Besichtigung des Stadtmuseums, des Kornhauses wie verschiedener Plätze und Parks bzgl. seiner bzw. ihrer Eignung für öffentlichkeitsinvolvierende Kunstprojekte. Inspirierendste Wirkung entfaltet immer noch der Erfindergeist der Göppinger in Form von Märklin, der Miniaturseidenstickerei, origineller Kochbücher etc., immer nachzuvollziehen im Stadtmuseum Göppingens. Die „höheren Mächte“ treffen die Entscheidung, diesen in Form eines Denkmals abzubilden.
14 Uhr zufälliger Besuch bei der Fa. Seyfert und seines Chefkonstrukteurs Andreas Wahl. Herr Wahl erklärt zunächst seine Urlaubsbereitschaft nach intensivster Forschung und Entwicklung dreier Pappsteinmodelle, die er genauso begeistert vorstellt, erklärt und die jeweiligen Besonderheiten erläutert, wie der Künstler sein Vorhaben, die Kunsthalle Göppingens damit aus Pappe nachbauen zu wollen. Der vom Ingenieur Andreas Wahl favorisierte Pappstein A stellt sich als besonders praktikabel heraus. Der Künstler erklärt seine Hochachtung vor dem Erfindergeist Andreas Wahl, der Erfindergeist seine Missachtung gegenüber der Uninspiriertheit des auftragegebenden Künstlers, dieser solle sich doch endlich mal an den Modellbau machen, um der Fa. Seyfert die finalen Maße des Pappmonumentalbauwerks, die finale Stückzahl und die Dachkonstruktion durchgeben. Der Künstler wünscht sich und Herrn Wahl einen angenehmen Urlaub.

28.03.2024 Einblick in die Konstruktionsbücher des Planungsbüros der NEOKunsthalle Göppingen und Ausblick auf die Durchführung des Projektes im Stadtraum Göppingens. Der Bahnhofsvorplatz erweist sich im Gegensatz zum Rathausplatz und dem Kornhausplatz als besonders schwierig für eine Durchführung des Projektes und schafft es gerade deswegen neben dem Aldi-Parkplatz in die engere Wahl. Neben dem Aspekt des Transits und den Reiseabsichten der Passanten, erweisen sich das leichte Gefälle des Platzes zum Ablauf des Regenwassers wie die architektonische Umgebung als städtische Problemzonen und als mit dem Bau der NEOKunsthalle in Konkurrenz stehend. Gerade deswegen fällt die Wahl auf den Bahnhofsvorplatz.

08.04.2024 Bericht aus der Modellbauwerkstatt der NEOKunsthalle Göppingen. Entwicklung kleiner Pappsteinmodelle auf einwelliger Wellpappe in 3 Millimeter Stärke im Maßstab 1:10. Neben der Entwicklung von nuklearen Papierwaffen als Beitrag für weltweite Friedensverhandlungen entwickelt sich das Projekt NEOKunsthalle Göppingen zusehends zum zentralen Anliegen der Werkstatt. Insbesondere die kommunikative Ebene bekommt mehr und mehr ein arbeitstagesfüllendes Volumen, da sich mehr und mehr Schulen, städtische Einrichtungen wie die Lebenshilfe e.V. u. A. für eine Beteiligung und Kooperation interessieren. Gespräche mit der Feuerwehr bzgl. Brandschutz und Untersuchungen bzgl. der Brennbarkeit von Pappsteinen füllen verständlicherweise virtuelle online-Konferenzen wie wirkliche Begegnungen mit städtischen Behörden und persönlichen Bedenkenträgern vor Ort…

09.04.2024 09.24 Uhr Anruf eines im deutsch-mit-österreischischem-Akzent-sprachigen Raum nicht ganz unbekannten Musikers. Er hätte gehört, es würde in der Nähe von Stuttgart ein Museum aus Pappe gebaut. Er fragt, ob das hallenartige Gebäude auch als Auftrittsort für Musiker und als Konzertveranstaltungsort in Frage käme? Er plane gerade eine größere Tournee durch die großen Konzertsäle Süddeutschlands. Etwas überrascht erläutere ich das Bauvorhaben als ephemeres Gemeinschaftsprojekt mit bewusst unsicherer Perspektive bzgl. seiner Stabilität, Wetterfestigkeit und damit auch seiner Nutzbarkeit…
Er behauptet, gerade das sei doch interessant, genau deswegen sei er interessiert und gerade genau deshalb wolle er unbedingt dort auftreten, notfalls auch auf einer Ruine.
11.47 Uhr Anruf eines im süddeutschsprachigen Raum nicht ganz unbekannten Musikers. Er hätte gehört, es würde in der Nähe von Stuttgart ein Museum aus Pappe gebaut. Er fragt, ob das hallenartige Gebäude auch als Auftrittsort für Musiker und als Konzertveranstaltungsort in Frage käme? Er plane gerade sowieso eine größere Tournee durch die großen Konzertsäle Österreichs. Etwas irritiert nicht nur über die Verortung Göppingens erläutere ich das Bauvorhaben als ephemeres Gemeinschaftsprojekt mit bewusst unsicherer Perspektive bzgl. seiner Stabilität, Wetterfestigkeit und damit auch seiner Nutzbarkeit. Er behauptet, gerade das sei doch interessant, genau deswegen sei er interessiert und gerade genau deshalb wolle er unbedingt dort auftreten, notfalls auch auf einer Ruine.
14.03 Uhr Anruf eines im deutschsprachigen Raum nicht ganz unbekannten Musikers. Er hätte gehört, es würde in der Nähe von Stuttgart ein Museum aus Pappe gebaut. Er fragt, ob das hallenartige Gebäude auch als Auftrittsort für Musiker und als Konzertveranstaltungsort in Frage käme? Er plane gerade sowieso eine größere Tournee durch die großen Konzertsäle Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Etwas irritiert nicht nur über die öffentliche Bekanntheit des doch gerade erst in der Planungsphase befindlichen Projekts erläutere ich das Bauvorhaben als ephemeres Gemeinschaftsprojekt mit bewusst unsicherer Perspektive bzgl. seiner Stabilität, Wetterfestigkeit und damit auch seiner Nutzbarkeit. Er behauptet, gerade das sei doch interessant, genau deswegen sei er interessiert und gerade genau deshalb wolle er unbedingt dort auftreten, notfalls auch auf einer Ruine…

18.04.2024 13.41 Uhr Anruf eines eingebildeten Künstlerkollegen aus dem „Großraum Stuttgart aus dem Großraumbüro des überhaupt größten Künstlerateliers des Schwabenlandes“. Er behauptet, das ohne Bauschild auf dem Bahnhofsvorplatz niemand auf das Projekt, das er ja gern auch außerhalb seines Großraumbüros bewerben würde, aufmerksam werden würde. Mein Hinweis, das ich mir immerhin aus diesem Grund statt der Errichtung eines Bauschildes die Mühe der Einrichtung eines Baustellentagebloggs gemacht habe, wird mit der Bemerkung kommentiert, dass das doch inzwischen jeder könne, während das Aufstellen eines Bauschildes entweder mangels Genehmigung ein besonders couragierte Akt der bildenden Kunst oder mangels Courage „eine Genehmigung der besonderen Art“ erforderlich gewesen sei. Ich behaupte, in meiner Portokasse nachzusehen, ob ein Bauschild im Bereich der couragierten Möglichkeiten liege. Mit der Frage, ob der Anrufer ein Bestechungsgeld für die „Beschleunigung“ des Genehmigungsverfahren aus seiner bestimmt geräumigeren Portokasse seines Großraumbüros beisteuern möchte, endet das Gespräch abrupt.

B A U T A G E B L O G G – 2. Akt Aufführung „NEOKunsthalle Göppingen“

TAG 1: Der perfekte Tag
05:48 Uhr Ich schaue auf die Wetterapp meines Telefons: Es regnet.
06:13 Uhr Ich schaue aus dem Fenster meines Zimmers: Es regnet tatsächlich.
06:38 Uhr Ich schaue aus dem Fenster des Frühstücksraumes: Es regnet noch immer. Was sonst?
07:23 Uhr Ich verlasse das Hotel: Es regnet immer noch: Was tun?
7:31 Uhr Baubeginn auf dem Bahnhofsvorplatz in Göppingen. Es regnet…, äh, nicht(?). Mein Rückenschmerz, der sich am Wochenende eingestellt hat und bis ins Bein ausstrahlt hat, liess mich krumm schief aus dem Bett steigen und zum Bauplatz der NEOKunsthalle humpeln. Dort sind bereits mehr als alle versammelt, die sich dort versammeln sollen. Die Freude ist genauso groß wie die leichte Nervosität zu Beginn dieses leicht waghalsigen Projektes wie das Mitgefühl für meine krumme Körperhaltung. Bei der Begrüßung kommt sogar für einen sonnigen Moment der Mond heraus. Den hat man schon so lange nicht mehr gesehen, man könnte ihn sogar mit der Sonne verwechseln. Inzwischen weiß man ja nicht mehr, ob es gerade Tag oder Nacht ist, nur eins ist immer gewiß, es regnet. Seit 8 Monaten regnet es aus dem einheitlich grauen Himmel auf die Menschen herab, als hätte man nicht schon genug davon hier auf der Erde. Vom wunderbaren Team der Kunsthalle sind auch schon Allefrau und -mann vor Ort. „Was machen wir, wenn’s regnet?“, fragen Melanie, Veronika, Eva und Amelie wissbegierig mit einer Prise leichter Besorgnis aus ihren fröhlichen Augen. Meine westfälische Redeblockade erlaubt mir noch keine Antwort. Die kommt stellvertretend von Achim, der behauptet: „Pause!“ Hagen Betzwieser, der wie immer gewohnt eifrig seine Kameraequipment aufbaut und ebenso gut gelaunt mitteilt, das es erst ab Mittag regnen werde, weswegen man doch jetzt zügig zur Sache kommen könne, er habe bereits alle Kameras „on“, ist auch schon auf der Baustelle. Achim und Fabian legen schon munter die Holzplanken aus und schneiden diese auf die entsprechende Länge. Als ich mich bei den Anwesenden für die 1-minütige Verspätung entschuldige, schauen alle, als wäre ich eher einen ganzen Tag zu spät. Als ich verkünde, das es je jetzt endlich losgehen könne, schauen alle gerade so, als hätten sie schon etliche Arbeitsstunden in meinem Rücken. Als auch schon die gutgelaunten Kamera- und Radioteams der lokalen Medienanstalten die „Arbeitsbühne“ der NEOkunsthalle betreten, behaupten diese, sie freuten sich sehr auf die Grundsteinlegung, aber hätte die nicht eigentlich schon gestern stattfinden sollen? „Äh, eigentlich nicht!“, spüre ich im Kontrast zu meinen Worten einen leisen Zweifel an ihnen meinem unteren Rücken die Wirbelsäule hinauf steigen, wo die Lebensfreude darüber, etwas zwar verzögert, aber nicht gänzlich vergessen zu haben, meinen Körper wenigstens etwas zu begradigen scheint. Ich stammele entschuldigend sowas wie, ich hätte kaum geschlafen vor lauter Gedanken darüber, womöglich nicht nur die Baupläne zuhause auf dem Schreibtisch liegen gelassen zu haben, sondern auch die Antwort auf die Frage, was man mache, wenn es mal nicht regnet, als die Frage: „Was machen Sie eigentlich, wenn es regnet?“, vom sympathischen Mann vom SWR-Radio, erneut gestellt wird. Meine Antwort überspielt hoffentlich die mit der mehrfachen Wiederholung dieser bestimmt sinnvollen Frage steigende Nervosität. Ich behaupte, das wir uns von solchen Kleinigkeiten ganz und gar nicht beeindrucken liessen, beobachte aber dabei den mit der schlecht gespielten Zuversicht steigenden Schmerz im Lendenwirbelbereich.

Als die Göppinger Bürgermeisterin Frau Cobet auf den Baustellenbrettern, die die Welt bedeuten, erscheint und kurz den Ablauf der Grundsteinlegung besprechen will, eröffnet auch sie das Gespräch mit der Frage, was man denn eigentlich mache, wenn es regnete? Genauso geschickt wie ihr doppelter Konjunktiv, behauptet Veronika Adam, man komme dann direkt ins Rathaus und müsse womöglich den ihr in Kürze zu überreichenden Grundstein, den alle Beteiligten zuvor zu unterschreiben hätten, wieder zurückfordern und verbauen. Wir hätten dann womöglich nicht ausreichend wetterfestes Baumaterial:) Als die Grundsteinlegung wie die letzte dunkle Regenwolke an uns vorbei- wie vorüberzieht, fängt es doch endlich wieder an zu regnen und wir können uns unendlich darüber Gedanken machen, was wir eigentlich machen, wenn es nicht regnet?
Johannes und Hendrick schlagen vor, auschließlich nur zu bauen, wenn es regnet, damit der im Projekt verankerte und veranschaulichte Widerspruch zwischen dem Material „Wellpappe“ und dem uns derzeit so beherrschenden Element „Wasser“ so deutlich wie möglich zu Tage trete. Der Künstler behauptet, sie hätten das Projekt womöglich falsch verstanden, Amelie wünscht: „Na dann gute Nacht!“, Hagen Betzwieser meint: „Ein perfekter Tag!“

TAG 2: „Wo Maurerschnur?“
08:01 Uhr Auf der Baustelle sind bereits Amelie und Hendrik. Interessanterweise fehlen ausgerechnet noch die Teammitglieder, die gestern dafür stimmten, heute schon etwas früher zu beginnen, um heute möglichst weit zu kommen mit dem Baufortschritt, damit der Bau heute möglichst weit voranschreitet, um heute viele Steine zu vermauern, damit weniger Steine noch zu vermauern sind, um alles vorbereitet zu haben für die heute zu erwartenden Schulklassen, damit wir gut gerüstet die Schüler beschäftigen können, um in den nächsten Tagen nicht in Zeitdruck zu kommen, damit wir nicht zu sehr unter Zeitdruck stehen, um damit, umdamit umdamitumdamu. Was soll dieser letzte Satz eigentlich bedeuten, fragt ein Leser, der das hier lesen muss? „Muss man ja nicht“, entgegnete ich.
Auf der Baustelle haben alle bereits Anwesenden Verständnis für alle noch Abwesenden. Als Grund wird ein möglicher Muskelkater wegen des Schleppens der leichtgewichtigen Pappsteine von Hendrik ins Feld geführt, über einen möglichen Knoten in den Fingern beim Falten der Hände spekuliert Thomas, eine mentale Überfaltung des Hypocampus hält Amelie für wahrscheinlich. Um 9:20 Uhr erreichen 42 Schüler und 4 Lehrerinnen die Baustelle der NEOKunsthalle, nehmen auf den Bänken Platz und behaupten, sie hätten noch keine Zeit zum Falten, man müsse erst die Pausenbrote verzehren. Johannes fragt nach dem Pausenbrotbelag, die Erstklässler behaupten wegen uns ihr Brot nicht einfach Brechen zu können, überhaupt habe man einen nicht ganz so leichten Tag, bestätigen die Lehrerinnen. Ich pflichte bei mit dem Hinweis, das man exakt aus diesem Grunde vom auf dem Bau üblichen Werkstoff Stein auf Pappe umgestiegen sei. Die allgemein vermisste Leichtigkeit verfliegt, als nach kurzer Einweisung in die Geheimnisse des Pappsteinfaltens, alle Schüler in wuseliges Chaos hinein knicken, kreuz und quer über die Baustelle und darüber hinaus falten und die Pappsteine in den Himmel hinauf mauern. Eine dynamische Faltgemeinschaft zwischen rundlich gefalteten Pappsteinecken, gerundeten Faltkanten und gebrochener Pappwelle entsteht und bleibt für interessante 2 Stunden beieinander, bevor der erste Schüler Pippi muss, die nächste Schülerin die leimgebadeten Hände zum Pausenbrot verschmausen verwendet und Udai seine Mutter vermisst.

Als ein älterer Syrer durch den Zaun: „Ich nix verstehen Deutsch, aber Kunst gut!“ Mit dem Daumen nach oben gerichtet ruft, kann eigentlich außer angemessen schief stehenden Mauern nix mehr schief gehen. Als dann noch ein rumänischer Bauarbeiter im Eingangsbereich zur NEOkunsthalle die wie an der Schnur verzogenen Mauer inspizierend fragt: „Wo Maurerschnur?“, glaube ich sogar an die Stabilität des heutigen Wetters. Als dann auch noch am Nachmittag die Schüler der sechsten Klasse der örtlichen Realschule meinen Rat, nicht mit zu falten, um stattdessen einfach auf der Bank sitzen oder liegen zu bleiben, um sich endlich mal auszuruhen, eher zu chillen und weder zu falten noch mauern, nicht befolgen, um stattdessen engagiert alle Wände des Gebäudes um ein paar Pappsteinreihen zu erhöhen, besteht Grund genug zur Annahme, den lokalen Gemeinschaftsgeist, der in der Vergangenheit das schwäbische Mittelstandswunder hervorgebracht hat, endgültig reaktiviert zu haben…

TAG 3: „Nicht von Pappe.“
08:01 Uhr Auf der Baustelle regnet’s, sonst auch. Der freundliche und das Projekt unterstützende Gerüstbauer Herr Kurz bringt noch kürzererhand zwei Rollgerüste auf die Baustelle. Ich frage, ob er kürzesterhand Hilfe dabei benötige. Er winkt mit den Worten, das machte er mit links, ab. Ich winke mit rechts zurück. Am Bahnhof wird vor Freude beidhändig lang gewunken, als sich auf der Baustelle etwas tut und Herr Kurz die Rollgerüste aufstellt. Wir verlegen die Faltworkshops kurzerhand in die Kunsthalle Göppingen, die dort mit 30-minütiger Verspätung anfangen. Als Grund dafür wird über die Bahnhofslautsprecher, das schlechte Wetter am Bahnhof Stuttgart 21 angegeben.
09:10 Uhr Anrücken von 27 Schülern der 4ten Klasse. Afra fragt, was wir heute machen, ich erkläre: „Falten!“. Mustafa meint: „Kannste knicken“.
09:30 Uhr Nach einer kurzen Einführung in die Geheimnisse der Kunst des Papierschiffchenfaltens werden weiter Unmengen an Pappsteinen aufgefaltet, die sofort zu eigenen Zimmern zusammen gesetzt und aufgemauert werden. Mustafa fragt, ob er eine Pappklingel anbringen könne, Chiara meint, in ihr Zimmer dürften nur Mädchen. Alession will gleich in sein neu erbautes Haus einziehen, Kaan möchte eine Dachpappe auf seinem Haus anbringen, Chiara will ihr Zimmer mit nach Hause nehmen, Güntog will am liebsten hierbleiben, wir einigen uns aufs Wiederkommen.

14:35 Uhr Besuch des Seniorenheims „Sternenquartier“. Wir berichten ausführlich vor versammelten Klientenschaft von einer Kunstaktion, die den separativen Tendenzen in Politik und Gesellschaft mit integrativer und inklusive Arbeit begegnet und als Vorschlag für die Kunft der Zukunst in Form eines Kunsthallegebäudes aus Pappe vorübergehend wie exemplarisch in Stellung bringt. Renate nickt zustimmend und meint, sie wolle lieber Pappnasen falten, Annemarie schüttelt mit dem Kopf nach Renates Bemerkung, Volker fragt, wann es endlich losgehe, Frau Tapoletti will den Stein signieren, bevor der Knick in ihrer Pupille die Pappsteine auf unscharf stellt, die Laberwatschel erklärt, wir wären hier nicht im Pappaltenheim und von hinten ruft Frau Bahren, wir „Falten mit den Alten“. Als ich erkläre, der Pappstein sei von einem sehr schlauen Mann, namens Andreas Wahl von der Firma Seiferth entwickelt, staunt Volker und die Laberwatschel aus Kasachstan fragt, ob es nicht besser wäre, wenn der nicht an unserer Stelle mal vorbeikäme? Der Mann sei offensichtlich nicht von Pappe. Ich rücke dessen Telefonnummer raus, damit man sich leichter verabreden könne. In Windeseile sind 50 Steine gefaltet, die morgen auf der Baustelle der NEOKunsthalle verbaut werden können, so die Wettergötter wollen.
Volker eilt noch behände bzw. bebeine hinter uns her und verabschiedet uns angemessen mit einem Wort von Friedrich Rückert:

Willst du, daß wir mit hinein
In das Haus dich bauen,
Laß es dir gefallen, Stein,
Daß wir dich behauen.

TAG 4: „soviel Wasser wie seit 143 Jahren nicht“
07:33 Uhr Anruf der Rektorin der Schule der Schüler, die gestern so eifrig Steine gefaltet haben. Wir möchten doch bitte schleunigst die Fotos aus dem Bautageblogg herausnehmen, auf denen Adam und Eva zu erkennen sind. Wir hätten keine Genehmigung der Eltern, das die Kinder fotografiert werden dürften. Ich muss also zurück aus der Kunsthalle, die ich gerade im Begriff bin zu betreten in mein Gästezimmer in der Stadt, um dort meinen gestrigen Bloggbeitrag noch schnell zu korrigieren, bevor die nächste Schulklasse zum Steine falten erscheint.
09:37 Uhr Über 40 Schüler betreten den Ausstellungsraum in der Kunsthalle, um kleine wie große, einsame wie gemeinsame Falterlebnisse zu sammeln.
12:43 Uhr Ein Mann kommt mit dem Aufzug aus dem zur NEOkunsthalle gehörigen Parkhaus hinauf gefahren und verlässt die gläserne Kabine, nachdem er eine Weile das Treiben auf der Baustelle beobachtet hat mit den Worten: „Ist das Pappe? Was soll das? Das wird doch nass, oder etwa nicht?
Sein Begleiter ergänzt: „ Habt Ihr zuviel Geld, oder was?

15:42 Uhr Ich komme zurück von einem Ausflug in die Welt der Baden-Württembergischen Baumärkte mit einem Baumarkterlebnis der besonderen Art, einem Eimer Leim und ausreichend Abdeckfolien im Gepäck. Im Baumarkt hatte es zum Glück nicht geregnet, dennoch schienen die Baumarktbesucher von heute nicht gerade vom Glück verfolgt zu sein. Einem polnischen Handwerker fehlt seit kurzer Zeit ein Finger, so sein Bericht am Kaffeeautomaten des lokalen Schraubengroßherstellers: „Der einfach weck. Aber, noch neun andere da“,seinem Arbeitskollegen fehlt schon länger ein Auge: „Nicht schlimm, ein Auge dafür besser sehen“. Wenige Meter entfernt humpelt ein einbeiniger Mann auf zwei Krücken zum Leiterregal, an der Kasse unterhalten sich zwei ältere Männer über lockere Schrauben im künstlichen Hüftgelenk. Der Kassierer wünscht einen guten Tag. Ich wüsste noch nicht, tue ich meinen Zweifel kund.
Auf der Baustelle begrüßen mich Petzi, die eifrig einen Pappstein nach dem anderen faltet, und Michael, der vorgibt, den Zeitungsartikel gelesen zu haben, und nun mal an den Pappsteinen schnuppern möchte. Er wird von Petzi an die Hand genommen und mit der Faltanleitung der Pappsteine, die der ja inzwischen zu lokaler Berühmtheit gelangte Andreas Wahl entwickelt hat, betraut. Als mir der Namen des gelehrten Faltingenieurs, dieses Überfliegers der Papiermaterialkunde und des Grandseigneurs der Wellpappgesellschaften gerade über die Lippen kommt, ist dieser prompt am Telefon und behauptet, er stünde gerade vor „seinem“ teilweise verhüllten Pappmonument. Der rote Papierrollenteppich wird schnell ausgerollt, um dieser hohen Persönlichkeit entsprechend einen angemessenen Empfang zu bereiten. Der erklärt vor versammelter, vom Regen bereits durchweichter und vom langen Arbeitstag auf der Baustelle ermüdeter Truppe, das der Stein ja deswegen so großartig sei, weil er ja in seiner großen Entwicklerweisheit und… äh, Tüftlergröße, ja extra eine „Doppelwandfaltung“ verwendet habe, die dem Stein sogar bei Regen höchste Stabilität verleihe, da der innere Kern vom Wasser nicht aufgeweicht werden könne, da die äußere Wand die Feuchtigkeit fernhielte. „Sein Stein“ sei quasi ein Wunderwerk. Er halte einiges aus, außer vielleicht einen Starkregen. So wie dieser hier… –
Als der einsetzende stürmische Wind Wahls Worte durch unsere Gehörgänge überraschend gemächlich in unseren Verstand segeln lässt, um ins vom hohen Besuch getrübte Bewusstsein zu tröpfeln und allmählich Vertrauen in das Vernommene zurückkehrt, kehrt ebenso langsam Leben in die anwesenden Körper zurück, die sich immer schneller in Bewegung setzen, um im Panikmodus angelangt zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Alles patschnass. Der beiseite geschobene Tüftler und im Rettungsweg gestandene Entwickler erklärt hinterher, das man extra keine Schmutzschicht auf die Pappe aufgetragen hätte, da das Drama doch ein wichtiger Bestandteil des Projektes sei, wenn er „sein Projekt“ richtig verstanden habe. Er liebe ja griechische Dramen. Die Kinnladen stehen offen, heraus kommt nichts. Uns fehlen die Worte, wie dem Wetter das Wasser, der Regen hat aufgehört. Es ist ja auch schon alles nass. Valentin erklärt, man müsse jetzt schleunigst die nasse Pappruine einpacken, um sie vorm Austrocknen zu schützen. Wer hat hier eigentlich was falsch verstanden?

TAG 9: „Die Frage aller Fragen“
9:18 Uhr Ein Herr in den mittleren 60ern kommt mit seiner Frau aus der Tiefgarage, die wohl extra unter der NEOkunsthalle gebaut wurde, witzelt Valentin, damit den vielen Leute, die aus dem Aufzug steigen, ein besonders herrlicher Blick auf das monumentale wie temporäre Pappbauwerk geschenkt werde. Man habe das eben schon früh vorher gesehen, das hier eines Tages etwas Weltbewegendes stattfinden werde, untertreibt Johannes. Hendrik meint: „Hoffentlich hält die Tiefgaragendecke dieser Belastung stand. Schließlich sei dieser Bau nicht von Pappe. Außerdem habe er gestern Abend viel gegessen, erklärt er sein heutiges Körpergewicht“. Veronika meint: „Wenn der Bahnhofsvorplatz wegen Hendrik in die Tiefgarage stürzt, falten wir den Leuten einfach neue Autos:)“. „Wir hätten die Wände doch besser aus Beton gegossen“, wirft Achim noch ein. „Dann würden auch nicht soviel Leute fragen, was wir machen, wenn’s regnet“, schmunzelt er über die so verständliche Frage vieler Passanten. Aber zurück zum Geschenk an die Leute. Denn wie es im Leben so ist, manche nehmen ja Geschenke nur ungern oder gar nicht an. So eröffnet der Herr, der seinen SUV soeben unter der Pappkunsthalle geparkt hat, aus dem Aufzug steigend das Gespräch mit der Frage, die inzwischen ganz Göppingen in Atem hält und viel Göppinger bis zu einem extra-Besuch auf dem Bahnhofsvorplatz umzutreiben scheint: „Was machen’s, wenn’s regnet?

Ich: „Dann wird’s vermutlich nass.“
Er: „Ja, aber ist doch Pappe, das wird dann ja nass.“
Ich: „Wenn nix Außergewöhnliches oder Übernatürliches passiert, haben Sie vermutlich recht.“
Er: „Warum machen’s denn das dann überhaupt?“
Ich: „Wir bauen für den Moment, nicht für die Ewigkeit.“
Er: „Sie bauen hier so a riesiges Gebäude für einen Moment? Und wer bezahlt das?“
Ich: „Zahlen Sie steuern? Falls ja, haben Sie das bezahlt.“

Die Frau des etwas unwirschen Mannes, der gerade nicht so genau weiß, was er sagen soll, wird von seiner Frau, die bisher ungläubig dreinschauend ihrem Mann nach dem soeben Gehörten eine kleine Pause gönnt, übernimmt die Fortsetzung des Gesprächs):

„Und wer räumt dann hier wieder auf und macht den Dreck weg?“
„Das machen wir, wenn Sie sich darüber beschwert haben, das die Pappe vom Wind durch Göppingen gepustet wird, vor Ihrer Haustür oder im Garten landet und Sie sich daran stören. Bevor das aber soweit ist, lassen Sie sich ganz kurz sagen, das von Ihren Steuergeldern bisher mehr als 400 Göppinger in die Lage versetzt wurden, an diesem zukünftigen Müll mitzuwirken. Viele davon sind Schulkinder, Jugendliche und Kindergartenkinder und Senioren vom „Sternenquartier“, die alle beinah kindlich erfreut darüber waren, dass sie endlich mal etwas mit ihren Händen zu tun bekamen und Erfahrungen machen, die auf Tatkraft, Geschicklichkeit und einer Prise Widersinn beruhen. Das konnten sie alle hier vor Ort einbringen, indem sie Pappsteine zum Teil im strömendem Regen gefaltet und gleich vermauert haben, wodurch wir überhaupt erst in die Lage kommen, jetzt schon den Dachstuhl zu bauen. Die Göppinger haben es tatsächlich geschafft, dieses, zugegebenermaßen, leicht waghalsige Projekt, soweit mitzutragen und zu -entwickeln, das wir tatsächlich bis zum Richtfest am kommenden Freitag fertig werden könnten. Aber man weiß ja derzeit nie, ob sich die Himmelspforten nochmals öffnen und sich die Wettergötter zum wiederholten Male einmischen wollen. Nun kommen aber sie hierher und finden eine Gelegenheit vor, Ihr Wissen über gesellschaftliche Zusammenhänge bzgl. Geldverwendung und -Verschwendung anzubringen und deuten an, das hier sei Steuergeldverschwendung und Müll. Vielleicht geben Sie mir doch Ihre Telefonnummer, dann gebe ich die mal ans Seniorenheim weiter, da können Sie sich dann erzählen lassen, wie die älteren Damen und Herren in kindlicher Freude bei diesem Schabernack in eine Lebendigkeit geraten sind, die schon allein dieses Projekt hier rechtfertigt. Aber Sie können denen ja was erzählen von ihrem großen Wissen über Geld, Geldflüsse und -sinnvolle Verwendung, das wahrscheinlich aus großer Steuergeldverwendungsweisheit geboren ist…

Die beiden stehen wie angewurzelt am Bauzaun, schlagen die Einladung zum Mitbauen nach der soeben erlebten Tirade genau wie die Einladung zum Richtfest am Freitag, den 12. Juli aus und müssen jetzt schnell noch was erledigen. Ich entschuldige mich für die deutlichen Worte, sollte ich übertrieben und etwas barsch reagiert haben. Ich erkläre, diese Frage werde selbstverständlich oft gestellt, ich könne leider nicht mit jedem ein solches Gespräch führen. Sie hätten jetzt offenbar die exemplarische Klar- und Richtigstellung erlebt. „Wir können es ja den anderen weitersagen“, scheint die nun lächelnde Dame ihren Humor entdeckt zu haben. Wir schieben die „Klarheit der Worte“ auf die „Klarheit des Wetters“, genau wie die Hitze dies hitzige Wortgefecht erst hervorgebracht haben möge. „Wir kommen vielleicht mit unseren Enkeln mal vorbei zum Falten“, geben die beiden vor. Ich bedanke mich für das womöglich etwas zu ausführliche Gespräch und erkläre meine Freude, sollten Sie tatsächlich zum Pappsteinefalten kommen.
15:28 Uhr Nach dem Besuch in der Stadt kommen die beiden nochmal zurück zur Baustelle und erzählen, wie sehr sie unter dem Bau ihres eigenen Hauses gelitten hätten. Sie hätten es gar nicht geniessen können, ihr Eigenheim zu bauen, da damit gleichzeitig ein Schuldenberg entstanden sei, der es ihnen offenbar unmöglich mache, einen Genuss bei der Betrachtung der Entstehung dieses Gebäudes aus Pappe zu empfinden. Ich erkläre, mich ebenfalls ganz gut auszukennen mit derlei Empfindungen und behaupte, exakt aus diesem Grunde solche Projekte überhaupt erst zu verwirklichen. Sie hätten soeben den Sinn solcher Vorhaben bestätigt und einen Schritt getan, zu dem ich Ihnen nur gratulieren könne. Dieser Perspektivwechsel sei schwierig und für viele unmöglich: „Das sollten sie bitte unbedingt weitererzählen!“

10. Juli: Und dann der Regen
5:38 Uhr Es ist Morgen, ich werde vom Regen geweckt, der auf Petzis Dach trommelt. Mein Bauch fühlt sich an wie eine Waschmaschine, in dem sich meine Gefühle überschlagen zwischen: „Oh nein, muss das jetzt auch noch sein?“, „Der Regen muss sofort aufhören!“ Und: „Ich muss jetzt aufstehen und zur Baustelle, um alles abzudecken“.
Tatsächlich kann ich gar nicht aufstehen, da meine Knochen und Muskeln zu sehr schmerzen von all der Anstrengung der letzten Tage. Ich habe keine Wahl, ich muss liegen bleiben und mich weniger wohl als übel den Gefühlen hingeben, die sich nun in so unangenehmer Weise aufdrängen. Die Kräfte reichten am gestrigen Abend nicht mehr aus, um alles angemessen vor dem zwar angekündigten, aber jetzt deutlich stärker ausfallenden Regen zu schützen. Wir können die der Gemeinschaft gebaute Kunsthalle in der inzwischen erreichten Dimension bei der Fragilität des Werkstoffes Pappe nicht mehr beschützen und müssen nun in Kauf nehmen, das sie der Regen schon heute mindestens massiv beschädigt oder sogar zerstört…

Ein paar Momente später legt sich die Verzweiflung und verwandelt sich mit zunehmender Dauer des anhaltenden Regens in Loslassen dessen, was sich ohnehin der Kontrolle entzieht, um doch noch mal in tiefe Trauer über den möglichen Verlust zu fallen, um wiederum in Schicksalsergebenheit überzugehen. Was haben wir nicht alles investiert, um am Freitag ein Richtfest eines Gebäudes zu feiern, das die Fragilität der Gesellschaft abbilden kann wie den Willen, den Kräften der Elemente zum Trotz, darauf zu bestehen, das wir Menschen in Gemeinschaft so vieles, vielleicht sogar Unmögliches bewirken können? Im sinnbildlichen Spannungsfeld von Erstaunen über die Wahnwitz, ein Gebäude aus Pappe in den nassen Sommer des Jahres 2024 zu bauen und zu behaupten, wir bestehen trotz aller Widerstände auf Zusammenhalt und Gemeinschaft bei allen politischen, wirtschaftlichen und religiösen Versuchen, die Menschen voneinander zu trennen? Wir können trotz allem eine Kunsthalle von unten nach oben bauen, um an Gründungsprozesse und Diskurse zu erinnern, die wir heute leichtfertig und umhinterfragt hinnehmen, weil es schon immer so gewesen ist. Wir ermutigen jeden, jenseits von Expertisen, besonderen Fähigkeiten und Titeln, sich freiwillig einzubringen, zu zeigen und am „Haus der künstlerischen Gemeinschaft“ mitzuwirken. Selbstverständlich schließen wir auch die höheren Mächte davon nicht aus. So ist der Regen womöglich ein Geschenk, exakt die Ingredienzie und Zutat, die das skulpturale Bild erst komplettiert und durch das Wasser des Himmels in Aufrichtigkeit, Authentizität und weit weg von Ideal, Illusion und Trugbild im Reich der Wahrhaftigkeit der Wirklichkeit platziert?

6:18 Uhr Textnachricht von Valentin: Oh weh, ich komm sofort runtergefahren zum Abdecken der NEOKunsthalle. Ich stehe sofort auf und bewege mich ebenfalls sofort zum Standort der NEOKunsthalle. Zum unser aller Glück sollte später Michael mit Kuchen zur Baustelle kommen, um uns damit ein wenig zu trösten…

 

Edition „NEOKunsthalle Göppingen“, Auflage 25, 25 x 25 cm, Foto auf Aludibond

 

Tagesthemenbeitrag zum Projekt vom 16.07.2024 (ab Min. 28:55)
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tagesthemen/video-1359664.html

Auf großer Fahrt von Citeaux nach Gravenhorst

Performance – Temporäre Installation
Kloster Citeaux (Fr.), Canal de l’Est, Mosel, Rhein, Dortmund-Herne-Kanal, Kunsthaus Kloster Gravenhorst  | 2006

 

 

Auf großer Fahrt von Citeaux nach Gravenhorst ist das „Logbuch“ eines ca. 600 Seemeilen langen Reiseabenteuers. Der Kölner Künstler Frank Bölter fuhr im Jahr 2006 mit einem Riesenpapierschiffchen aus Tetra Pak entlang der europäischen Kultivierungs- und Kolonialisierungswasserwege Saône, Canal de l’Est, Moselle, Mosel, Rhein, Rhein-Herne-Kanal, Donau-Ems-Kanal. Die Reise begann mit einer gemeinschaftlichen Faltaktion mit Novizen des Ordens im Gründungskloster des Zisterzienserordens Citeaux und endete mit der Übergabe einer Botschaft des Abtes im ehemaligen Tochterkloster des Ordens, dem heutigen „Kunsthaus Kloster Gravenhorst“. Das Buch dokumentiert die Unwägbarkeiten des Projekts sowie die Hilfeleistungen freiwillig wie unfreiwillig in das Projekt eingebundener Personen in Text und Bild, lässt die im Mittelalter übliche Verbindung zwischen Kunst und Spiritualität wieder aufleben und erinnert an die „Missionsreisen“ früher Mönche (z.B. St. Brandanus, 5. Jh.). Festeinband aus dem als Bootsmaterial genutzten PE-Getränkefolienumschlag. Gefördert durch die Stiftung Kunstfonds mit Mitteln der VG Bild-Kunst.

 

Publikation „Auf großer Fahrt“, erschienen im Salon Verlag, Auflage 1000, 68 Seiten, Hardcover mit Umschlag aus Milchkarton, 21 x 16 cm
mit Texten Frank Bölter

François Beultier

Malerei, Performance – Temporäre Installation
Kunstakademie Münster | 2024, Galerie Hausen | 2024

 

„Im Studium der freien Kunst entschloss ich mich, die Entwicklung der Kunsthochschulen bzgl. ihrer Fokussierung auf die neuen Medien mit der Entscheidung, meine damals einzige Zimmerpflanze, eine Primel, immer und immer wieder zu „porträtieren“, malerisch zu kommentieren. Die in den wöchentlichen Kolloquien in der Malereiklasse in „Rückwärtsgewandtheit zwischen Impressionismus und Expressionismus“ verortete Malerei wie die permanente Anwesenheit des pflanzlichen Wesen veranlassten mich, mein gesamtes Studium und darüber hinaus, meine Zimmerpflanze durch die Malerei zu hegen und zu pflegen. Als kritische Position zur Konzentration der Kunstakademien auf die neuen Medien wurde das erst nach etlichen Präsentationen der „Primel“ auf den jährlichen Rundgängen erkannt. Zunächst brachte man diese etwas „langweilige Malerei“ nicht mit meinen damaligen, als wesentlich interessanter bewerteten Performances überein, denn die Unterschrift der Kunstfigur „François Beultier“ war nur auf der Rückseite zu finden. Niemand macht sich die Mühe, die Bilder mal als ganzes Objekt zu betrachten. Zum Glück war mein Studium zu Ende, bevor dieser Umstand erkannt und eine Karriere in der Malerei damit möglich wurde“ (…), berichtet François Beultier rückwirkend in einem Text über seine Studienzeit um die Jahrtausendwende.

o. T., (Primel), 2001, Öl auf Leinwand, 50 x 50 cm

o. T., (Primel), 2001, Öl auf Leinwand, 50 x 50 cm

François Beultier hatte seinen ersten Auftritt in einer Kunstakademie beim Rundgang im Wintersemester 2000/2001, als er mit angeklebtem Künstlerschnurbart, geschwungenem Seidenschal mit aufgesetztem Hut und Gebahren kostümiert auftrat und eine Reihe seiner gemalten „Primeln“ in den Fluren der Hochschule und in seiner Klasse ausstellte. Die Kunstfigur „François Beultier“ fand nicht sonderlich viel Beachtung, war den Kommilitonen der angehende Künstler doch schon unter anderem Namen bekannt. Zudem waren seine Bilder für das Publikum unsichtbar auf der Rückseite signiert und die Signatur demnach nur bei zu intensiver Beschäftigung mit dem Bild und allseitiger Betrachtung der Leinwandobjekte zu entdecken. Eine seinerzeit namhafte Galerie im Rheinland vermied schließlich eine Präsentation der augenscheinlich „delikaten Malerei“ Beultiers mit der Begründung einer zu „arg listigen Täuschung“ innerhalb der bereits anberaumten Einzelausstellung. So blieb dem „französischen Künstler“ zunächst eine angemessene Karriere versagt, was ihn zunächst in eine langanhaltende Malblockade führte, die sich aber im Angesicht der zunehmenden Bedeutung der Thematik von Täuschung und Enttäuschung in den darauffolgenden Jahren und Jahrzehnten mehr und mehr löste…

Der Kunst wird gern die Sichtbarmachung der allgemeinen Suche des Menschen nach seiner Position in der Welt, einer Identifikation des Individuums und einer Bestimmung des Ichs zugeschrieben. In der Kunstgeschichte können wir an der Entwicklung der „Handschrift“ ablesen, wie ausdifferenziert sich das Individuum zu behaupten vermag und abzugrenzen versteht. Was aber, wenn sich ausschließlich die Konzentration auf das Ego kausal zur Dimension des Erfolgs eines Künstlers verhält? Wenn der Mensch von seiner egoistischen Entwicklung, der dauerhaften Pflege desselben und ein messbarer Gewinn nur von der Ausbildung des Egos abhängt und die Unfähigkeit, davon abzulassen wie der Mangel an anderen Strategien eine Situation gebiert, die sich im Persönlichen wie im Gesellschaftlichen derzeit überall zeigt und der einzige Ausweg als eine überall postulierte Transformation des- und derselben verkauft wird, damit wir doch wieder im Ego-fokussierten Bewusstsein landen? Veranschaulicht die angestrengte und akademisch angestrebte Suche nach dem Alleinstellungsmerkmal eines Künstlers und damit die wieder erkennbare Handschrift einer Künstlerpersönlichkeit nicht genau dieses Problem? Sollte damit etwa allgemein sichtbar werden, dass Ausbildungen, Karrieren, technischer Fortschritt genau wie alle anderen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen nur in eine Sackgasse der übersteigerten Egos führen und hier enden?
Wenn dem so sein sollte, wird damit die Handschrift bei der Tiefe und Größe der Problematik obsolet zugunsten eine Epoche permanenter Wandelbarkeit von Handschriften, Haltungen und Hirarchien? Einzig eine höchste Qualität und Professionalität innerhalb einer Palette von Fertig- und Fähigkeiten bliebe erhalten und zeichnete den Menschen jenseits seiner Signatur diverser Handschriften aus. So entfaltet sich womöglich nach einer Zeit der Entwicklung des Solisten, Solitären und damit Separierten seit Albrecht Dürers „Selbstbildnis als Künstler“ im Jahre 1498 und seiner Pflege über die folgenden Jahrhunderte möglicherweise ein Sprung über das Bewusstsein des Egos hinaus, nur wohin? Was kommt nach der Entwicklung und Entfaltung des Egos, das zumeist auf Kosten anderer ausgeprägt werden muss? –

Wie entstanden die allseits zu beobachtenden Täter- und Opferspiele, zu der sich neben diesen beiden Rollen, auch noch die des Initiators dieser Spiele, der sich dann auch noch als Retter des Opfers und als Richter des Täters aufspielen darf? Nehme ich mangels Sensibilität und Übersicht eine dieser Rollen ein, dränge ich mein Umfeld nur dazu, die anderen Plätze einzunehmen und es entsteht ein Verhalten innerhalb dieser Rollen, das alle unlebendig macht, da wir allmählich diese Rollen in Lebensgewohnheiten verwandeln und schließlich ganz mit dem Leben verwechseln. Ganze Industrien werden um den Erhalt dieser Rollen herumgebaut und behauptet, ohne sie könnten wir nicht überleben. Eine Dimension der Täuschung entsteht, die wir aufgrund ihrer Größe für die Wahrheit halten. Werden wir in diese Funktionen gedrängt, entsteht in dem Menschen, der es sich gestattet, ein Gefühl der Getrenntheit von sich selbst und von der Welt, das neben dem Bedürfnis nach Entfaltung das wichtigste Gefühl des Menschen überhaupt ist: die Verbundenheit. Jedes kleine Kind strebt danach und muss lernen, das beide Grundsteine seiner eigenen Entwicklung auf der Erde nicht gelebt werden können. Ähnlich verhält es sich mit der Rolle des Künstlers, der (mehr oder weniger verzweifelt) versucht, auf seine Umgebung über Impulse Einfluss zu nehmen, ihr Erneuerungen zu verschaffen, Innovative Elemente einzuverleiben, auch noch permanent Denkanstöße liefert und an Gefühle appelliert, um selbst aus seiner Rolle heraus zu finden und andere bestenfalls mit in die Lebendigkeit zurück zu führen. Dabei stabilisiert er nur durch seinen Beitrag den Mangel an Lebendigkeit, indem er so tut, als sei in dieser Gesellschaft eben doch alles möglich. Stimmt nicht, denn er bleibt mit seiner Beteiligung am Spiel selbst in Markt-, Sach- und Geltungszwängen gefangen.

Aber wie verlassen wir nun das begrenzte Spielbrett dieser Möglichkeiten, in der die Kunst auch nur das Erfüllen einer beschränkt innovativen Erwartungshaltung der anderen bedeutet, um überhaupt ein bisschen Beachtung geschenkt zu bekommen? Wie können wir die dafür notwendige Sensibilität entwickeln, um in die nötige Übersicht zu kommen, um das gesamte Bild im Kleinen bei sich selbst wie im Großen in der Gesellschaft endlich wahrnehmen zu können?
Beultier schlug beim Rundgang der Kunstakademie vor, die Rolle mit Humor zu füllen, indem er in seinem frankophilen Kostüm in frivol-französischakzentuiertem Deutsch dem an seinen Bildern interessierten Publikum die von ihr erwartete Künstlerrolle mit den Mitteln der Übertreibung und Pointierung vorspielte, so das eine innere Befreiung davon stattfinden konnte. So hüpfte er leichtfüßig über die, womöglich das Blumenfeld seiner eigenen Abhängigkeiten, Befindlichkeiten und Gefühle darstellenden einzelnen Blumentöpfe und sprang damit vom Spielfeld der Rollen zurück in seine eigene Lebendigkeit. Billigend in Kauf nehmend, das darauf eine Ignoranz des Kunstmarktes folgte, blieb das Gefühl der inneren Freiheit übrig. Damit ist der Humor, wie er uns zeigte, Mittel, Weg und Zweck, die Rollen der beschränkten Möglichkeiten oder das gesamte Spielfeld des Transaktionsdreiecks zu verlassen. Jenseits dieses Feldes wartet vielleicht eine Freiheit wie eine Kunst, die wirklich frei sind, und die einem das nicht nur vorgaukeln. So sind die Primeln womöglich der Versuch, mit jedem Bild neue Handschriften zu entwickeln, in täglicher Permanenz auf der immerwährende Suche nach neuen Positionierungen in sich wiederholender Sichtbarkeit, um der allgegenwärtigen Falle des Marktes, der krampfhaften Suche nach dem nur scheinbar erlösenden Alleinstellungsmerkmal oder des vordergründig nützlichen Labels auszuweichen…

o. T. (Feige), 2023, 50 x 50 cm, Öl auf Leinwand

o. T. (Feige), 2023, 50 x 50 cm, Öl auf Leinwand

o.T. (Feige), 2024, 50 x 50 cm

o.T. (Feige), 2024, 50 x 50 cm

o. T. (Feige), 2023, 50 x 50 cm, Öl auf Leinwand

o. T. (Feige), 2023, 50 x 50 cm, Öl auf Leinwand

o. T. (Feige), 2024, 50 x 50 cm, Öl auf Leinwand

o. T. (Feige), 2024, 50 x 50 cm, Öl auf Leinwand

So ist die Galerie Hausen in Euskirchen die erste Galerie, die sich der Malerei Francois Beultiers annimmt und seine Arbeiten öffentlich ausstellt.

Einladungskarte François Beultier

Chronik von Que(e)rbeet, -feldein und -denken in Köln-Kalk

Temporäre Installation – Performance
Veedelsbüro Loéstraße 6, Brauwelt und Kalkberg, Köln-Kalk | 2023

 

Chronik „Que(e)rbeet, -feldein und -denken in Köln-Kalk

12.04.2023 Anruf von Tommi Grusch vom Stadtteilbüro Kalk-Nord und Veredle e.V. mit der Frage, wie die Welt in Kalk noch zu retten sei? Ich verspreche sofort nach Kalk zu kommen, um ein Loch in die Wand zu machen.

15.04.2023 Ortsbegehung und Besichtigung von Kalk und neuralgischen Punkten den öffentlichen Raum betreffend. Auf Nachfrage halten 50 % der Befragten die Parkplatzsituation für das größte Problem in Kalk, neben den Mietpreisen und den ansteigenden Lebenshaltungskosten. Als ich etwas zu spät zum meinem nur in Notfällen dieser Art zu fahrenden Auto zurückkomme, klebt ein Knötchen an der Windschutzscheibe. Die Parkzeit habe ich um 7 Minuten überzogen.

16.04.2023 Visualisierung des Projektvorhabens „Queerbet, -feldein und -denken in Kalk“ als zweiteiligem Workshop zur beispielhaften Transformation der gesamten Gesellschaft in Kalk in Form der gemeinschaftlichen Faltung des „SUV Kalk“ aus Karton zum Kalkfest am 19.08.2023 und der Transformation des Vehikels am 27.08.2023 in die „Rose of Kalk“. Tommi Grusch erklärt im Namen des Stadtteilbüros Kalk-Nord und des Veedel e.V. sein Einverständnis in den blumigen Worten: „is ok!“, warnt aber gleichzeigit vor zu hohen Parkgebühren, sollte der SUV Kalk die anvisierte Parkzeit von einer Woche überstehen.

19.08.2023
Ab 14 Uhr Fertigung des SUV Kalk mit tatkräftiger Unterstützung der Nachbarschaft der Loestraße unter Melonenspenden eines älteren türkischen Herrn und der Versorgung mit Kirschkuchen einer älteren „Urkalker Dame“, die das Geschehen von ihrem Balkon aus beobachtet und eine Stärkung verspricht: „Sie müssen doch was essen, bevor Sie damit losfahren! „Aber sagen Sie mal, wo wollen Sie denn damit eigentlich hin?“ Fragt Sie mit leicht besorgtem Unterton. Der 8-jährige Mohammed antwortet planvoll: „Erst auf den Kalkberg, dann parken wir falsch am Kalkar Stadtgarten!“. „Gute Idee“, meint die soeben die Bühne, die die Welt bedeutende und betretende Elke S., die mit ihrer gerade noch rechtzeitig entbundenen Tochter Lenja zur Jungfernfahrt des die Automobiltechnik womöglich weiter entwickelnden SUV Kalk erscheint, wie der frisch gebackene Opa Dirk S. Dazu meint, der dafür gesorgt hat, das die Kalker Bevölkerung einigermaßen Bescheid weiß, was sich Weltbewegendes im Hinterhof der Loestraße in Kalk abspielt. „Ich weiß noch nicht“, meint der frisch gebackene Projektbeauftragte des zivilen Ungehorsams in Kalk Tommi Grusch, „ob das hier gut geht.“ „Ich habe die Faltanleitung vergessen!“, fällt dem Künstler gerade noch rechtzeitig auf, damit Mohammed meint, er wisse, wie es weitergehe. Prompt wird dem 8-jährigen Mohammed der Führerschein gefaltet und ausgestellt, damit der Prototyp auf die Probe gestellt werden kann.

 

16 Uhr pünktlich wie die übrige lahmendere deutsche Autoindustrie läuft der Prototyp des SUV Kalk vom Band und kann seine Probefahrt antreten. Am Kalker Markt verlässt die eine Hälfte der Insassen das manövrierfähige Vehikel. Es fallen Sätze wie „Ich hätte ich gewusst, das ich selbst fahren muss, wär ich gar nicht erst gekommen!“, oder: „Danke fürs Mitnehmen.“, Andere meinen: „Das Lenken fällt ein bisschen schwer, ansonsten absolut verkehrstauglich!“. Mohammed fragt: „Ob er sofort einen Führerschein machen könne?“, der ihm prompt ausgestellt und gefaltet wird. „Man sieht ja drinnen gar nicht, was draußen los ist?“ Stellt Elke fest, damit Florian sagen kann: „Hier ist sohl der einzige Ort in Kalk, an dem man mal mit sich alleine ist.“ Als wir nur noch zu Dritt sind, fährt der heilige Geist in uns, mobilisiert unsere letzten Kräfte, die uns doch noch bis auf den Kalkberg führen. An der Pforte meint einer der das Areal bewachenden Feuerwehrmänner aufgeschlossen: „Eigentlich wollten wir keine Autos mehr auf den Berg rauf lassen.“ Bernd Giesecke kontert beflissen: „Der Wagen hat Brandschutzklasse 3, damit können wir überall hinfahren“. Das scheint die Feuerwehr zu überzeugen, die uns eine halbe Stunde Aufenthalt gewährt, die im Namen des Beauftragten des zivilen Ungehorsams in Kalk Tommi Grusch entsprechend überzogen werden muss. Zu unserem Glück fahren nach einer Stunde guter Aussicht vom Kalkberg über das Panorama von Köln ein paar Freiwillige den Wagen wieder hinunter. Der inzwischen von uns mehr als heilig gesprochene Fahrer Bernd Giesecke behauptet, das die Feuerwehr doch sowieso erst immer nach dem Brand, also eigentlich zu spät käme. Da können wir bestimmt mit Verständnis rechnen. „Kann ich mitfahren?“ schreit jemand von draussen im Vorbeifahren, was wir verneinen, da wir gerade so gut unterwegs sind, dass uns beinah die Arme abfallen. Als von hinten gehupt wird, scheint mir, das Tommi Gruschs rechter Arm durch das zu tragende Gewicht des Fahrzeugs bereits länger geworden ist als sein Linker. Auf Nachfrage antwortet der neue Karosseriebauer, das er gerade keine Zeit hätte, das zu überprüfen. Außerdem könne er nicht loslassen, ohne einen Unfall zu verursachen. Nach länger Probefahrt endlich zurück auf der Kalker Hauptstraße wird gezielt der Kalker Stadtgarten angesteuert, das Auto schnell falsch geparkt, ausgestiegen und sich in alle Winde zerstreut, bevor das Ordnungsamt um die bestimmt nächste Ecke kommt. Wir können in der vorbeikommenden Demo gegen zuviel CO2-Ausstoss und zu vielen Autos Kalk untertauchen. Außerdem (Achtung schlechter Witz:) fehlt zudem das Nummernschild!

 


27.08.2023 immer noch unversehrt, zwar mit ein paar kleinformatigen Grafittis und Plakaten, die auf das heutige Vorhaben werbend hinweisen, geschmückt, wird um 14 Uhr wie geplant der SUV Kalk zur Sünder Brauerei zur Kalk-Kunst gefahren, wo das Fahrzeug in „the Rose of Kalk“ umgefaltet werden soll. „Ob das gut geht?“ werden laute Zweifel von vorbeifahrenden und -hupenden Augenzeugen des immer noch fahrtüchtigen Vehikels vorgebracht. „Habt Vertrauen in die Deutsche Automobilindustrie“, ermuntert Bernd Giesecke die anderen zumeist schnelleren Verkehrsteilnehmer. Um 14.30 Uhr wird der SUV Kalk wieder entfaltet und einer gemeinschaftlichen Hau-Ruck-Kunstkation nach allen Regeln der partizipativen Künste mit Besuchern der Kalk-Kunst basisdemokratisch in „the rose of Kalk“ transformiert. Vollkommen klar, das „the rose of Kalk“ im Bezirksrathaus von Köln-Kalk landet.

Ausstellungsansichten

 

Kunsthalle Göppingen Kunsthalle Göppingen, 2024 

 

 

 

Ultra all inclusive Kunstmuseum Bonn, 2021, Fotos: Martin Plüddemann 

 

 

 

It’s aqua origami, alright. But is it Art? Columbus ArtFoundation, Leipzig, 2009, Foto: Werner Hannappel

 

 

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Michael Jezierny1

 

Foto Michael Jezierny3

Hidden landscapes Kunsthaus Kloster Gravenhorst, 2023 

 

 

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Mauerwerk Haus am Waldsee, Berlin

 

 

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Mauerwerk Kunsthaus Kloster Gravenhorst, 2014, Foto: Simone Zaugg

 

 

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0 Kilometer Kloster Bentlage, 1999

Weiße Rose (XXL)

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Performance – Temporäre Installation
Viktualienmarkt, Heilig-Geist-Kirche, München | 2022

Kuratiert von Benita Meißner und Ulrich Schäfert

 

Im Rahmen von ‚Auf der Suche …‘, dem Ausstellungsprojekt im Dialog von Kunst, Kirche und Wissenschaft, initiiert Frank Bölter ein eintägiges öffentliches Papierfalten auf dem Viktualienmarkt in München. Die Aktion „Weiße Rose (XXL)“ beinhaltet das öffentliche, gemeinschaftliche Falten einer überdimensionierten weißen Rose aus Karton in der kunsthandwerklichen Technik des Origami mit dem Laufpublikum auf dem Münchener Viktualienmarkt. Anlass für diese öffentlichkeitsinvolvierende, bildkünstlerische Form der Erinnerungskultur ist das 80-jährige Jubiläum der Gründung der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gegen die NS-Terrorherrschaft im Juni 1942.

Als Ort der Realisierung der Faltaktion wird der viel frequentierte Viktualienmarkt gewählt, an dem Münchner Bürger*innen und Tourist*innen eingeladen sind, am Herstellungsprozess einer 2 x 2 Meter großen weißen Rosenblüte – inklusive Stängel in einer Gesamtlänge von 5 Metern – mitzuwirken. Das mehrteilige Faltobjekt wird so innerhalb einer „öffentlichen Bildhauerwerkstatt“ mit der Marktkundschaft als vielschichtigem bildhauerischen Akteur entstehen. Die zeitliche Inanspruchnahme jedes/jeder Faltenden variiert – angefangen beim bloßen Falten, über das Ineinanderlegen der einzelnen Faltobjekte bis hin zum Anbringen des Stängels am Blütenkopf bleibt jedem Marktbesuchenden selbst überlassen, ob er nur ein paar Minuten seiner Zeit schenkt oder sogar etliche Stunden. So entsteht über die Dauer eines Tages ein komplexes, gemeinschaftlich erarbeitetes Papierobjekt. Anschließend soll die Rose in der Heilig-Geist-Kirche ausgestellt werden; auch dorthin wird die riesige Origami-Skulptur von Freiwilligen gemeinschaftlich transportiert und erzählt so vom öffentlichen Herstellungsprozess samt Gebrauchsspuren, Fußabdrücke, unvorhergesehener Knicke und korrigierter Falten.

Lokale Bezüge zu tatsächlichen Ereignissen in München wie zur überregionalen und internationalen Bedeutung und Strahlkraft der „Weißen Rose“ korrespondieren hier mit der Spannung zwischen den Attributen der kunsthandwerklichen Origami-Technik in üblicherweise kleinem Format, gepaart mit solitärer, kontemplativer und friedfertiger Beschäftigung auf der einen Seite und formaler Überdimensionierung und inhaltlich-politischer Aufladung auf der anderen. Neben der rein formalen Äquivalenz zur Weißen Rose greift die Kunstaktion das Material Papier auch als Informationsträger auf, wie auch die Ebene der öffentlichkeitswirksamen Beteiligung der Bevölkerung. So wird direkt eine Parallele zur folgeträchtigen Aktion der Gruppe Weiße Rose gezogen, deren Mitglieder am 18. Februar 1943 Exemplare ihres 6. Flugblatts gegen das NS-Regime von der Galerie in den Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München warfen und daraufhin verhaftet wurden.
Der Beitrag „Weiße Rose (XXL)“ ist der Versuch, das Bewusstsein für die grundsätzliche Gefahr von Diskurs- und Demokratieverlust, Ausgrenzung, Separation und Faschismus in der Form des kunstpraktischen Zitats des historisch konkreten und museal-institutionalisierten Beispiels des
Bodendenkmals von Robert Schmidt-Matt vor dem Haupteingang der LMU mit dieser „neuen“ Übung zu schärfen. So lässt sich die Palette der geschichtsvermittelnden Möglichkeiten erweitern, in der Gesellschaft verankern und bestenfalls verstetigen.
Alle Flanierenden am Viktualienmarkt sind eingeladen, zur Weiterentwicklung dieses Vorhabens in Form eines offenen Dialogs beizutragen.

Text: Benita Meißner

 

https://www.dg-kunstraum.de/frank-boelter-weisse-rose-xxl-viktualienmarkt/

Der Weg des geringsten Widerstandes

Happening – Walk
Köln bis Berlin | 2024

 

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… war der ca. 650 Kilometer langer Fußmarsch von meiner Haustür am Rolshover Kirchweg 82 in Köln quer durchs Land, über Berg und Tal, Stock und Stein zu Mann und Maus bis in den Reichstag nach Berlin mit einem geschulterten Straßennamenschild mit der Aufschrift „Weg des geringsten Widerstandes“.
Während des etwa 4-wöchigen Fußmarsches im September 2021 in Anzug, Krawatte und Lackschuhen, mit dem Rohrpfosten und installiertem Schriftzug auf der Schulter wurde auf dem „Weg des geringsten Widerstandes“ der Frage nachgegangen, ob und warum der Mensch einen leichten, bequemen und möglichst geraden Lebensweg einem unbequemen, umständlichen und komplizierten Lebensweg vorzieht? …
Dieser Weg des vielleicht größten Widerstandes samt abschließendem „Besuch des Reichstages“ endete mit der Konfrontation der politischen Elite mit dieser lebenswichtigen Fragestellung exakt am Tag der Bundestagswahl am 26. September 2021 …
Die Darstellung der Frage, ob ein gradliniger, schnörkel- wie um- und auswegloser Karriere-, Bildungs- und Lebensweg auch wirklich der Richtige ist, konnte über die Internetseite http://www.wegdesgeringstenwiderstandes.de in Form von täglichen Berichten und Wasserstandsmeldungen aus den Schuhen des Wanderers mitverfolgt werden. Neben allen Stationen dieses „Kreuzweges“ zeigte die tägliche Dokumentation dieser Tortour die exemplarischen, allegorischen wie bestimmt unbequemen Schritte dieses Weges mit all seinen Abzweigungen, Umleitungen, Sackgassen und Absperrungen, Irrungen wie Wirrungen, unsagbaren Mühen mit unerklärlichen Begegnungen, allen Hilfestellungen der Bevölkerung samt Gesprächen über Lebensmut, -glück und -müdigkeit wie Kommentaren in Reisetagebuchform mit Text und Bild.
Diese humorvolle Infragestellung von Bequemlichkeit und den Schattenseiten dieses bestimmt freud- wie leidvollen Marsches quer durch die Republik ins Parlament zum Dialog mit der politischen Elite samt Schenkungen und Unterstützungsleistungen von Übernachtungsmöglichkeiten, Lunchpaketen und Lackschuhspenden in der Größe 44 für das formvollendete Erscheinungsbild des Akteurs dieser Langzeitperformance und -studie fanden im Internettagebuch Erwähnung, genau wie alle angenehmen Begleiterscheinungen und unliebsamen Begegnungen auf dem langen Weg vom Westen des Landes durch Westfalen und Niedersachsen durch den Osten nach Sachsen, durch Brandenburg bis nach Berlin.
Wer mithalf, diesen charmanten „Schildbürgerstreich“ als Version historischer Ablasswanderungen, traditioneller Protestmärsche und zeitgemäß bewegter Verbindung mit Mutter Natur Wirklichkeit werden zu lassen oder zu begleiten, sollte nach Vollendung des Projektes zum Dank ein handsigniertes Buch und eine Grafik des „Wegs des geringsten Widerstandes“ überreicht bekommen, deren Auflage exakt der Summe der Unterstützenden entspricht. Eine Dokumentation erscheint in Kürze im Verlag für Moderne Kunst, Wien.

Der Weg des geringsten Widerstandes
Vernissage Mittwoch, 01.09.2021 um 8.30 Uhr, Rolshover Kirchweg 82, 51105 Köln
Finissage Sonntag, 26.09.2021 um 18 Uhr im Reichstag, Platz der Republik, 10557 Berlin

Wandertagebuch:
www.wegdesgeringstenwiderstandes.de

 

Publikation „Weg des geringsten Widerstandes“

erschienen im
Verlag für moderne Kunst, Wien

298 Seiten, Hardcover mit Banderole, 21, 14,4 cm
mit Texten von Dr. Katja Blomberg, Frank Bölter
Buchgestaltung Julia Majewski
Fotografie/Film Frauke Schumann und Achim Köhler
ISBN 978-3-903439-84-9
Auflage 500, Preis 34,90 €

https://www.vfmk.org/books/frank-boelter-der-weg-des-geringsten-widerstandes

Bestellungen über den Verlag für moderne Kunst oder per mail an:
Mail an Studio Frank Bölter

 

Sonderedition „Weg des geringsten Widerstandes“,
298 Seiten, Hardcover mit Originalanzug und Banderole, 21, 14,4 cm
mit Texten von Dr. Katja Blomberg, Frank Bölter
Buchgestaltung Julia Majewski
Fotografie/Film Frauke Schumann und Achim Köhler
Auflage 20, Preis auf Anfrage

Bestellungen per mail mit Betreff „Sonderedition“ an:
wegdesgeringstenwiderstandes@gmx.net

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Frank_Buch_Rhenania-session0262

 
Frank_Buch_Rhenania-session0282

Fotograf Edition: Jens Pussel, www.jenspussel.de

Eine Gans ist ein Turm ist eine Rose ist …

Performance – Temporäre Installation
Monheim am Rhein, Kunstwerkstatt | 2022

 

Eine Gans ist ein Turm ist eine Rose …
war eine dreiteilige Performance im öffentlichen Raum von Monheim. So wurde aus demselben Blatt Papier an drei aufeinander folgenden Sonntagen im Juni 2022 zunächst das Wappentier der Stadt Monheim am Rhein, eine Gans, gefaltet, die am darauffolgenden Sonntag in das Wahrzeichen der Stadt, der Schelmenturm, umgefaltet wurde, um schießlich als Seerose auf dem das Stadtbild prägenden Rhein ins Ungewisse zu driften …

Veranstaltungen jeweils Sonntags am 05.06.22, 12.06.22 und am 26.06.22 von 14 bis 17 Uhr